"Lulu" auf der Pernerinsel Hallein
Bis 28. August findet um 19.30 Uhr im Zuge der Salzburger Festspiele "Lulu" auf der Pernerinsel statt.
Ist das Stück Lulu eine antifeministische Fabel oder eine expressionistische Provokation von Goethes „Ewig-Weiblichem“? Ist Lulu als Frau überhaupt von Relevanz in dem Gender-Ökosystem unseres Jahrhunderts? Wedekind habt sich mit diesem Dilemma herumgeschlagen in seinen schier endlosen, obsessiven Überarbeitungen dieser „Monstretragödie“.
Eine Monstretragödie? … Man muss sich fragen, worauf sich dieses hintergründige Monster eigentlich bezieht? Auf Lulu selbst? Auf ihre Liebhaber, Ehemänner und schließlich Opfer? Auf Jack the Ripper, ihren Mörder? Auf die Gräfin Geschwitz, ihre unbeirrbare lesbische Verehrerin? Auf das Stück selbst? Episches Theater trifft auf Burleske trifft auf hohes Drama trifft auf Hypernaturalismus trifft auf ironisches Screwball … was für ein verrücktes Rätsel.
Vielleicht kann Lulu als die perfekte Personifizierung des 20. Jahrhunderts angesehen werden: Engel, Monster, Kind, Muse, Tier, Bestie, Verführerin, Beute, Mörderin in einem - gleichzeitig ist sie ein unbeschriebenes Blatt und verkörpert die stürmische Geschichte der Weiblichkeit, vom männlichen Blick festgehalten. Sie verführt zu ihrem eigenen Nutzen und erlaubt anderen, sie auszunutzen. Sie ermordet den Vater und heiratet den Sohn. Sie herrscht und wird beherrscht. Sie führt alle in den Tod und bringt sich selbst zur endgültigen Aufopferung ihres einzigen Besitzes, ihres Uterus. Sie ist eine Erscheinung, die andere geschaffen haben – und sie ist eine wunderbare Gestalt ihrer eigenen Erfindung. Sie ist immer einen Schritt voraus … bis sie es eben nicht mehr ist.
Weitere Termine jeweils 19.30 Uhr: 20., 22., 24., 25., 27., 28. August
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