Nachrichten aus dem Funkloch

- Wenn Anita Ratzka aus Tiefenthal ihr Handy nutzen will, muss sie erst auf Empfangsuche gehen.
- hochgeladen von Bettina Talkner
Nicht in allen Gebieten des Bezirkes Tulln sind die Segnungen der Mobilfunktechnik angekommen.
BEZIRK TULLN. Rund um die Uhr mit dem Handy erreichbar und stets online. Für die meisten von uns ist das selbstverständlich. Doch trotz modernster Technik gibt es auch bei uns noch Menschen, die ohne Mobiltelefon auskommen müssen. Wir besuchten die Funklöcher im Bezirk Tulln und sprachen mit deren Bewohnern.
Um sie zu finden, haben die Bezirksblätter einen Facebook-Aufruf gestartet, auf den sich zahlreiche verärgerte Leser meldeten. Schnell zeigte sich: Besonders die Bewohner von Hasendorf in der Gemeinde Sitzenberg-Reidling leiden, denn sie sind mobilfunktechnisch völlig von der Außenwelt abgeschottet. Lisa Häusler schreibt "In Hasendorf geht fast nix", während Alexandra Miler "Also Hasendorf ist wirklich ein Funkloch. Google Startseite ca 2 Minuten!! Und wehe dann willst noch was auswählen" tippt. Auch Carina Eder, deren Großmutter und Mutter in Hasendorf wohnen, macht uns auf die Umstände aufmerksam. Oma Johanna Stich bestätigt: "Wir haben fast keinen Empfang. Zum Telefonieren müssen wir das Handy aus dem Wohnzimmerfenster raus halten." Mutter Daniela Eda kann ebenso ein Lied davon singen. "Am Handy steht meistens ,nur Notrufe' und in's Internet kommen wir ohne WLAN gar nicht." Der einzige Schlüssel zur Außenwelt bleiben also das gute alte Haustelefon und das dazugehörige Internet.
Wirtshaus-Parkplatz als Hotspot
Bürgermeister Christoph Weber kennt das Problem nur zu gut. "Hasendorf ist ein völliges Funkloch. Ich kenne nur eine einzige Stelle wo das Handy geht und das ist der Parkplatz vor dem Wirtshaus", stellt er fest. Er weiß, dass das für die Bewohner eine große Einschränkung darstellt und wurde deswegen schon mehrmals aktiv. "Das Land Niederösterreich wollte das Problem zusammen mit der Telekom lösen", erlärt Weber. Die Argumentation waren laut ihm aber unzufiredenstellend und passiert ist bisher auch noch nichts. Locker lassen will er aber nicht. Doch etwas Gutes kann er der Sache auch abgewinnen. "Wenn ich meine Ruhe haben will, fahre ich nach Hasendorf", lacht der Gemeinde-Chef.
Fernsehen statt surfen
Nicht nur die Hasendorfer leben abgeschirmt, auch Familie Ratzka aus Tiefenthal in der Gemeinde Großweikersdorf hat uns kontaktiert. "Wenn ich kurz Empfang gefunden habe, darf ich mich beim Telefonieren nicht bewegen", erklärt Anita Ratzka. Oft ist sie auch gezwungen aufzulegen und über das Festnetz zurückzurufen. Wie bestellt, herrscht auch mitten im Gespräch mit den Bezirksblättern Stille, denn die Mutter wurde wiedereinmal vom Empfangs-Gott verlassen. Auch das WLAN lässt die Familie oft in Stich. Für die Teenager Tochter gestaltet sich das natürlich besonders schlimm. "Whatsapp geht eh fast nie und SMS kommen erst Stunden später an", erklärt sie genervt. Sogar Arbeiten für die Schule können deswegen oft nicht erledigt werden. Aber das Mädchen weiß sich zu helfen. Anstatt zu youtuben und zu chatten, wird dann eben der treue Fernseher eingeschaltet oder ein Buch aufgeschlagen.
Zur Sache:
In den folgenden Orten gibt es Funklöcher. (laut RTR-Netztest und Bezirksblätter-Lesern, kein Anspruch auf Vollständigkeit)
Altenwörth, Anzing, Dietersdorf, Erpersdorf, Fels am Wagram, Feuersbrunn, Gaisruck, Großriedenthal, Hadersfeld, Hasendorf, Judenau-Baumgarten, Kirchberg am Wagram, Langenrohr, Langenschönbichl, Oberbierbaum, Preuwitz, Ried am Riederberg, Staasdorf , Weinzierl am Riederberg;


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