Gastronomie UU
Ein paar Wirte sind in der Zwickmühle
URFAHR-UMGEBUNG (fog). Ein Traditionswirtshaus hat keinen Nachfolger: das Gasthaus Obernberger auf dem Oberneukirchner Marktplatz. "Wie es derzeit aussieht, schließen wir heuer im September", sagt Wirtin Rosa Obernberger. Die eigenen Kinder wollen den Betrieb nicht übernehmen und einen anderen Nachfolger fanden ihr Mann und sie bis dato nicht. "Einmal werden wir es nochmal mit einer Ausschreibung versuchen", fügt die 59-Jährige, die in Pension gehen wird, hinzu.
"Wir hoffen noch auf eine Nachnutzung, auch wenn es in der Hand der Eigentümer liegt", meint Bürgermeister Josef Rathgeb (ÖVP). Er hat in Sachen Ortskernbelebung einiges auf die Beine gestellt in den vergangenen Jahren. Oberneukirchen würde im Zentrum das letzte Wirtshaus mit ausschließlich traditioneller Hausmannskost verlieren. Große Zehrungen fanden selbstverständlich hier statt.
Investitionsproblem
Weitere Traditionswirtshäuser in Urfahr-Umgebung sind in einer ähnlichen Situation. Andere haben zwar einen Nachfolger, stehen aber vor einem Investitionsproblem, wie im Fall des Gasthauses Schöftner ("Glansegg") in Oberneukirchen. Wirtin Bernadette Schöftner ist ebenso 59 Jahre alt und wird an ihren Sohn Andreas übergeben. Allerdings kann es nicht, wie anfangs geplant, bei der Erneuerung der Gaststube bleiben. Bei einer Besichtigung der Behörden hätte sich herausgestellt, dass einiges zu ändern wäre, wie etwa Raumhöhe, Lüftung, Barrierefreiheit oder eine Haustüre, die nach außen aufgeht. Schätzungsweise 160.000 Euro müssten investiert werden, so die Wirtin. "Bis 26. April 2020 haben wir sicher offen. Bis dahin werden wir eine Entscheidung treffen", so Bernadette Schöftner.
WKO hilft
Der Urfahraner Wirtesprecher Karl Wögerer, selbst Wirt in Feldkirchen, kennt die Situation im Bezirk: "Das Wirtshaussterben ist dramatisch, aber häufig ist es ein langwieriger Prozess." Er rät Wirten bei einer Nachfolge sobald wie möglich auf die Wirtschaftskammer (WKO) zu gehen, um sich beraten zu lassen. Ein halbes Jahr davor sei zu spät. "Wenn 30 Jahre lang nichts in die Technik investiert wurde, ist es natürlich schwierig. Aber es gibt Förderungen des Landes OÖ für einen Umbau oder zum Beispiel Annuitätenzuschüsse. Andere Betriebsformen können gewählt werden, etwa eine GesmbH. Die WKO hat auch eine eigene Neugründer-Börse."
Wandlungsprozess
Orte mit großer Wirtshaustradition, wie zum Beispiel Gallneukirchen oder Ottensheim, sind ebenso in einem Wandlungsprozess. Die Gusenstadt hat im Vorjahr die Marktstube als Wirtshaus verloren. Im Ottensheimer Zentrum haben Sonntagmittag nur mehr Pizzerias geöffnet. "Es ist traurig. Der Ottensheimer ist normal ein großer Wirtshausgeher. Wir versuchen das zu forcieren und machen alle Vereins- und Parteiversammlungen im Wirtshaus", sagt Ottensheim-Urgestein Gerti Walchshofer. Die Stammtischpflege spielt in Urfahr-Umgebung wieder eine größere Rolle. In der Ottensheimer Gegend hat auch das Hochwasser 2013 einiges verändert. Das "Gregor" im Hafenviertel hat danach nicht wieder aufgesperrt und auch der Rodlhof sperrt Ende 2020 für immer zu.
Zur Sache:
• Die Anzahl der Gastronomiebetriebe in Oberösterreich hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht stark verändert. Im Jahr 2001 gab es zum Beispiel in OÖ 6.508 aktive Mitgliedsbetriebe in der Fachgruppe Gastronomie, im Jahr 2013 waren es 5.931 und im Jahr 2018 lag die Zahl bei 6.098 Mitglieder (Quelle: WKO). Allerdings fand gleichzeitig ein großer Strukturwandel statt. Beispielsweise zählt ein Kebab- oder Würstelstand ebenso als Gastronomiebetrieb.
• Karl Wögerer, Wirtesprecher Urfahr-Umgebung: "Klassische Wirtshäuser, die immer offen haben und wo man ohne Reservierung essen gehen kann, werden immer weniger, das stimmt. Wirtshäuser müssen sich stärker spezialisieren. Das kann zum Beispiel ein Burgerlokal sein, wie in Walding. In manchen Orten macht es etwa nur Sinn, nachmittags zu öffnen."
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