Lokales
Sabine Burkert von der "Gruppe Soziales" der BH Hallein im Gespräch
Menschen sind aus verschiedensten Gründen auf die finanzielle Unterstüztung des Staates angewiesen. Ein Interview zum Thema bedarfsorientierte Mindestsicherung, das wir mit Sabine Burkert von der BH Hallein geführt haben.
TENNENGAU, HALLEIN. Sabine Burkert, Gruppenleiterin im Bereich Soziales der BH Hallein, hat sich mit uns zum Gespräch getroffen. Wir haben erfahren, wie der Alltag als Angestellte beim Sozialamt ist und Einblicke in die Gesetzeslage erhalten.
BEZIRKSBLÄTTER: Als Angestellte beim Sozialamt ist man jeden Tag mit Menschen konfrontiert, die Probleme haben – Frau Burkert, wie gehen Sie damit um?
SABINE BURKERT: Die Personen sind nie gleich – man muss sich schnell umstellen können und oft auch deeskalierend wirken, wenn jemand sehr aufgebracht ist. Menschen schimpfen oft, wenn nicht der Betrag errechnet wird, den sie sich vorstellen.
Nehmen Sie die Einzelschicksale der Menschen emotional mit oder schaffen Sie es stets, da distanziert und sachlich zu bleiben?
BURKERT: Ich arbeite seit 1991 in diesem Bereich. Am Anfang, als junge Frau, hat mich das alles sehr mitgenommen. Ich habe mich schwer getan, Fragen zu stellen, die für andere Leute peinlich sind – und hier wird es doch oft sehr persönlich. Aber irgendwann bemerkt man, dass man sich da einfach abgrenzen muss. Und ich wollte in diesem Beruf weiterarbeiten, weil es einfach nie eintönig wird.
Was sind die beiden wichtigsten Dinge bei Ihrer Arbeit?
BURKERT: Augenmaß und Menschenkenntnis sind sehr wichtig. Aber grundsätzlich heißt es: Es gibt einfach Richtlinien und diese entscheiden.
Hat sich in den letzten fünf Jahren etwas verändert, beanspruchen mehr Leute staatliche Unterstützung?
BURKERT: Mir fällt vor allem auf, dass die Leute früher viel höflicher waren und nicht so fordernd. Heutzutage ist der Respekt etwas verloren gegangen. In den letzten fünf Jahren haben auch mehr Leute die bedarfsorientierte Mindestsicherung beantragt als zuvor. Das kommt daher, dass nun ein größerer Bereich Anspruch hat. Personen, die Mindestsicherung beantragen, dürfen Vermögen in Höhe von insgesamt € 4.427,35 einschließlich des Autos besitzen. Das gebrauchte Auto wird nicht zum Vermögen gezählt, wenn es notwendig ist, um in die Arbeit zu kommen und der Wohnort sehr abgelegen ist. Dies gilt auch, wenn man mehrere Kinder hat oder eine Beeinträchtigung vorhanden ist, die eine Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel unmöglich macht. Das Fahrzeug darf aber klarerweise keine Luxuslimousine sein.
Oft hört man "Die Außländer bekommen alles so einfach" – ist an dieser Aussage etwas dran?
BURKERT: Nein – die Unterstützung ist für jeden Bürger gleich hoch. Fremde, die zwar einen Aufenthaltstitel haben, jedoch noch nicht sechs Monate in Österreich leben, haben keinen Anspruch.
Wie viel staatliche Unterstützung erhält etwa eine 40-jährige, alleinstehende Person, die 600 Euro Miete bezahlen muss und gar kein Einkommen hat?
BURKERT: Bei der Mietunterstützung gibt es im Tennengau eine Höchstgrenze von rund 372 Euro. Dazu kommt noch eine Lebensunterhaltsunterstützung von 664,10 Euro. Davon müssen dann Strom, Heizung sowie Warmwasser und Lebensmittel bezahlt werden. So spornt man die Leute auch dazu an, Ressourcen zu sparen. Wichtig ist aber zu beachten: Wer bei uns Leistungen bezieht und kein ärztliches Attest vorweisen kann, dass er oder sie arbeitsunfähig ist, wird über das Arbeitsmarktservice vermittelt und muss Vorstellungsgespräche auch wahrnehmen. Sonst können die Bezüge gekürzt und auf lange Sicht sogar ganz gestrichen werden.
Welche Leute beziehen vorwiegend Mindestsicherung?
BURKERT: Das kann man so nicht sagen – es sind Menschen aus allen Altersstufen, Schichten und mit verschiedenen Nationalitäten. Die "klassischen Faulen" gibt es selten. Oft sind es Alleinerzieher, die nicht Vollzeit arbeiten können. Oder Leute, die Unterhalt zahlen müssen und dadurch mit sehr wenig monatlichem "Gewinn" aussteigen.
Möchten Sie noch etwas hinzufügen?
BURKERT: Ich spreche im Namen meines ganzen Teams, wenn ich sage, dass wir hier wirklich anstrengende Arbeit leisten, obwohl wir öffentlich Bedienstete sind. Das will ich nur erwähnen, weil Beamte oft in ein schlechtes Licht gerückt werden.
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