Tiroler Volksschauspiele - Marathon-Lesung
NEID-Marathon-Lesung des VSS-All-Star-Teams

Er entriegelte vorlesend Jelineks-Gedankenschlösser: Tobias Moretti.
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  • Er entriegelte vorlesend Jelineks-Gedankenschlösser: Tobias Moretti.
  • hochgeladen von Sabine Schletterer

Die Tiroler Volksschauspiele luden anlässlich ihres Rahmenprogramms zum sonntäglichen, siebenstündigen Lese-"Marathon ohne Regeln". 14 (Volks)SchauspielerInnen verschrieben sich mit Körper, Geist und Schauspiel-Seele dem Vortragen des 936 Seiten starken Elfriede Jelinek "Privatromans" "NEID". Es wurde also ernst, "Jelinek-ernst". Und "die Kultur kam hier von oben", um die "Innerebner Kulturtage" in den RatausSaal Telfs zu verlegen und dem "modernen Denken" einen freigeistlichen Anstoß zu geben.

TELFS (bine). "Die Welt ist kein Spiegel, darum erkennen sich die Menschen nicht", sagt Elfriede Jelinek und hält der Menschheit in ihrem nur online auf ihrer Homepage veröffentlichten "Privatroman" NEID trotzdem den Spiegel vor, um ihr auf das "Haupt zu hauen, denn das ist die HAUPTsache. Die Menschheit soll "vom Ruhestand wieder in den Unruhestand" kommen, und dabei darf weder der Beistrich im Satz noch im Nebensatz vergessen werden und schon gar nicht der Berg. "Denn es geht um den Berg und die Stadt davor", denn "bevor der Mensch war, war der Berg", er wurde nur "seines Erzkleides entkleidet". Und wer kann das besser wissen als eine Literaturnobelpreisträgerin mit einem Gedankenstrom, der einen vor "NEID" erblassen lässt. "So schnell kann man gar nicht zuhören", wie hier (Gesellschafts)Kritik geübt, Literatur gelebt, "Schlösser der Vergangenheit" auf- und wieder zugeschlossen und Denken angeregt wird. "Trink oh Auge", auch "wenn wir alle lieber über die Dinge lesen, die nicht in unserer Nähe vorkommen".
Am Sonntag wurde jedenfalls über alles gelesen, es wurde alles gelesen, 936 Seiten NEID, ein Werk, "das anprangern muss, um zu existieren", stimmgewaltig, kurzweilig, anklagend, und mit der richtigen Essenz an Spannung und Humor sowie der passenden Gestik- und Mimik-Mischung vorgetragen von einem Tiroler-Volksschauspiele-All-Star-Ensemble. Eine Lesung jenseits der Komfortzone, aber mit ansprechenden Lounge-Elementen im Saal. 
Ein freigeistlicher Sonntags-Kultur-Leckerbissen mit Hang zur Anregungen des Gedankenstromes.

Es lasen: Krista Posch, Carmen Gratl, Ute Heidorn, Lisa Hörtnagl, Brigitte Jaufenthaler, Marlene Markt, Lisa Schrammel, Janine Wegener – Tobias Moretti, Bernhard Bettermann, Nik Neureiter, Johann Nikolussi, Klaus Rohrmoser, Harald Windisch

Musik: Matthias Jakisič

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