Erster Türke lebte vor 323 Jahren in Gallneukirchen
GALLNEUKIRCHEN (mawi). In Wahlkampfzeiten, mitten in einer Flüchtlingskrise, wird nicht selten mit falschen Zahlen bei Einwanderern argumentiert. Ein Beispiel, die türkischen Einwanderer: In Oberösterreich waren 2013 laut Austria-Statistik 23.129 Personen türkischer Herkunft, das waren 1,6 % der Gesamtbevölkerung. In Gallneukirchen waren es beispielsweise 30 Personen, ein halbes Prozent der Bevölkerung. Heute leben in der Gusenstadt 28 Personen türkischer Herkunft, davon haben 18 die österreichische Staatsbürgerschaft. Sie sind in der Bevölkerung gut integriert. Türkische Wurzeln hat etwa der neue Pächter des Lokals an der Bundesstraße (ehemals Tankstelle Mikesch).
"gewestes Türkenkind"
Lokalhistorisch interessant: Der erste Türke in Gallneukirchen scheint bereits Ende des 17. Jahrhunderts auf. Am 12. Oktober 1692 wurde ein „gewestes Türkenkind“ getauft. Es erhielt den Namen Anton Joseph Erasmus Duegutt. Taufpate war Johannes Franciscus Christophorus Erasmus, Graf von Starhemberg zu Riedegg. Vermutlich war der Täufling ein türkischer Kriegsgefangener oder einer seiner Nachkommen, die nach der Zweiten Türkenbelagerung Wie- ns 1683 nach Riedegg gebracht worden waren.
Türkenmauer in Riedegg
In der Literatur wird berichtet, dass die Türkenmauer beim Aufgang zur Burg Riedegg von türkischen Gefangenen errichtet worden sei, die Erasmus von Starhemberg nach der ersten Türkenbelagerung Wiens 1529 auf seine Burg mitgebracht hätte. Auch der 56 Meter tiefe, bis zur Gusen reichende „Türkenbrunnen“ im Hof des Schlosses, sei von den türkischen Gefangenen geschlagen worden. Ob die Türkenmauer schon im 16. Jahrhundert errichtet wurde oder erst bei der zweiten Belagerung im 17. Jahrhundert, ist unter Historikern umstritten.
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