Illmer: "Die Schule muss in Neustift-Dorf bleiben!"

Das Neustifter Dorfparlament hat sich wie berichtet kürzlich für den Bau eines neuen Schulzentrums in Kampl ausgesprochen. Die Abstimmung endete mit 9:0, weil die Opposition kurz zuvor geschlossen den Saal verließ. „Bei Leuten, die über die politischen Abläufe nicht informiert sind, bleibt nur im Kopf, dass wir die Sitzung verlassen haben“, meint GR Daniel Illmer und erläutert im Interview das Warum.

BEZIRKSBLATT: Herr Illmer, die Standortentscheidung war bekanntlich nicht in Ihrem Sinne ...
Illmer:
Nein. Ich habe die Sitzung mit der Begründung verlassen, dass ich diese Vorgangsweise mit meiner Aufgabe als Gemeinderat nicht vereinbaren kann. Ich bin aus verschiedenen Gründen gegen das Projekt Schule-Neu auf der Habichtswiese. Auch bin ich überzeugt, dass die Zeit noch nicht annähernd reif war, um diese Entscheidung zu fällen!

„Große Vorhaben brauchen hohes Maß an Energie und Einsatz“

BEZIRKSBLATT: Nun steht das Thema aber schon einige Jahre im Raum. Warum konnten Sie zu dieser „grundsätzlichen Frage“, wo gebaut werden soll, kein Votum abgeben?
Illmer:
Vorerst: Neustift hat in der Vergangenheit andere große Projekte vorgezogen und umgesetzt. Zu Ihrer Frage: Die uns vorliegenden Unterlagen waren schlichtweg unvollständig! Wir sprechen hier von einer der größten Investitionen, die Neustift je getätigt hat. Nach meinem Verständnis gehört dieses Großvorhaben so lange aufbereitet und diskutiert, bis sämtliche Fakten am Tisch liegen. Auch wenn das mühsam ist. Wir wissen, dass die reinen Baukosten rund 13 Millionen Euro netto betragen werden, vollkommen offen sind die Kosten für das Baurecht, für Erschließung und für notwendige Straßenverbreiterungen, Kosten für den Baurechtsvertrag, die Finanzierungskosten und die Einrichtungskosten.

BEZIRKSBLATT: Bgm. Peter Schönherr argumentierte sinngemäß damit, dass es leichter wäre, das Projekt voranzutreiben, wenn man wisse, wohin man wolle ...
Illmer:
Da bin ich anderer Ansicht. Wir sollten das Ganze auf beiden Standorten vergleichbar weiterentwickeln – hier stelle ich mir eine ähnliche Vorgangsweise wie in Sachen Altersheim-Neubau vor – ein zweistufiges Verfahren. Es wurde ja bis heute beispielsweise der Raumplaner der Gemeinde nicht ein einziges Mal mit der Causa befasst, die im Frühjahr versprochene Projektgruppe wurde nie eingerichtet, der Vorstand der Abteilung Gemeindeangelegenheiten wurde bis heute nicht beigezogen, um die finanzielle Situation der Gemeinde Neustift zu erläutern etc.! Den dahingehenden Forderungen der Opposition ist man einfach nicht nachgekommen. Und: Es gibt bis heute keine Finanzierungszusage des Landes.

BEZIRKSBLATT: Wie begründen Sie Ihr Nein zu Kampl? Sie sind ja sicher nicht aus Jux und Tollerei gegen diesen neuen Standort?
Illmer:
Natürlich nicht! Ich sehe das so: Wir sind in Neustift in der glücklichen Lage, dass wir mehrere dezentrale, gut funktionierende Volksschulstandorte haben und somit auf eine gesunde, gewachsene Schulstruktur zurückgreifen und aufbauen können. Jedes der Gebäude ist ein wichtiger Bestandteil des jeweiligen Ortsteils und prägt dessen Charakter mit. Das alles will man aufgeben? Die Liegenschaften im Dorf und in Neder sollen veräußert werden? Was passiert damit? Derzeit sind sämtliche Einrichtungen (FZZ, Elferlifte, Kirche,…) fußläufig in einem Umkreis von ca. 500 m erreichbar. Dass sich auch in Kampl Sportanlagen befinden, stimmt, aber man muss der Vollständigkeit halber auch dazusagen, dass die auf das Jahr gesehen nur begrenzt nutzbar sind! Ich frage mich zudem, was hunderte Schüler in Kampl tun, wo so gut wie kein Infrastrukturangebot besteht.

Standort Hully kommt ins Spiel!

BEZIRKSBLATT: Aber eine Sanierung des bestehenden Gebäudes in Neustift Dorf hat inzwischen ja auch die Opposition abgeschrieben. Ein Neubau hingegen würde hier mangels Erweiterungsmöglichkeiten kaum Sinn machen, wird laufend betont. Hätten Sie vielleicht eine bessere Idee parat?
Illmer:
Ja, in Abhängigkeit vom Ergebnis der Revision des Gefahrenzonenplans könnten wir auch den Standort des ehemaligen „Hully Gully“ in Erwägung ziehen, wenn man das erforderliche Raumprogramm sonst nicht unterbringt. Ob Energieversorgung (Bioheizwerk) oder Synergieeffekte mit dem benachbarten Altersheim nützen – in meinen Augen wäre dieser Standort eine Option!

BEZIRKSBLATT: Etwas spät, denn ein Beschluss liegt ja vor. Oder wünschen Sie sich sozusagen einen Schul-Neustart?
Illmer:
Ehrlich gesagt schon. Ich möchte auf keinen Fall, dass alle Abstimmungen darüber weiterhin mit 9:8 ausgehen. Am besten wäre, die Entscheidung zurückzunehmen und neu zu überdenken. So ein Großvorhaben muss nach meinem Verständnis auf breiter Basis mitgetragen werden. Qualität geht vor Geschwindigkeit. Wir müssen uns die notwendige Zeit für dieses Vorhaben nehmen. Man kann zwischenzeitlich trotzdem rundum Gespräche führen und verhandeln.

BEZIRKSBLATT: Was, wenn dem (auch) nicht entsprochen wird?
Illmer:
So wie unser Antrag auf Verschiebung dieses Tagesordnungspunktes? Dann können wir Nein sagen oder wie jüngst aufstehen und gehen und so einen gewissen Protest gegen diese Vorgangsweise ausdrücken. Es ist ein Stück weit ein Grundproblem, dass alles, was wir schriftlich oder mündlich einbringen, einfach nicht gehört wird und keine Diskussionsbereitschaft seitens des Bürgermeisters besteht. Derzeit bleibt uns zum Thema Schule nur das Sammeln der rund 600 für eine Volksbefragung notwendigen Unterschriften. Das tun wir auch!

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