Drei Heilige und ein Sanierungsfall
Warum das Beten in der Abtenauer Kirche schon sehr gefährlich war und wessen Überreste im neuen Altar ruhen.
ABTENAU (tres). Für das Seelenheil beten hätte hier fast körperlichen Schaden bedeutet. "Gefahr im Verzug", hieß es nämlich bei der Abtenauer Kirche. Sie war einsturzgefährdet! Feuchtigkeit war in den Kirchturm eingetreten. Darum muss Geld locker gemacht werden, um das Kirchendach zu erneuern.
Und das, wo die Gemeinde gerade erst erfahren hat, dass sie wegen der Umsatzeinbußen von rund 100.000 Euro bei den Abtenauer Bergbahnen die "Notgroschen" investieren muss. 100.000 Euro kosten die Dach-Sanierungsarbeiten. "Wer das bezahlt muss noch ausverhandelt werden", sagt Bgm. Hans Schnitzhofer.
Eine schöne Überraschung
Die Erneuerung des Daches ist die vorläufig letzte Maßnahme der Kirchensanierung in Abtenau. Erst kürzlich wurde 1 Million Euro in eine umfangreiche Sanierung des Innenraumes investiert. Ein Drittel zahlt das Stift St. Peter, ein Drittel die öffentliche Hand (Erzdiözese, Land, Bundesdenkmalamt und Gemeinde), ein Drittel kam an Spenden aus der Bevölkerung zusammen. Außen wurde eine Drainagierung vorgenommen und innen eine Wand- und Bodentemperierung.
"Jetzt haben wir da drin ein Klima wie in einem Wohnzimmer", erklärt Pfarramtsleiter Sepp Höll stolz. 350 Jahre ist die letzte große Sanierung her.
Bei den Arbeiten im Innenraum der Kirche gab es dann eine Überraschung: Es wurde ein 800 Jahre altes gotisches Portal, ein Durchgang, entdeckt, das einst zugemauert und übermalt worden war. Nun wurde es wieder freigelegt.
Vatikan schickt Knochen
In einer Chronik hatte es Hinweise darauf gegeben, "dann hat es der Restaurator gezielt gesucht und gefunden", sagt Höll. Der Altarraum wurde auch neu gestaltet und ist nun größer. Zudem bekamen die Abtenauer einen neuen Volksaltar, der feierlich eingeweiht wurde. Im Altar sind Reliquien - also Gebeine - von drei Heiligen eingemauert: die des heiligen Rupert, des heiligen Blasius und des heiligen Maximilian.
Was wahrscheinlich die Wenigsten wissen: Nicht nur Knochenfragmente von drei Heiligen nach Wunsch, sondern auch die eines Märtyrers müssen einem Volksaltar beigefügt sein. Die Abtenauer haben sich für den Kriegsdienstverweigerer (Zweiter Weltkrieg) Franz Jägerstätter entschieden.
Aber woher bekommt man diese Knochen? Höll erklärt: "Der Vatikan hat eine Reliquiensammlung für solche Zwecke. Sie wurden uns geschickt."
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