Region Tirol Stubai-Wipptal
Die Sensenmahd – Ein neuer Wellnesstrend

- Die Tradition ist im Mittelalter entstanden
- Foto: Johannes Bitter
- hochgeladen von Martina Obertimpfler
Auch heute noch greifen viele Bergbauern zur Sense – immer dann, wenn Traktoren und Maschinen an ihre Grenzen stoßen. Besonders in den steilen Hängen der Tiroler Alpen bleibt Handarbeit oft die einzige Option. Was einst reine Feldarbeit war, wird heute mancherorts als Wellness-Erlebnis neu entdeckt: Die rhythmische Bewegung beim Sensenmähen hat etwas Meditatives – und wirkt für viele Großstädter wie ein Gegenmittel zum hektischen Büroalltag.
WIPPTAL. In immer mehr Urlaubsregionen gehört das Sensenmähen inzwischen zum festen Bestandteil des Wellness-Angebots. Die Arbeit mit der Sense soll Körper und Geist in Einklang bringen – und ist zugleich eine bewusste Rückkehr zu einfachen, ursprünglichen Tätigkeiten. Neben der körperlichen Betätigung stehen Selbsterfahrung und Achtsamkeit in der Natur im Vordergrund. Ganz nebenbei lernt man auch die Technik des Mähens kennen: Wie lässt sich möglichst kraftsparend arbeiten? Welche Sensenform eignet sich für welches Gelände? Und wie wird das Werkzeug richtig gepflegt? Besonders wichtig: das Schleifen mit dem Wetzstein und das sogenannte Dengeln – eine alte Handwerkskunst, die heute wieder an Bedeutung gewinnt.
Dengeln ist ein traditionelles Verfahren zur Instandhaltung und Schärfung einer Sense. Dabei wird die Schneide der Sense mit einem kleinen Hammer (Dengelhammer) auf einem speziellen Amboss (Dengelstock) dünn und scharf geklopft. Das Ziel ist, die Klinge wieder auf eine feine Schneide zu bringen – nicht durch Abschleifen, sondern durch gezieltes „Ausziehen“ des Metalls.
Die Werkzeuge des Wandels
Im Mittelalter veränderten zwei Erfindungen die Landschaft der Täler: der eiserne Pflug und die Sense. Der eiserne Pflug ermöglichte den Bauern, die Böden zu bearbeiten und Getreide anzubauen, wo vorher Almen das Landschaftsbild dominierten. Die Sense, als Werkzeug für das Mähen, war und ist bis heute ein unverzichtbares Arbeitsgerät in den steilen Hängen der alpinen Täler. Auf den ehemals bewirtschafteten Almflächen entstanden dauerhafte Siedlungen, und die angrenzenden Wälder wurden gerodet, um Platz für Ackerflächen zu schaffen.
Kursangebot und gelebte Geschichte
Auch im Wipptal, insbesondere im Valsertal, lebt die Tradition der Sensenmahd nicht nur weiter – sie wird aktiv vermittelt. Im Sommer gibt die „Schule der Alm" in viertägigen Grundkursen Einblicke in Technik, Geschichte und Philosophie der Sensenmahd. Almlehrer Thomas, ein erfahrener Vermittler dieser Kulturtechnik, sieht darin weit mehr als reine Arbeit:
„Sensenmähen verbindet Körper, Geist und Natur. Wer einmal den gleichmäßigen Schwung der Klinge erlebt hat, weiß, was ich meine.“
Neben der praktischen Ausbildung im Mähen, Schleifen und Dengeln der Sense, stehen auch historische Inhalte auf dem Programm – etwa ein Besuch im Bergbauernmuseum in Schmirn oder die Filmvorführung über die Heuwirtschaft der 1960er-Jahre. Sogar sportlich wird das alte Handwerk heute genutzt: Von ernst gemeinten Wettkämpfen bis zu Juxveranstaltungen misst man sich im „schnellsten Schwung“. Sensenmähen fordert Kraft und Geschick gleichermaßen – und bringt vielleicht mehr ins Gleichgewicht als ein gewöhnlicher Fitnesskurs.
Dieser Artikel ist aus der neuen Ausgabe von "REGION Tirol" – dem Magazin für Regionalität in Tirol.Zum ePaper
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