Pollingerin (10) lernt Verantwortung
Therapiehühner sind Lauras beste Freunde

Wenn Laura sich um ihre Hühner kümmert, ist sie ausgeglichen und glücklich. | Foto: Lebenshilfe /Dagmar Prantl
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  • Wenn Laura sich um ihre Hühner kümmert, ist sie ausgeglichen und glücklich.
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Haustiere verhelfen einem Mädchen aus Polling zur Ruhe und Selbständigkeit. Als Chefin einer kleinen Hühnerfarm, trainiert die Zehnjährige Rechnen und mehr.

POLLING. Laura hat immer schon den Kontakt zu Tieren gesucht und war daher oft am Bauernhof des Nachbarn. „Weil viele Menschen bei ihren Ausbrüchen erschrecken, waren Tiere stets ihre besten Freunde“, berichtet ihre Mutter.

Jedes Kind wünscht sich ein Pferd

Seit dem 3. Lebensjahr macht Laura die Pferdetherapie um ihre schwache Rumpf-Muskulatur und Gleichtgewichtssinn zu stärken, erzählt die Mutter: "Ohne Sattel spürt sie das Tier und ist dabei immer ruhig, sie wird am Pferd nie wütend. Heute sitzt sie auch gerade, wenn das Pferd im Gelände aufwärts geht. Das Radfahren hat sie noch nicht gelernt, aber am Pferd ist sei schon sehr geschickt.“

„Für uns sind es Therapiehennen“

Auf Vermittlung eines örtlichen Züchters erfuhr die Familie, dass die Lebenshilfe in Reutte seltene alpenländische Hühnerrassen hält und verkauft. „Wir wollten ein bissl Buntheit reinbringen und haben schon dreimal das Hühnerteam in Reutte besucht“, erklärt die Mutter.
Seit Kurzem kümmert sich Laura um elf eigene Hühner aus der Lebenshilfe-Zucht in Reutte. Die Zehnjährige weiß, was ihre Tiere brauchen, und übernimmt Verantwortung: Sie füttert und tränkt sie, reinigt den Stall und holt die Eier. Und sie treibt die Hühner jeden Abend in den Stall, wo sie vor Fuchs und Marder in Sicherheit sind. Sie spielt ihnen auf der Gitarre etwas vor oder wiegt sie im Arm bis sie schlafen.

Entwicklungsverzögerung durch Smith-Magenis-Syndrom

Nach der Frühförderung besucht Laura die Schule, lernt schreiben, lesen und auch schon  rechnen. Unterstützt wird sie dabei von einer Assistenzkraft „ohne die es nicht ginge – weil sie auf dem Stand einer 6-Jährigen ist und es immer wieder passieren kann, dass sie ausrastet“, beschreibt die Mutter. Sie schätzt die Freizeitbegleitung der Lebenshilfe: Zweimal in der Woche kommt Dagmar Prantl und begleitet Laura in den Alpenzoo, zum Schwimmen oder beim Basteln daheim. „Das sind Stunden, die uns beiden gut tun!“
Noch passiert es immer wieder, dass „die Kleine unerwartet ausrastet und Dinge durch die Gegend schmeißt“, berichtet die Mutter. „Doch wenn sie zu den Therapiehennen geht, ist die Spannung wieder draußen.“ Auch die regelmäßige Freizeitassistenz der Lebenshilfe erlebt die Mutter als Entlastung: „Die Ausbrüche sind schon viel seltener geworden! Aber Laura wird nie ganz eigenständig sein“, erklärt die Mutter.

Entwicklung stärken

"Wenn wir Kinder und Jugendliche begleiten, achten wir immer auf ihre Vorlieben“, erklärt Dagmar Prantl von der Lebenshilfe. Sie besucht im Bezirk Innsbruck-Land sieben Kinder im Rahmen der Freizeitassistenz & Familienentlastung. „Im Umgang mit Tieren entwickelt Laura ihre Stärken. Hier übernimmt sie Verantwortung, füllt die Eier in die Kartons und ist stolz, auf das was sie selber schafft“, beobachtet Prantl. „Obwohl die Eier nur für die Familie sind, fragt mich Laura immer, ob ich wieder ihre Eier kaufe.“

Tiere sind Freundesersatz

Wenn die Eltern im Sommer im Garten sitzen, und der Tochter zuschauen, hat das für sie etwas Beruhigendes. „Üblicherweise kümmert sich ja keiner so um ein Huhn. Aber Laura gibt sich mit ihnen ab und hat zu ihnen ein Verhältnis, wie zu einem Kätzchen oder einen Hund. Die Hühner und Eier sind eigentlich nur für den Eigenverbrauch. Mit Oma und Dagmar wird aber geteilt." Das Geld, das sie für die Eier bekommt, zählt sie allein und kauft davon beim Nachbarn das nötige Futter. So wird sie schrittweise selbständiger.

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