Dem Geheimnis des Schlossbichl auf der Spur

Die Archäologen bei der Arbeit am Schlossbichl im Jahr 2015. | Foto: MG Telfs/Dietrich
5Bilder
  • Die Archäologen bei der Arbeit am Schlossbichl im Jahr 2015.
  • Foto: MG Telfs/Dietrich
  • hochgeladen von Diana Riml

TELFS. Am 10. Juli beginnt eine zweite, diesmal dreiwöchige archäologische Grabung im 2000 Jahre alten Heiligtum der Räter im Wald nahe St. Moritzen.
Die erste Sondierungsgrabung im Jahr 2015 hat – zusammen mit von Metallsuchern entdeckten Opfergaben – überaus interessante Aufschlüsse gebracht, aber auch neue Fragen aufgeworfen. Von der Fortsetzung der Ausgrabung verspricht man sich nun die Klärung einiger dieser Fragen und entscheidende Erkenntnisse darüber, wie die historische Opferstätte in der späten Eisenzeit ausgesehen hat und wie der Kultbetrieb ablief – und was sich sonst noch Bemerkenswertes auf dem Schlossbichl befand.

Genauer erforscht werden soll etwa ein eingestürztes Steinbauwerk am östlichen Abhang, auf das man bei der Probegrabung gestoßen ist. Es könnte zu einer Stützmauer des Heiligtums, aber auch zu einem Gebäude gehören. Möglicherweise befand sich hier, unterhalb des Kultplatzes, eine Siedlung.
Zusätzlich interessant sind in diesem Geländeabschnitt auch deutliche Spuren von Metallverarbeitung. Auf dem Hügel wurden Eisen und Bronze geschmolzen, gegossen und verarbeitet. Ob diese Tätigkeit mit dem Heiligtum zu tun hatte oder zu Wohnstätten gehörte, soll geklärt werden. Neuerlich Ziel von Nachforschungen wird auch das Wall-Graben-System sein, welches das Heiligtum im Westen begrenzte. Hier stieß man überraschend auf verbrannte menschliche Knochenreste und Schmuckstücke einer Bestattung, was in Fachkreisen Aufsehen erregte. Vor allem weil das entdeckte Grab aus dem frühen 1. Jahrhundert n. Chr. stammt, als der große Kult- und Opferbetrieb wahrscheinlich schon nicht mehr bestand.

Die Jahrzehnte um Christi Geburt, in der die Ur-Telfer auf dem Schlossbichl opferten und ihre Toten bestatteten, war in Tirol eine Zeit der gesellschaftlichen und kulturellen Umbrüche und Veränderungen. Damals gliederten die Römer unter Kaiser Augustus gerade den Alpenraum in ihr Imperium ein. Dass sich dieses weltgeschichtliche Ereignis auch am Schlossbichl in Telfs niedergeschlagen haben dürften, macht diese Forschungen überregional interessant. Die Ausgrabung auf dem Schlossbichl wird von der Wörgler Firma Talpa durchgeführt und vom Bundesdenkmalamt, der Kulturabteilung des Landes Tirol und der Marktgemeinde Telfs finanziert. Wissenschaftlich besteht eine enge Zusammenarbeit mit einem großangelegten Forschungsprojekt der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, das die Auswirkungen der römischen Machtübernahme im Alpen- und Voralpenraum untersucht.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.