Bezirkshauptmann Herbert Hauser: "Mir sein für die Leit då, nit umgekehrt"

Dr. Herbert Hauser bekleidet seit nunmehr 18 Jahren das Amt des Bezirkshauptmannes des Bezirks Innsbruck-Land.
  • Dr. Herbert Hauser bekleidet seit nunmehr 18 Jahren das Amt des Bezirkshauptmannes des Bezirks Innsbruck-Land.
  • hochgeladen von Katharina Ranalter (kr)

INNSBRUCK-LAND (kr). Die Bezirkshauptmannschaft (BH) Innsbruck, Bezirk Innsbruck-Land feiert heuer ihr 150-Jahre-Jubiläum. Bezirkshauptmann ist Dr. Herbert Hauser: Zwölf Jahre lang war er Gendarmerie-Beamter in Seefeld. 1989 ging er zum Land, 1995 wurde er Imster Bezirkshauptmann. Seit 2000 ist er Bezirkshauptmann von Innsbruck-Land. Und auch heute sagt er noch: "Ich bin nach wie vor sehr gerne Bezirkshauptmann und habe viel Freude bei der Arbeit mit den Gemeinden und den Bürgern!"

Bezirksblatt (BB): Wie wichtig ist die BH als persönlicher Ansprechpartner in Zeiten des zunehmenden Online Services?
Hauser:
Die Digitalisierung hat auch vor der BH nicht Halt gemacht und die Kommunikationsmöglichkeiten mit der Bevölkerung müssen dementsprechend auf allen Ebenen stattfinden, die Kommunikationsmittel bieten. Vom persönlichen Gespräch über E-Mail bis hin zu Social Media oder die Homepage – wir bieten heute ein breites Spektrum an Kommunikationsmitteln an, um mit der Zeit zu gehen. Mein Motto ist immer: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“ Das persönliche Gespräch im Sinne der Beratung und Hilfestellung für die Bürger sind aber nach wie vor sehr von Bedeutung.

BB: Sind die Bezirkshauptmannschaften noch zeitgemäß?
Hauser: Die Kombination der angesprochenen digitalen Kommunikationsmittel und dem erfolgreichen Modell des Bürgerservices, bei dem der Kunde an einem Schalter viele Anträge erledigen kann, und zusätzlich die Mögloichkeit der Bürgerkarte, auf der alle wichtigen Dokumente kompakt gesammelt sind, bildet unser heutiges Fundament. Wir wollen moderne Verwaltung leben, nicht nur davon reden.

BB: Wie viele Referate gibt es und wie viele Mitarbeiter sind beschäftigt?
Hauser:
Die BH Innsbruck, Bezirk Innsbruck-Land betreut insgesamt über 178.000 Einwohner und 65 Gemeinden – sie ist damit die bevölkerungsreichste BH in ganz Österreich. Referate gibt es insgesamt zwölf – von Tourismus über Umwelt bis hin zu Verkehr. Beim Tag der offenen Tür der BH am 1. September wollen wir vor allem dieses breite Spektrum an Arbeitsfeldern, die die BH täglich bedient, aufzeigen.

BB: Ist es als Bezirkshauptmann machbar, so viele Leute zu betreuen?
Hauser:
Gott sei Dank kommen nicht alle auf einmal (lacht). Viele kommen mit ihren Anliegen zu mir persönlich, und natürlich bekommen alle nach Möglichkeit auch einen Termin. Es ist machbar, aber natürlich ist auch viel zu tun. Langweilig wird uns auf jeden Fall nicht!

BB: Wie sehen Sie Ihre Rolle als Bezirkshauptmann in Zukunft?
Hauser:
Ich sehe meine Funktion als Koordinator – als eine Art Schnittstelle zwischen den Anliegen des Bundes in Form von Gesetzen, Anliegen des Landes Tirol und den Bürgern. Besonders wichtig ist mir dabei, dass den Bürgern signalisiert wird, dass wir als BH für sie da sind und nicht umgekehrt.

BB: Wie schaut die Personalsituation der BH aus?
Hauser:
Insgesamt beschäftigen wir 243 Mitarbeiter, aber 105 davon sind Teilzeitbeschäftigte – das sind meist Frauen, die nach der Babypause wieder in den Beruf einsteigen wollen. Ich habe volles Verständnis dafür, wenn Frauen nach der Familiengründung wieder in den Arbeitsprozess einsteigen wollen – wir als BH versuchen, ihnen das zu ermöglichen. Natürlich wäre es für uns einfacher, alles Vollzeitstellen zu haben – aber das will ich nicht. Ich glaube, gerade wir als BH müssen junge Familien unterstützen.

BB: Wie läuft im Krisenfall das Management an der BH?
Hauser:
Es gibt einmal die Bezirkseinsatzleitung für den Katastrophenfall, die aus Stabsstellen besteht, die fix besetzt werden. Diese ist im Krisenfall in einer halben Stunde einsatzbereit und wird mehrmals jährlich zu Probezwecken hochgefahren. Dann gibt es noch die Bezirkseinsatzleitung für Sicherheitspolizeiliche Einsätze, wie beispielsweise bei "Chaostagen" oder Demonstrationen am Brenner. Dabei arbeiten wir mit dem Bezirkspolizeikommando und den Polizeiinspektionen zusammen.

BB: Was sind Themen, die besonders im Bezirk Innsbruck-Land von Bedeutung sind?
Hauser:
Ein Dauerbrenner ist natürlich der Verkehr – von der Brennerautobahn unnd -bundesstraße über den Zirler Berg und die Seefelder Straße. Außerdem müssen wir für die zahlreichen Veranstaltungen im Bezirk, wie beispielsweise im Fasching in den Marta-Dörfern rund um Innsbruck, sehr häufig Verkehrskonzepte erstellen. Im Bezirk gibt es außerdem einige Betriebe mit gefährlichen Stoffen, die genauer Kontrollen bedürfen. Auch Großbetriebe in den Industriegebieten von Innsbruck-Land brauchen oft Betriebsanlageverfahren oder Ähnliches. Natürlich gibt es zusätzlich noch den Tourismus und die Gastronomie, die die BH beschäftigt.

Zur Geschichte

Die Bezirkshauptmannschaften Tirols sind vor 150 Jahren entstanden. Damals war die Faustregel für die Größe eines Bezirkes folgende: Wenn der Bezirkshauptmann in der Früh in die Kutsche gestiegen ist, musste er am selben Tag die entfernteste Gemeinde erreichen und am gleichen Tag auch wieder zurückfahren können. So war es auch einem Bürger aus der entferntesten Gemeinde möglich, in einem Tag zur BH und wieder zurück zu kommen – sozusagen eine Tagesreise, um zu Informationen zu kommen. Der Bezirk Innsbruck-Land ist vermutlich deshalb so groß ausgefallen, weil vor 150 Jahren das Verkehrswegenetz in diesem Bereich bereits gut ausgebaut war.

Bezirkshauptmänner Ibk-Land

  • 1938-1945: Dr. Hans Hirnigel
  • 1945-1945: Dr. Josef Walter
  • 1945-1949: Hofrat Dr. Gustav Reicher
  • 1949-1972: Dr. Albert Nöbl
  • 1973-1999: HR Dr. Günter Sterzinger
  • seit 2000: Dr. Herbert Hauser
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