Judith Ringer steht als Chefin ihren Mann
Um als Frau Karriere zu machen, braucht es Mut, meint Judith Ringer, Chefin von Frau in der Wirtschaft Steyr-Land.
WALDNEUKIRCHEN. Zwanzig Mitarbeiter hören auf ihr Kommando: Judith Ringer leitet seit 2008 die Firma Steyr Trucks Sales and Services International GmbH (STI) in Waldneukirchen. Produziert werden Spezialfahrzeuge, darunter Straßenbaumaschinen. Ihr Mann Friedrich, vormals Geschäftsführer der Steyr Daimler Puch AG in Riad, hat die Firma 2006 gegründet. Er leitet nun die STI-Fabrik mit 150 Mitarbeitern im Königreich Saudi-Arabien.
Das einzige Mädchen
Die gebürtige Kronstorferin hatte nie einen „Karriereplan“, er hat sich ergeben. Nach der Rudigier-Hauptschule in Steyr war die mathematisch Interessierte in der HTL Steyr im Zweig Nachrichtentechnik das einzige Mädchen in der Klasse. 1986, nach der Matura mit Auszeichnung, suchte sie vorerst vergeblich einen Job. „Ich wusste gar nicht, dass es in diesem Bereich auch Frauen gibt“, meinte damals ein Personalchef zu ihr. Sie heuerte schließlich bei BMW Steyr an und sammelte im Software Engineering wertvolle Erfahrungen.
„Man muss sich einfach etwas zutrauen und Chancen wahrnehmen“, nennt sie eines ihrer Erfolgsrezepte. Dass Frauen in Führungspositionen noch lange nicht die gleichen Chancen wie Männer haben, sei Tatsache. „Viele Männer haben ein Problem damit, unter einer Frau zu arbeiten.“ Sie freut sich, dass der Unternehmerinnen-Anteil im Bezirk derzeit bereits vierzig Prozent ausmache.
Die Begeisterung zählt
Ringer macht allen jungen Frauen Mut, ihren wahren Neigungen und Interessen nachzugehen. „Wesentlich ist, dass einem der Job Freude macht, dann ist man auch gut darin.“ Wichtig sei, immer Frau zu bleiben und nicht zu versuchen, „ein besserer Mann zu sein.“
Seit kurzem ist Judith Ringer neue Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft Steyr-Land (FiW). „Frauen nehmen sich im Gegensatz zu Männern weniger Zeit zum Netzwerken. Daher engagiere ich mich“, sagt die dreifache Mutter. „Männer machen meist von Haus aus mehr Teamerfahrungen, etwa beim Fußball oder Bundesheer. Frauen werden klassisch darauf hinerzogen, Konkurrentinnen zu sein.“
Bewusstseinsbildung wichtig
Eines ihrer Ziele als FiW-Chefin ist es, mehr Mädchen für Technik zu begeistern. Wichtig sei die Bewusstseinsbildung. „Vom System her wird in dieser Hinsicht viel zu wenig gefördert“, beklagt sie und regt eine Berufsberatung samt Potenzialanalyse für 13- und 14-Jährige an. „Oft bremst auch das soziale Umfeld die Mädchen ein“, weiß sie. „Zu mir kann jeder schnuppern kommen“, lädt sie ein.
http://www.sti-steyr.com
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