"Wir werden oft behindert"

Die Rampe vor der Sparkasse in Halleins Altstadt ist allein im Rollstuhl nicht zu meistern.
  • Die Rampe vor der Sparkasse in Halleins Altstadt ist allein im Rollstuhl nicht zu meistern.
  • hochgeladen von Theresa Kaserer-Peuker

HALLEIN (tres). Die Halleinerin, nennen wir sie Anna, weil sie ihren richtigen Namen nicht bekannt geben will („Ich will mit niemandem Schwierigkeiten bekommen“, sagt sie – Name der Redaktion bekannt), meidet die Halleiner Altstadt: „Ich bin dort nie“, sagt sie. Für die Bezirksblatt Tennengau-Redaktion hat sie eine Ausnahme gemacht.

Warum sie nie in der Altstadt ist? „Das Stöcklpflaster ist der Grund. Es ist für mich unmöglich ohne fremde Hilfe in der Altstadt von A nach B zu kommen.“ Deshalb geht sie immer im Halleiner Interspar beim Autobahnzubringer einkaufen: „Dort gibt es auch eine Apotheke und ich kann mich wegen der barrierefreien Bauweise ungehindert bewegen.“

Shoppen nur im Interspar
Gern würde sie auch einmal in Hallein shoppen, „aber es geht nicht. Ich fahre dann immer zum Europark, dort ist es auch sehr gut für mich, ich komme überall hin. Ich würde so gern einmal zum Halleiner moonlight shopping oder zu anderen Festen, wo was los ist. Aber in dem Gedränge komme ich erst recht nicht voran.“ Aber nicht nur das Stöcklpflaster in Hallein ist für sie ein Hindernis, auch die alten Gebäude: „Meistens sind vor den Eingängen Stufen und dann sind die Gänge und Türen sehr schmal“, sagt die Rollstuhlfahrerin: „Da komme ich weder hinauf noch durch.“

Wir versuchen, nach kräftigem Rattern über das Altstadtpflaster und mehrmaligem Steckenbleiben – trotz Schieben! - ins Halleiner Rathaus zu kommen. Doch schon nach dem Eingang ist Stopp: „Ich komme nicht weiter, weil ich über die steile Treppe hinauf keine Chance habe. Wenn ich etwas vom Bürgermeister oder sonst wem benötige, dann rufe ich immer vorher an und sie kommen dann zu mir herunter. Das ist zwar sehr nett von ihnen, aber e ist trotzdem schade, dass ich nicht wie jeder andere auch zu ihnen gelangen kann.“

Und wie sieht es mit den Banken aus? „Die Raiffeisenbank hat drei Treppen vor dem Eingang, da komme ich nicht hoch. Und die Sparkasse hat zwar eine Rampe, aber die ist zu steil, auch da komme ich ohne fremde Hilfe nicht hinauf.“ Sie wisse, dass man aber oft nichts machen könne: „Mit dem Denkmalschutz ist das ja leider so, dass man die Gebäude meist nicht so umbauen darf, dass sie behindertengerecht wären, z. B. einen Lift einbauen. Da können die Pächter oder die Gemeinde ja nichts dafür, dass das so ist.“

Wohin auf die Toilette?
Nun versuchen wir in ein Café zu gelangen. Beim Café Braun funktioniert es und wir können tatsächlich unseren (sehr guten) Kaffee genießen. Aber dann wird es stressig: Anna muss dringend auf die Toilette. Ob die Toilette im Braun wohl behindertengerecht sei? „Nein, leider nicht, sagt die Bedienung: „Aber Sie können es gern versuchen.“ Es klappt nicht, die Räume sind zu eng.

Wo jetzt also mitten in der Altstadt eine passende Toilette finden? Der letzte Ausweg: die öffentlichen WC-Anlagen am Griesplatz. Schnell holpern wir über das Pflaster zum anderen Ende der Altstadt und: Aufatmen! Die einzige barrierefreie WC-Anlage, die wir gefunden haben, ist groß genug. „Gott sei Dank!“, sagt Anna. Mit einem Blick auf das Schild über der Tür meint sie aber: „Um 20.00 Uhr wird die Anlage zugesperrt. Spätestens dann müssen Leute mit Behinderung nach Hause, weil sie nirgends mehr auf die Toilette können. Und am Sonntag ist die WC-Anlage am Griesplatz überhaupt geschlossen.“

Aber auch positive Beispiele haben wir gefunden: Die BH Hallein, die beim Hintereingang eine Rampe hat und im Gebäude selbst einen geräumigen Lift. Und der Bahnhof Hallein, der für Rollstuhlfahrer ebenfalls optimal nutzbar ist. „Ich würde mir wünschen, dass mehr unternommen wird, damit auch wir Rollstuhlfahrer ohne fremde Hilfe überall dort hin kommen, wo wir hin wollen“, hofft die querschnittsgelähmte Halleinerin.

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