Debatten um die tägliche Turnstunde
Die medaillenlose Olympiade ist längst abgehakt, aber zu Schulbeginn wird weiter diskutiert.
BEZIRK (fog). Der Gallneukirchner Schwimmtrainer Wilhelm Rainisch würde die tägliche Turn- oder Schwimmstunde schon im Kindergarten begrüßen, wie es Sportorganisationen nach der erfolglosen Olympiade fordern. "Mir fällt auf, dass die Kinder in den letzten Jahren immer häufiger übergewichtig zu uns kommen und die Konzentrationsfähigkeit lässt auch stark nach", so Rainisch. Es sei kaum möglich, ein Trainingsprogramm zu erklären. Der Gallneukirchner ist der Ansicht, dass Kinder gefordert werden wollen. Sie seien zu behütet. "Lauf nicht so, sonst schwitzt du", ist oft zu hören, sagt Rainsch, der glaubt dass Wellness und Chillen zu stark gefördert werde.
Genau gegenteilig ist die Erziehung in Wald- oder Naturkindergärten, wie etwa in Engerwitzdorf. Nach dem Motto "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung" sind die Kinder jeden Tag an der frischen Luft. "Unsere Kinder sind ausgeglichener und gesundheitlich robuster", sagt Ilse Traxler vom Familienbundzentrum Engerwitzdorf. Bewegung sei nicht an Sportstätten gebunden, meint Traxler. Landtagsabgeordnete Eva-Maria Gattringer, selbst ausgebildete Kindergartenpädagogin, lehnt die tägliche Turnstunde im Kindergarten ab. Denn Kleinkinder hätten ohnehin ein natürliches Bewegungsbedürfnis. "Bewegungserziehung soll keine Spitzensportler hervorbringen", so Gattringer, denn die Freude an der Bewegung könnte sonst verloren gehen. Die Landtagsabgeordnete schlägt die bessere Vernetzung von Vereinen und Kindergärten sowie Schulen vor, damit Talente erkannt werden. Laut Gattringer sei Bewegungsmangel eher ein Volksschulproblem, weil die Kinderwelt heutzutage eingeschränkt sei.
Auch Bezirksschulinspektor Franz Weißenböck fällt auf, dass die Kinder immer beleibter werden und Haltungsfehler haben. In der ersten und zweiten Klasse Volksschule haben die Kinder drei Stunden in der Woche Turnunterricht und in der dritten und vierten Klasse gar nur zwei Stunden. Diese seien bei einer allgemeinen Stundenkürzung vor über zehn Jahren gestrichen worden. Laut Weißenböck wird versucht, dies durch Projekte zu kompensieren - etwa durch die "bewegte Pause", "gesunde Schule" oder Gymnastik. Die neue Volksschule in Feldkirchen bekommt einen sogenannten "Marktplatz", auf dem Bewegung und Lernen vereint werden können.
Für die fünfte Schulstufe im Bezirk gibt es jährlich den "Gugltag", der von der HS Reichenthal angeregt wurde. Am 18. September wird den Kindern Leichtathletik schmackhaft gemacht. Der Bezirksschulinspektor: "Beim Wechsel auf die Ganztagsschule wird sich bei der Freizeitgestaltung am Nachmittag einiges tun."
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