Schwerpunkt Gesundheit 2021
Eine Familie im Dienst der Gesundheit

Bereits seit zwei Generationen im Dienst der Gesundheit | Foto: Martin Schöndorfer
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  • Bereits seit zwei Generationen im Dienst der Gesundheit
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Rund 1.400 Apotheken versorgen Österreichs Bevölkerung mit Arzneimittel. Viele davon sind Familienbetriebe, so wie die Apotheke "Zur Gemse" in Golling.

GOLLING. Das Haus der heutigen Apotheke "Zur Gemse" in Golling hat in den über 350 Jahren seiner Existenz vieles gesehen. Es war Pferdestall, Bäckerei und ist seit 1939 eine Apotheke. Seit 1984 kümmern sich in Folge zwei Frauen um die Arzneien für die Gollinger: Monika Jung und ihre Tochter Franziska Wagner.

    BEZIRKSBLÄTTER: Frau Wagner, Sie sind Ihrer Mutter als Apothekerin nachgefolgt. Vor welchen Herausforderungen stand Ihre Mutter?

      FRANZISKA WAGNER: Als meine Mutter 1984 die Apotheke von ihrem Vorgänger übernahm, waren selbstständige Frauen keine extreme Rarität mehr, jedoch wurden die meisten Apotheken von Männern geführt. Auch wenn es bereits die 80er Jahre waren, musste man als Frau schon "Steherqualitäten" beweisen. In Verhandlungsrunden saß sie dann alleine unter Männern, aber sie hat das recht locker genommen. Und das habe ich von ihr gelernt. Als ich 2013 das Familienunternehmen übernahm, wurden bereits viele Apotheken von Frauen geleitet. Ich bin immer sehr amüsiert, wenn heutzutage eine Firmenunterschrift erforderlich ist und ich gefragt werde, ob denn meine Unterschrift auch "zur Not" gültig sei – weil ja der Chef nicht im Haus ist. Ich sag dann meistens, dass ich das Einverständnis von der Chefin habe."

      Zwei Generationen, ein Ziel:  Dienst an der Gesundheit. xy  (v.l.) und ihre Tochter Franziska Wagner  | Foto: Martin Schöndorfer
      • Zwei Generationen, ein Ziel: Dienst an der Gesundheit. xy (v.l.) und ihre Tochter Franziska Wagner
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      Sollen Apotheken künftig impfen dürfen?

      BEZIRKSBLÄTTER: Ihr Gatte ist ebenfalls im Betrieb tätig. Was schätzen Sie am Familienunternehmen „Apotheke“ und was ist dabei schwierig?

      FRANZISKA WAGNER: "Einen so tollen Betrieb übernehmen zu dürfen, ist ein Privileg. Aber auch eine große Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und den Kunden. Als Familienbetrieb arbeiten zu können heißt, dass wir gegenseitig einspringen können. Wir Drei sind untereinander ständig erreichbar. Die Kommunikationswege sind dadurch kurz. Allerdings ist die Firma auch zu Hause immer ein Thema und die verschiedenen Ansichten können durchaus emotional ausdiskutiert werden. Die Vorteile als Familienbetrieb überwiegen für mich ganz klar. Mein Mann ist sehr zukunftsorientiert und hält unser Geschäft gerade im Bereich der Technik, Buchhaltung und elektronischen Datenverarbeitung auf dem neuesten Stand. Hier arbeitet er sehr gut mit meiner Mutter zusammen, die sich viel leichter auf Neuerungen einlassen kann. Ich bin da oft zu konservativ, was meinem Mann manchmal ziemliche Nerven kostet. Er nimmt das aber meistens mit Humor."

      "Meine Kinder und mein Mann sind mein Anker und mein größtes Glück. Mein Mann  hält mir den "Rücken frei", ohne ihn würde gar nichts laufen", sagt Franziska Wagner über ihren Mann. | Foto: Martin Schöndorfer
      • "Meine Kinder und mein Mann sind mein Anker und mein größtes Glück. Mein Mann hält mir den "Rücken frei", ohne ihn würde gar nichts laufen", sagt Franziska Wagner über ihren Mann.
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      FRANZISKA WAGNER: Mein Mann hatte schon immer ein großes Interesse an der Pharmazie. Das ist schon cool, wenn du zu Hause über aktuelle Themen, wie zum Beispiel über neue Impfstoffe diskutieren kannst.

      BEZIRKSBLÄTTER: Wollten Sie immer schon Apothekerin werden?

      FRANZISKA WAGNER: "Apothekerin" ist vermutlich kein klassischer Kindheitswunsch für die späterer Berufslaufbahn. Vor allem, wenn der Beruf den Kinder-Alltag ständig begleitet – ich bin praktisch in der Apotheke aufgewachsen. Ich wollte damals unbedingt Paläontologin werden, das habe ich mir sehr spannend vorgestellt! Meine Mutter hat das dann recht schlau in die richtige Bahn gelenkt. Sie hat immer gesagt:" Das Forschen kannst du ja nebenbei machen, und als Hauptberuf machst was G´scheites und wirst Apothekerin!". Und irgendwie bin ich dann in Innsbruck beim Pharmazie Studium gelandet. Was für ein Glück für mich! Apothekerin sein zu dürfen ist mein absoluter Traumberuf, den ich jeden Tag mit Passion ausübe. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, irgendwo anders als in Golling zu leben und zu arbeiten – und staubige Dinoknochen ausgraben zu müssen.  –  Einen Kunden gut zu betreuen und zu seinem Weg zurück zur Gesundheit behilflich sein zu dürfen, ist ein wunderbares Gefühl und eine schöne Aufgabe. Wir bekommen so positive Rückmeldungen, das freut uns immer riesig.

      Franziska Wagner: Mutter, Apothekerin, Obfrau der Interessensgemeinschaft Golling und Bürgermeisterstellvertreterin der Marktgemeinde Golling | Foto: Franziska Wagner
      • Franziska Wagner: Mutter, Apothekerin, Obfrau der Interessensgemeinschaft Golling und Bürgermeisterstellvertreterin der Marktgemeinde Golling
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      BEZIRKSBLÄTTER: Apotheken haben seit Jahrzehnten einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Ist es heute noch möglich, angesichts von Online-Apotheken die Versorgungsqualität der Vor-Ort-Apotheken noch zu stemmen? 

      FRANZISKA WAGNER: Apotheke bedeutet in meiner Definition vor Ort zu sein und persönlich und umfangreich Kundinnen über die Vorteile und Nachteile von medikamentösen Therapieoptionen aufzuklären und so den besten Weg für das gesteckte Ziel (Herstellung der Gesundheit, Schmerzlinderung…) von Kundinnen zu finden.

      Außerdem bedeutet es auch eine möglichst rasche Versorgung mit Medikamenten rund um die Uhr (Stichwort "Nachtdienst"). Über das Internet kann weder die ein noch die andere Aufgabe erfüllt werden. Es wird zwar eine telefonische Beratung angeboten aber wie schnell ich da einen Ansprechpartner erreiche und wie dessen Qualifikation ist (die Anbieter sitzen ja zumeist im Ausland und es gelten nicht die gleichen hohen Standards wie in Österreich), lasse ich mal dahingestellt. Dazu kommt, dass die Lieferzeit zumeist mehrere Tage dauert und was hilft mir das, wenn ich jetzt im Moment Schmerzen habe. Wichtige Dienstleistungen, wie z.B. aktuell Corona-Antigen-Tests oder auch des Öfteren sich einfach einmal die Sorgen der PatientInnen anzuhören, kann nur eine stationäre Apotheke leisten.

      Bereits seit zwei Generationen im Dienst der Gesundheit | Foto: Martin Schöndorfer
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      Alles in allem würde ich daher eher von "Medikamenten-Versendern" und nicht von "Online-Apotheken" sprechen. Nur so funktioniert das Geschäftsmodell der Versender, würden sie die gleichen Kosten (das heißt: Qualität und Dienstleitstungsangebot) wie eine traditionelle Apotheke haben, dann würde es vermutlich gar keine Medikamenten-Versender geben, den das einzige Argument für einen Medikamenten-Versender ist, dessen vermeintlicher, günstigerer Preis. Aber ist er das wirklich? Wir hatten schon mehrmals das Erlebnis, dass eine Kundin mehrfach ein Präparat online bestellt hatte und keinen Erfolg damit erzielte, da sie schlichtweg das falsche Produkt bestellt hatte, eine umfassende Beratung hätte ihr diese unnötigen Mehrkosten erspart.

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      Meiner Wahrnehmung nach haben das viele KundInnen auch schon begriffen und daher wird es meiner Meinung nach immer einen Platz für eine "stationäre" Apotheke geben.
      Aber natürlich bedeutet jeder Kauf bei einem Medikamenten-Versender sowohl einen Umsatzverlust in einer stationären Apotheke, als auch einen "volkswirtschaftlichen Verlust", da die Umsätze in den allermeisten Fällen in das Ausland gehen und Steuern dann eben dort bezahlt werden. Dieses Geld fehlt dann wiederum in den Schulen, Spitälern usw.

      BEZIRKSBLÄTTER: Ihre Meinung zur Pandemie? Was sagen Sie dazu, das diese von manchen als Fake bezeichnet wird?

      FRANZISKA WAGNER: Es macht mich wütend, wenn falsche Informationen absichtlich verbreitet werden und die Menschen verunsichert. Manche Medien sehe ich hier sehr kritisch. Ich stehe in engem Kontakt mit unseren Ärzten in Golling und Mitarbeitern in Intensivstationen, die alle tagtäglich ihr Bestes geben. Wenn ich dann Aussagen höre, dass die Pandemie eine Verschwörung sei, dann lässt mich das schon ziemlich fassungslos werden. Zu uns kommen Kunden nach einer überstandenen Infektion und es ist oft erschreckend, wie schlecht der Gesundheitszustand ist.

      Franziska Wagner ist Mutter, Apothekerin, Bürgermeister Stellvertreterin der Gemeinde Golling und Obfrau der  Innteressensgemeinschaft Golling (Kaufmannschaft) | Foto: Martin Schöndorfer
      • Franziska Wagner ist Mutter, Apothekerin, Bürgermeister Stellvertreterin der Gemeinde Golling und Obfrau der Innteressensgemeinschaft Golling (Kaufmannschaft)
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      FRANZISKA WAGNER: Mühsam muss der Muskel wieder aufgebaut, oder die gesamte Verdauung saniert werden. Der Weg zurück dauert oft Monate und man sieht, dass die Betroffenen mit ständiger Müdigkeit und Kraftlosigkeit zu kämpfen haben.  Ich bemühe mich, sachliche Aufklärungsarbeit zum Thema zu leisten. Manche Theorien sind jedoch schwer zu entkräften, da sie jeglicher rationaler Grundlage entbehren. Viele haben Ängste, sei es wegen der Gesundheit oder auch finanzieller Natur. Ich verstehe das, die gesamte Situation ist sehr schwierig! Werden dann auch noch diese Gefühle negativ bestärkt, dann kippt es leicht in Verzweiflung und Wut. Ich kann nur jeden bitten, alles zu hinterfragen – die Datenquellen zu prüfen, und nicht jedem vermeintlichen "Experten" Glauben zu schenken. Das Internet bietet jegliche Art von Information. Leider auch viel Falsche. Auch wenn diese oft verbreitet wird, wird sie deswegen nicht richtiger. Man muss sich aber im Klaren sein: dem Virus ist das alles vollkommen egal. 

      BEZIRKSBLÄTTER: Sie sind Mutter, Apothekerin, Vizebürgermeisterin und Obfrau der Interessengemeinschaft in Golling. Wie schaffen Sie das?

      FRANZISKA WAGNER: Nur als Team ist man stark. Das ist der Grundsatz, auf den bei mir alles gebaut ist. Meine Kinder und mein Mann sind mein Anker und mein größtes Glück. Mein Mann hält mir den "Rücken frei", ohne ihn würde gar nichts laufen. Hätte ich meine Mutter nicht, könnte ich den Betrieb nicht so gut führen. Meine Mitarbeiterinnen sind auf "zack", denken mit und sind eine immense Stütze. Privat kann ich immer auf meine Freundinnen zählen, die mir auch ein ehrliches Feedback geben, sei es auf die IG (Anmerkung: Interessensgemeinschaft Golling: Zusammenschluss von Gollinger Handel, Wirtschaft und Gastronomie) oder die Gemeindepolitik. 

      Die online-Initiatoren im Tennengau (v.l.): Stefan Vötter (Kuchl), Petra Gsenger (Abtenau), Rainer Candidao (Hallein), Andrea Struijk Debus (vorne/Golling), Gudrun Heger und Franziska Wagner (beide Golling) | Foto: Sabrina Perauer-Wallinger
      • Die online-Initiatoren im Tennengau (v.l.): Stefan Vötter (Kuchl), Petra Gsenger (Abtenau), Rainer Candidao (Hallein), Andrea Struijk Debus (vorne/Golling), Gudrun Heger und Franziska Wagner (beide Golling)
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      Die IG hat einen sehr kreativen Vorstand, der ständig Neues entwickelt und sich bemüht, Golling als Wirtschaftsstandort attraktiv zu halten. Einkaufen in Golling soll Spaß machen, daran arbeiten wir – im Team. Oft sprudeln SMS-Kurznachrichten in der Nacht und die Ideen werden dann umgesetzt.

      Franziska Wagner (Mitte) mit dem Bürgermeister Peter Harlander und den Gemeinderäten. | Foto: BB
      • Franziska Wagner (Mitte) mit dem Bürgermeister Peter Harlander und den Gemeinderäten.
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      FRANZISKA WAGNER: Ich habe das Glück, als Vizebürgermeisterin in der Gemeinde mitarbeiten zu dürfen. Mit unserem Bürgermeister Peter Harlander und unserem Parteiobmann Stephan Loidl verbindet mich eine Freundschaft, die eigentlich bunt zusammengewürfelt wurde und hervorragend funktioniert. Jeder von uns hat eine eigene Betrachtungsweise, die sich perfekt ergänzt. Wir wollen Golling gut weiterentwickeln und sind täglich mehrmals in Kontakt. Das Arbeiten läuft auf einer professionellen Ebene, aber auch mit dem gewissen Schmäh. Das ich als Frau mit zwei Männern Projekte mit unserem Team, dem viele engagierte Frauen angehören, entwickeln darf, macht mich stolz. Ich denke, wenn man alles gerne macht, mit einem guten Team zusammenarbeiten darf und organisiert ist, dann läuft es fast von selbst. Handy und Computer sind aber dafür unerlässliche Hilfen. Wichtig ist es, die Dinge zu priorisieren. Auf meinem Schreibtisch im Büro liegt eine Liste mit allen Punkten, die ich erledigen muss.

      BEZIRKSBLÄTTER TENNENGAU: Vielen Dank für das Gespräch.

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