"Alpine Jet" könnte Geld in Gemeindesäckl wehen

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Bis zum Bersten voll war der Saal des Brenner-Hauses, als Leitwind-Chef Anton Seeber und sein Team am Donnerstag die Bevölkerung über die geplanten Windräder in den Brennerbergen informierten.

GRIES/OBERNBERG (tk). Die Fakten sind bekannt: Die Firma Leitwind beabsichtigt, in einem Joint-Venture mit den Etschwerken in den Brennerbergen 22 Windräder aufzustellen. Als „Wipptaler Anlage für grünen Wipptaler Strom“ wurde das Projekt am Donnerstag hauptsächlich beworben.

Schon seit vier Jahren wird an den Plänen für die Realisierung des Windparks gearbeitet, momentan läuft die Genehmigungsphase in Form der UVP-Prüfung! Die Gemeinde Brenner hat dem Ansinnen längst zugestimmt – das wurde Bgm. Franz Kompatscher und seinem Gemeinderat aber auch leicht gemacht, immerhin erhält die Kommune künftig vier Prozent des Umsatzes, was in etwa einer halben Million Euro pro Jahr entsprechen dürfte. Dementsprechend fiel am Donnerstag auch das Plädoyer des Ortschefs für die – samt Rotoren bis zu 95 Meter hohen – Windräder im Bereich Sattelberg und Steinjoch aus! Die Firma Leitwind hat dafür vor, direkt vom Brenner aus vorübergehend eine Materialseilbahn bis auf die gut 2.000 m hohen Berge zu errichten. Dass sich die Investition in Höhe von rund 70 Millionen Euro – übrigens rein aus privaten Mitteln – rentieren wird, belegen laut den Verantwortlichen mehrere Studien. Der Wind wehe konstant und kräftig, hieß es – und er hat jetzt sogar einen eigenen Namen bekommen: „Alpine Jet“!

Auf eine umweltfreundliche Umsetzung würde größten Wert gelegt, wie auf eine möglichst geringe Geräuschkulisse (die 40 Db entsprechen etwa jenem Lärm, den auch Straße und Bahn verursachen) und ein Radarsystem würde auf durchziehende Vogelschwärme reagieren und die Rotoren im Falle abschalten – dasselbe gilt übrigens, sollten die Windräder vereisen (Stichwort Eisklumpen auf Mensch und Tier), strich man ebenso hervor. „Die Windräder sind von beiden Seiten des Brenners kaum zu sehen“, betonte Seeber weiters. 115.000.000 kwH Strom sollen pro Jahr erzeugt werden, das ist in etwa so viel, wie 37.000 Vier-Personen-Haushalte in der selben Zeit verbrauchen.

Nicht nur Lobeshymnen
„Ich bin sicher nicht gegen alles, aber unterm Strich ist es doch so, dass uns eines der wenigen noch verbliebenen Naherholungsgebiete genommen wird“, erntete Peter Thaler vom AV Gossensaß Applaus. Schutzgebietsbetreuerin Katharina Peer äußerte sich ebenfalls kritisch: „Es ist nicht ganz sauber, immer von sauberer Energie zu sprechen, wenn das Ganze doch eher Dimensionen einer Industrieanlage hat.“ Ganz anders ein Bewohner aus Gries: „Ich freue mich irrsinnig, wenn der Windpark errichtet wird! Da stellt sich mir aber auch die Frage, warum man keinen Kontakt mit den Nordtiroler Gemeinden sucht? Im Idealfall könnte man hier doch eine beispielhafte Nord-Süd-Kooperation umsetzen. Damit könnte das Wipptal endlich mal positiv punkten!“ Diese Überlegung gab es bei Leitwind bereits vor Jahren, aber als Herwig van Staa damals noch in seiner Funktion als Landeshauptmann mit den Worten „nur über meine Leiche“ abwinkte, sah Seeber wieder davon ab. „Doch die jetzige Landesregierung lehnt das Vorhaben nicht mehr so rigoros ab“, konnte Bgm. Karl Mühlsteiger in Erfahrung bringen. Wie auch sein Obernberger Kollege, Roman Grünerbl, kann er sich „unter Umständen“ eine Zusammenarbeit mit Leitwind vorstellen.

Die könnte dann so ausschauen, dass zu den 22 Anlagen auf nördlicher Seite noch weitere hinzukommen und dass dann eben auch die hiesigen Gemeinden ein Stück vom – offensichtlich lukrativen – grünen Stromkuchen abbekommen: „Wichtig ist halt, dass die Windräder vom Tal aus nicht einsehbar sind“, formulierte Grünerbl eine Bedingung, damit Tourismus etc. nicht zu sehr „leiden“. Die Bürgermeister wollen jetzt jedenfalls „alle Möglichkeiten prüfen“: „Vielleicht können wir doch auch noch vom Windpark profitieren.“

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