Kuchl, Hallein, Hoher Göll – was bedeuten diese Namen?
Salzburger Forscher sind Tennengauer Ortsnamen auf den Grund gegangen.
TENNENGAU (red). Tannen gibt es zwischen Salzburg und dem Pass Lueg so manche, nicht mehr aber Tennen, also Dreschplätze. Von letzteren hat der politische Bezirk Hallein den Namen Tennengau erhalten. Die Bezeichnung taucht erst 1874 auf, damals noch mit „ä“ geschrieben - 1907 vom damaligen Landeshauptmann-Stellvertreter August Prinzinger als „sachlich wie sprachlich unmögliche Form“ abgelehnt. Dessen ungeachtet wurde Alt-Landeshauptmann Albert Schumacher zwei Jahre später als „Ritter von Tännengau“ in den erblichen Ritterstand erhoben.
Romanen betonten Ende
Sprachforscher Ingo Reiffenstein ist im zweiten Band des Historisch-Etymologischen Lexikons der Salzburger Ortsnamen der Herkunft der Ortsbezeichnungen im Tennengau auf den Grund gegangen. Er erklärt, dass die Betonung auf der letzten Silbe ein Zeichen für einen romanischen Ortsnamen ist, wie etwa der Gollinger Ortsteil Torren oder Vigaun, bei denen ortsunkundige und Navi-Stimmen Gefahr laufen, mit ihrer Aussprache bei Einheimischen für Gelächter zu sorgen.
Auch slawische Namen
Eben hinter dem Torrener Berg – richtig ausgesprochen auf der zweiten Silbe – beginnt das bei Naturfreaks und Wanderern beliebte Bluntautal, dessen Name Reiffenstein aus dem Mittelhochdeutschen für „verfinstern“ herleitet. Was angesichts der eingepferchten Lage zwischen Hagengebirge und Hohem Göll nachvollziehbar erscheint. Der 2.522 Meter hohe Göll verdankt diesen Namen seiner unbewachsenen Gipfelregion, die slawische Bewohner mit ihrem Wort „galu“ für „kahl“ bezeichneten. Verborgen ist die Taugl, nämlich vollständig, wenn sie bei Trockenheit im Unterlauf versiegt. Kein Wunder also, dass das althochdeutsche „tougal“ für „verborgen“ und „geheim“ hier die Namenspatenschaft übernahm.
"Hallein" richtig betonen
Bis 1249 gibt es schriftliche Belege, dass Hallein früher Mühlbach hieß. Die dortige Saline war danach namensgebend, aus dem deutschen Wort entwickelte sich schließlich Hallein, das jedoch nichts mit dem Wortstamm „sal“ für Salz, sondern „hall“ für Saline zu tun hat. Wichtig ist hier die Betonung: Auf der ersten Silbe, nicht auf der letzten. Die Stadtteile Gamp (von „campus“ für Feld) und Rif (von „ripa“ für Ufer) sind waschechte Römernamen.
Struppiges Krispl
Die Gemeinde Krispl darf die Bezeichnung für das „struppige Unterholz“ als namensgebend für sich reklamieren. Kuchl hat dem aus der Talebene aufragenden Georgenberg, lateinisch „cucullus“ Kapuze, seinen Namen zu verdanken. Rußbach, erst seit 1903 als Gemeinde aus Abtenau herausgelöst, bezieht seinen Namen nicht vom schmutzigen Ruß, sondern von der althochdeutschen Bezeichnung für die Ulme, veraltet noch als Rüster bekannt.
Kurioses über der Grenze
Die Salzburger Grenzfälle versammeln Kuriositäten rund um die Grenzen Salzburgs und bilden eine aufschlussreiche Lektüre über Geschichte, Landeskunde und Politik des Bundeslandes. Der Autor Stefan Mayer beschäftigt sich seit 2002 mit grenzfälligen Besonderheiten in und um Salzburg. Er gestaltet die monatliche Serie "Grenzfälle", von der bereits vier Bücher erschienen sind.
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