Engerwitzdorf gegen Gallneukirchen
Gusentaler Nahwärme-Projekt könnte scheitern

Neben dieser Biogasanlage in Engerwitzdorf-Langwiesen will die Energie AG ein Hackschnitzelheizwerk errichten. Laut dem Unternehmen könnten dadurch Synergieeffekte erzielt werden.  | Foto: Gernot Fohler
  • Neben dieser Biogasanlage in Engerwitzdorf-Langwiesen will die Energie AG ein Hackschnitzelheizwerk errichten. Laut dem Unternehmen könnten dadurch Synergieeffekte erzielt werden.
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Streit zwischen Gallneukirchen und Engerwitzdorf um Standort für Hackschnitzel-Heizwerk – statt eines Linz AG-Projekts in Gallneukirchner Nähe favorisiert Engerwitzdorf jetzt ein größeres Energie AG-Heizwerk in Verbindung mit der Naturgasanlage neben der Autobahn.

GALLNEUKIRCHEN/ENGERWITZDORF. Es kriselt wieder zwischen den beiden Gemeinden. Ein gemeinsames Nahwärmeprojekt droht zu scheitern. Das Diakoniewerk war vor zwei Jahren an den Gallneukirchner Bürgermeister Sepp Wall-Strasser (SPÖ) mit dem Wunsch nach einem Hackschnitzelheizwerk herangetreten. Der Wohlfahrtsverband würde auch ein Grundstück, das sich in Engerwitzdorf neben dem Lidl-Supermarkt befindet, zur Verfügung stellen. Bei dem Angebot des Energieversorgers Linz AG wären nicht nur Gallneukirchen bis zum Punzenberg, sondern auch Schweinbach, inklusive Betriebe, mitversorgt worden, so Wall-Strasser. Als die Gallneukirchner damit rechneten, dass die Umwidmung von Betriebsbaugebiet auf Heizkraftwerk im Engerwitzdorfer Gemeinderat nur Formsache wäre, kam die 180-Grad-Wende. Vor allem die ÖVP Engerwitzdorf sympathisiert jetzt mit einem Angebot der Energie AG. Der Konzern würde gerne neben der bestehenden Naturgasanlage in Langwiesen das Nahwärmewerk errichten und Gallneukirchen mitversorgen.

Argumente der Energie AG

„Der Standort in Engerwitzdorf/ Langwiesen (Steinreith) bietet über den Autobahnanschluss Engerwitzdorf und die Begleitstraße zur A7 bis hin zum Gewerbegebiet die wesentlich bessere infrastrukturelle, verkehrstechnische Anbindung. Diese würde damit den ohnehin stark frequentieren Standort Gallneukirchen verkehrstechnisch nicht zusätzlich belasten", argumentiert Josef Postl von der Energie AG Erzeugung. Der Standort neben der Naturgasanlage habe darüber hinaus weitaus mehr Potenzial für eine größere Dekarbonisierung, nicht nur für alle Haushalte, die auf erneuerbare Wärme umstellen wollen, sondern auch für die wachsenden Betriebe und den Prozesswärmebedarf.
Die Fläche in Engerwitzdorf bietet laut Postl genügend Platz, um ein ausreichend großes Biomasselager zu errichten: "Somit kann dort ganzjährig eingelagert werden. Dies ermöglicht eine hohe Versorgungssicherheit mit heimischer Biomasse. Um eine gemeinsame umfassende Dekarbonisierung der Region zu ermöglichen und dem Kundenwunsch nach Nachhaltigkeit weiter nachzukommen, braucht es eben Standorte wie Engerwitzdorf/Langwiesen, die großes Potenzial bieten." Dafür benötige man auch eine größer dimensionierte Hauptleitung: "Durch eine verstärkte Wärmedämmung kommt es zu keinen nennenswerten höheren Wärmeverlusten. Für und als Energie AG Erzeugung steht die Zukunftsfähigkeit eines Standortes immer an oberster Stelle, um den Anforderungen der Energiewende gerecht zu werden." Um Förderungen zum Bau der Anlage in Anspruch nehmen zu können, brauche es allerdings eine rasche Entscheidung.

Fürst für Langwiesen

Der Engerwitzdorfer Bürgermeister Herbert Fürst (ÖVP) bevorzugt den Standort in Langwiesen "wegen der guten Autobahnanbindung". Bei der Anlieferung beim Diakoniegrundstück könnte ein "Verkehrsproblem entstehen". Außerdem will Fürst "nicht hochwertiges Betriebsbaugebiet für Nahwärme verschwenden". Der Ortschef könnte der Energie AG entgegenkommen, die einen Synergieeffekt darin sehen, wenn der Prozesswärmebedarf der Naturgasanlage nicht mehr mit Gas, sondern mit Nahwärme gedeckt würde.

Wall steigt aus

Die Engerwitzdorfer Grünen halten wiederum den Standort beim Lidl für "ökonomisch und ökologisch sinnvoller", so Vizebürgermeister Andreas Giritzer. Bei einer Leitung von Langwiesen nach Gallneukirchen käme es zum "Wärmeverlust und daher höheren Preisen". Darüber hinaus wäre laut Grünen der Bodenverbrauch beim Diakonie-Grundstück geringer.
Sepp Wall-Strasser hätte das Linz-AG-Angebot präferiert, "weil es das günstigere ist". Darüber hinaus argumentiert der Ortschef, dass "80 Prozent der Anschlüsse in Gallneukirchen liegen würden und nur 20 in Engerwitzdorf". Leitungen von Langwiesen nach Gallneukirchen zu verlegen, hätte mit Nahwärme nichts mehr zu tun. Er betont: "Wenn sich ein Grundstück in Gallneukirchen findet, dann sind wir von einer Engerwitzdorfer Widmung nicht abhängig."

Anrainer-Fragen an die Energie AG zum Projekt

Ein Großteil der Hackschnitzel soll angeliefert und in einer Halle gelagert werden – wie groß muss die sein, wird die gleich mit PV-Anlage geplant?
Die Lagerhalle ermöglicht die Einlagerung von rund 6.000 Schüttraummeter. Die Dachflächen werden auch mit einer PV-Anlage ausgestattet, um einen weiteren Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.

Ein Teil der Hackschnitzel soll vor Ort aus Schadholz erzeugt werden, das die Bauern anliefern – diesbezüglich gibt es Besorgnis der Anrainer wegen Lärm und Staub. Angeblich soll nur ein paarmal im Jahr der Betrieb einer Hackschnitzelerzeugung notwendig sein …
Großteils werden fertige Hackschnitzel angeliefert werden. Zusätzlich wird ein Rundholzlager errichtet, um die Brennstoffverfügbarkeit bestmöglich abzusichern und den regionalen Landwirten die Möglichkeit zu bieten, auch Rundholz zu liefern (z.B. nach Schadholzereignissen wie Windwurf, Schneedruck etc.) Die Aufbereitung vor Ort erfolgt in Abstimmung mit der Behörde und wird nur an wenigen Tagen im Jahr stattfinden.

Wie sieht es mit den Abgasen aus der Anlage aus, welche Reinigung in Sachen Feinstaub etc. ist für solche Anlagen vorgesehen?
Die moderne Rauchgasreinigung erfolgt zweistufig mittels Multizyklon und Elektrofilter und garantiert minimale Emissionen. Durch den Wegfall der vielen bestehenden Einzelfeuerungen werden die Emissionen in der Region durch eine zentrale, am neuesten Stand der Technik konzipierte Anlage minimiert.

Laut Aussagen von Anrainern wird auf der Naturgasanlage wieder vermehrt Gas abgefackelt. Kann das überschüssige Gas im Nahwärmeprojekt zum Einsatz kommen und damit energetisch genutzt werden, anstatt es wie bisher sinnlos abzufackeln.
Es wird im Zuge des Projektes geprüft, inwieweit das überschüssige Naturgas im Heizwerk genutzt werden kann.

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