Arbeit als Lebenselexier – Johann Freller ist 100 Jahre alt

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GALLNEUKIRCHEN. Nicht nur die Gallneukirchner Sozialdemokraten feiern in diesen Tagen ihren Hunderter, auch ein bekannter Gallinger kann auf 100 Jahre zurückblicken: Johann Freller, ehemals Zimmer- mann und Tischler "auf der Sag”, vollendet am Sonntag, 26. Mai 2013, sein 100. Lebensjahr – just einen Tag nach der großen Jubiläumsfeier der SPÖ Gallneukirchen.

Er hat nicht nur 46 Jahre eines langen, oft harten Arbeitslebens hinter sich, er hat auch in der Pension, die er seit 1973 genießen kann, nie die Hände in den Schoß gelegt. Das Werken mit Holz (tischlern, zimmern, schnitzen, restaurieren) war für ihn auch im sogenannten „Ruhe- stand” ein Lebenselixier. Bis ins hohe Alter werkte der Nimmermüde in seiner kleinen, feinen Werkstatt im Keller seines Hauses am Schulfeld jeden Morgen bis zum Mittag. Erst dann ruhten seine fleißigen, geschickten Hände – bis zum nächsten Tag. Noch mit 99 Jahren hat er den hölzernen Gartenzaun vor seinem Haus repariert. „Das Nachdenken über Entwürfe, das Suchen nach der besten Lösung hat mein Hirn jung gehalten” schmunzelt der Jubilar, der zwar seit einem Schlaganfall 2004 leichte Probleme beim Sprechen, nicht aber beim Denken, Fühlen und Erinnern hat. „Ich hab immer denken müssen.” Sein Lebtag war Krankheit für ihn ein Fremdwort – ein Arbeitsunfall mit Schulterbruch war „höhere Gewalt”. Nach dem Schlaganfall nannte der Arzt den robusten, eher zierlichen Mann ein „Stehaufmanderl”. Er habe, so der Mediziner, nicht gedacht, dass er ihn noch einmal davonbringe! Seither sind fast zehn Jahre vergangen...

Wanderjahre bei den Bauern
Johann Freller hat erlebt, was eine harte Kindheit ist: Im heute noch so genannten „Frellerhäusl in der Gusen”, nahe der Magermühle an der Straße von der Bruckmühle nach Reichenau, wurde Johann als erstes von acht Kindern geboren. Fortuna legte dem Kleinen offenbar die Gene seines Vaters in die Wiege, denn dieser war Zimmermann, Häferlflicker und überhaupt „Universal-Handwerker”. Wie es eben damals war, war auch im Haus Freller nur zu oft Schmalhans Küchenmeister. Den Schulbesuch absolvierte der kleine Hansl in Reichenau. In den Ferien musste er für die Herrschaft Reichenau 100 Schafe und das Jungvieh hüten. Anfang der dreißiger Jahre, Zeiten voller Not und Elend für die arbeitenden Menschen, begann sein hartes Wanderleben als Knecht bei den Bauern. Im Jänner 1938 – als das schaurige Nordlicht die Leute erschreckte und dies als Vorbote kommender bedrohlicher Ereignisse gedeutet wurde – radelte Freller zu einem Bauern nach Oberbayern, weil er sich dort bessere Arbeitsbedingungen erhoffte.

Doch sein Verweilen „im Reich” dauerte nur acht Monate, dann zog es den nun 25Jährigen zurück in die Heimat. Er fand Arbeit als Lehrbub bei Veit Pirklbauer, der an der Albern- dorfer Straße in Gallneukirchen ein Sägewerk und eine Zimmerei betrieb. Am 14. Mai 1939 war es aus mit dem Zivilleben: Freller wurde zur Wehrmacht einberufen, zu den Panzerpio- nieren nach Hainburg. Er machte den Polen- und den Frankreichfeldzug mit, war 1941 bei den Kämpfen in Jugoslawien und Griechenland eingesetzt und lernte von 1941 bis 1944 auch die Schrecken des Russlandkrieges kennen. Vor der Invasion der Alliierten in der Normandie wurde Frellers Einheit nach Frankreich verlegt, und er geriet anfang 1944 in amerikanische Gefangenschaft. In französischen Häfen musste der junge Mühlviertler Kriegsschiffe be- und entladen und Munition einsammeln. Im Februar 1946 schlug die Stunde der Freiheit, Johann Freller kehrte nach Gallneukirchen heim und fing beim Pirklbauer wieder zu arbeiten an. Freller war immer schon strebsam und machte bereits im September 1946 die Gesellenprüfung als Zimmermann
46 Jahre betriebstreu
Unser Jubilar ist ein Vorbild für Betriebstreue. Als Felix Mayr 1954 den Pirklbauer-Betrieb übernahm, wurde Felix der neue Arbeitgeber, dem Freller bis zu seiner Pensionierung im Mai 1973 treu blieb. Treue spielt auch im Privatleben des Jubilars eine bestimmende Rolle. Mit seiner Gattin Rosina, geb. Obermüller aus Auedt bei Hellmonsödt, die inzwischen auch schon im 93. Lebensjahr steht, konnte Johann Freller nicht nur die Goldene und die Diamantene, sondern auch die Eiserne Hochzeit (65 Jahre Ehe) feiern. Als der Hans am 23. Mai 1946 seine Rosi zum Altar führte (sie hatten sich kennengelernt, als Hans als passionierter Amateur-Fotograf auf Motivsuche in Auedt war) war es ein dreifaches Hochzeitsfest: Es heirateten auch Theresia und Josef Ackerl vom Ackerlgut in Pelmberg sowie Theresia und Johann Obermüller (Bruder von Rosi und späterer Hellmonsödter Bürgermeister). Die Goldene Hochzeit der drei Paare war ein berührendes Hellmonsöder Volksfest.

Im Alter gut betreut
Ein Hundertjähriger überlebt natürlich viele Menschen. Seine jüngeren Geschwister sind schon alle verstorben, nur seine Schwester Rosa Haider aus Traun, neun Jahre jünger, erfreut sich noch ihres Lebens. Im Haus, das sich die Frellers Ende der vierziger Jahre unter großen Opfern erbaut haben, herrscht Harmonie: Tochter Waltraud (geb. 1952) betreut ihre Eltern kundig und liebevoll, eine externe Pflegerin ist daher nicht im Haus. Die Mutter kocht täglich noch selber. Waltrauds Schwester Marianne (geb. 1947) lebt in Altenberg, ihr Bruder Ernst (geb. 1949) in Wien. Johann und Rosina Freller sind mit sechs Enkeln und fünf Urenkeln gesegnet.

Senioren reisen heutzutage sehr gerne. Auch die Frellers? Rosina wehrt entsetzt ab: „Ich flieg nicht weiter als vom Tisch hinunter!” Ihr Mann hat immerhin einmal eine Rußlandreise unternommen. Fernsehen (vor allem Fußball-Übertragungen) und Kartenspielen mit seiner Gattin sind Fixpunkte im Alltagsleben der Familie.

Hat der Hundertjährige, der das Interview gewohnt ruhig über sich ergehen läßt, ein Rezept für ein langes Leben? Nach kurzem Nachdenken: „Viel arbeiten, nicht rauchen, wenig trinken!”

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Foto: Cityfoto
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