Bilder einer Familie in Marokko
Nomaden auf Zeit

Dr. Thomas Reitmaier in jenem Zelt, das nun in der Ausstellung in St. Gallen gezeigt wird. | Foto: Abdellah Azizi
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  • Dr. Thomas Reitmaier in jenem Zelt, das nun in der Ausstellung in St. Gallen gezeigt wird.
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Bericht über das beeindruckende, internationale Projekt des Telfer Archäologen Dr. Thomas Reitmaier, das zur Zeit im Völkerkundemuseum St. Gallen präsentiert wird. Ein großartiger Bildband rundet die viel beachtete Ausstellung ab.

Ein eindrucksvolles, internationales Projekt des aus Telfs stammenden Archäologen Dr. Thomas Reitmaier.

Seit 2017 untersuchte das ethnoarchäologische Projekt „Arhal“ des Telfers Dr. Thomas Reitmaier, hauptberuflich Kantonsarchäologe von Graubünden, den Alltag einer Nomadenfamilie in Marokko. Begleitet wurden diese Arbeiten vom Fotografen Abdellah Azizi.
Das Projekt “Arhal“ ("Nomade") hat seit 2017 das Leben einer der letzten „traditionell“ lebenden Nomadenfamilien aus dem Stamm der Ait Atta in Marokko dokumentiert. Historisch fassbar sind diese Nomaden ab dem 15./16.Jh., als sie sich vom wüstennahen Gebirgszug des Jbel Saghro nach Norden in den Hohen Atlas ausbreiteten. Viele Male begleitete Reitmaier die Familie von Brahim und Touda mit ihren fünf heranwachsenden Kindern, eine der letzten Vertreter jener Ait Atta-Nomaden, die weiterhin ganzjährig mit ihren 200 Schafen und Ziegen, den Lasttieren und ihrem ganzen Besitz unterwegs sind. Im Zentrum der wissenschaftlichen Untersuchung stand der rund 150 km lange Weg zwischen dem Winterlager und den Sommerweiden, die Lager- und Futterplätze sowie die vielfältigen Aktivitäten und Verflechtungen der Nomaden in den wechselnden Gebirgslandschaften Marokkos. Das Überleben der Familie sichert der Absatz von Tieren auf lokalen Märkten und von Schafwolle über lokale Händler. Alle Angehörigen arbeiten mit. Die erwirtschafteten Erträge ermöglichen den Ankauf von Produkten - etwa des Grundnahrungsmittels Hartweizengries (Couscous) – bei den in der Region sesshaften Ackerbauern. Das Beobachten und Miterleben der Wirtschaftsweise und der Lebensformen der Nomaden im Umfeld des Hohen Atlasgebirges ermöglicht – zumindest als Annäherung, wie Reitmaier festhält – auch eine bessere Vorstellung der Lebensbedingungen und Überlebenstechniken der frühen Alpenbewohner unserer Regionen seit der Urgeschichte. Und das war auch ein Aspekt dieser aufwändigen Dokumentation.
Eng begleitet wurden diese Arbeiten vom marokkanischen Fotografen Abdellah Azizi. Seine ebenso faszinierende wie intime Sichtweise auf das Leben der Familie ist nun zusammen mit Originalobjekten (Original-Zelt) in der Sonderausstellung „Nomaden auf Zeit“ im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen und in einem umfangreichen Bildband zu sehen. Wie der Titel zeigt, ist die porträtierte Familie ebenfalls daran, ihre nomadische Existenz aufzugeben und sich dauerhaft niederzulassen. Auch diesen vielschichtigen Prozess wird das internationale Projekt verfolgen.
Der erwähnte 320 seitige Bildband ist über das Museum oder direkt über Dr. Thomas Reitmaier erhältlich (Preis € 35.-).

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