Räuchern tut der Rauhnacht gut
... und der Seele wohl. Dieses Jahr wird mit Biokräutern die Luft gereinigt und ein neues Jahr hergewachelt.
KRISPL/UNKEN. Die Wohnküche riecht nach Johanneskraut, Myrrhe und Weihrauch. Überm Tischherd stehen dutzende blaue Glasfläschchen mit Pflanzenwasser. Durch die Panoramafenster blickt man in die Schneelandschaft. Zwei Enten stehen reglos an die Scheiben gedrängt – sie sind vorm Hagelschauer Richtung Haus geflüchtet. In ihrem ländlichen Domizil, dem Wallmanhof, wohnt Christine Schnaitmann nicht nur, hier arbeitet sie auch. Sie zieht und verarbeitet Bio-Kräuter aus ihrem Garten und von ihrer Alm, versorgt gemeinsam mit ihrem Mann Andreas vielerlei Tiere und hält Räucher-Workshops ab. Letzteres ist ihre neueste Leidenschaft im Rahmen ihrer Ausbildung als Praktikerin der Traditionellen Europäischen Heilkunde, kurz TEH.
Die Mischung macht's
Ihre Kräuter verarbeitet Schnaitmann einerseits zu Essbarem, andererseits zu Bio-Räucherwerken. Sie händigt je nach Zweck des Räucherns die richtige Mischung aus: die "Haus- und Hofreinigung" wird gerne bei Wohnungsumzügen gebraucht, wo man die alte Energie des Vormieters wegräuchern möchte, die "Rau(c)hnachtmischung" verwenden viele bereits im Advent, insbesondere aber an den zwölf Tagen ab 25. Dezember - sie wirkt reinigend (Beifuß, Salbei), segnend (Weihrauch, Myrrhe) und schützend (Wachholder, Eisenkraut). In ihrer "Weihnachtsmischung" kombiniert sie Kräuter, die sie mit Frieden und Feierlichkeit verbindet. Die "Liebesmischung" kann harmonisierend – und mehr – sein.
Am Anfang war das Feuer
Der Mensch räuchert im Prinzip, seit er das Feuer entdeckt hat. "Man erkannte bald die desinfizierende und wohltuende Wirkung von Hölzern, Harzen und Kräutern, wenn man sie auf heiße Steine oder in die Glut legte", holt Schnaitmann in der Geschichte aus. Der duftende Rauch diente auch der Begleitung von Ritualen.
Wie räuchern wirkt
Die psychoaktiven Wirkstoffe gehen ungefiltert ins Gehirn – der Duft wirkt auf jene Zentren, die für unser seelisches Wohlbefinden verantwortlich sind. Rauchdüfte können entspannen oder anregen, Meditation vertiefend oder Verstand schärfend wirken. Über die Lunge gelangt die Substanz zusätzlich ins Blut. Räuchern kann atmosphärisch reinigen, wenn im wahrsten Sinne "dicke Luft" durch Streit oder Spannung herrscht. Andererseits desinfizieren die im Rauch gelösten Wirkstoffe tatsächlich die Luft.
TEH-Verein mit altem Wissen
"Als ich 2014 beim TEH-Verein in Unken eine Ausbildung begann, merkte ich sofort: Das ist genau meins!" Der Verein heißt "Das alte Wissen der Pinzgauerinnen" und beackert dutzende Bio-Gemeinschaftsgärten. "Es ging nicht darum, botanisches Wissen über regionale Kräuter zu bekommen, sondern um die Frage: Was mach ich damit? Den Gedanken, traditionelles Wissen der heilkundigen ländlichen Bevölkerung am Leben zu erhalten, fand ich extrem schön." Sie zündet ihre Kohle erneut an und lässt ein bisschen Myrrhe schmelzen: "Myrrhe symbolisiert das Weibliche. Immer sparsam mit dem Weihrauch sein, ihrem männlichen Pendant", sagt sie, lacht und wachelt den Rauch mit ihrer Putenfeder in sämtliche Ecken des Wohnzimmers.
Workshops am Bio Wallmanhof
Wer mehr über die Tradition und Wirkung des Räucherns erfahren möchte, kann hier einen Workshop am Bio-Wallmanhof in Krispl einfädeln.
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