Franz Allerstorfer
„Die Wahl war für mich ein Schock“

Franz Allerstorfer | Foto: Gemeinde Feldkirchen
  • Franz Allerstorfer
  • Foto: Gemeinde Feldkirchen
  • hochgeladen von Gernot Fohler

FELDKIRCHEN. Wenige Tage vor dem Jahreswechsel tritt Bürgermeister Franz Allerstorfer (SP, 67) zurück. Im BezirksRundschau-Gespräch schaut er auf erfolgreiche 17 Jahre zurück und wagt einen Blick in die Zukunft.

Sie sind 2003 zu Überraschung vieler GemeindebürgerInnen und vielleicht auch zur eigenen gleich im ersten Wahldurchgang zum Bürgermeister gewählt worden. Für sie war das ein Sprung ins kalte Wasser. Wie haben sie schwimmen gelernt?
Allerstorfer: Mein eigentliches Ziel bei der Gemeinderatswahl 2003 war, die relative Mehrheit der VP zu verhindern. Sie hatte vor der Wahl 15 Mandate und stellte immer den Bürgermeister. Dass nach Auszählung der Stimmen, wir, die SP, 15 Mandate (von 31; Amn. der Red.) hatte und ich zum Bürgermeister gewählt worden war, war völlig unerwartet und geradezu ein Schock. In das Amt als Bürgermeister bin ich hauptsächlich durch die tägliche Arbeit und die ständigen Bemühungen Projekte voranzubringen hineingewachsen. Es hat aber einige erfahrene Gemeindemandatare und sogar schwarze Bürgermeister gegeben, die ich immer um Rat fragen konnte.

Für sie ist „Gemeinde sind wir alle“ zu einem Leitspruch für deine Arbeit in der Kommunalpolitik geworden. Wann haben sie das Gefühl gehabt, die Menschen verstehen mich, sie ziehen mit?
Die Menschen erwarten sich von der Gemeindepolitik sichtbare und spürbare Ergebnisse. Mit der zunehmenden Verwirklichung von Projekten ist die Zustimmung und das Vertrauen der Bevölkerung zu mir gewachsen. Ich habe das Gefühl, die Menschen in Feldkirchen haben gesehen und verstanden, dass ich mich um die Gemeinde und die Anliegen der Menschen bemühe.

Als Sozialarbeiter haben sie gelernt, mit den Menschen und ihren Problemen und Wünschen umzugehen. Wie ist es ihnen gelungen, die Menschen davon zu überzeugen, dass dabei die (Partei)Politik nicht im Vordergrund steht?
Es geht immer um die Achtung und den Respekt den Menschen gegenüber, egal wo er/sie weltanschaulich steht. Es geht vor allem darum zuzuhören und den Menschen zu vermitteln, dass man bemüht ist sie zu verstehen. Das gilt in gleicher Weise für die Sozialarbeit wie für die Gemeindepolitik. An Selbstinszenierungen und Parteipolitik ist die Mehrheit der Bevölkerung nicht interessiert.

Wenn sie auf 17 Jahre zurückschaust: Wer oder was hat ihnen die schönste Freude bereitet?
Eine schwierige Frage. Wenn ich ein Projekt oder einen Menschen hervorhebe, tu ich all den vielen anderen, die mich begleitet und unterstützt haben, Unrecht. Der Marktplatz, die Schule, die Gebäude der Einsatzorganisationen, viele „kleine Sorgen“ von Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die ich zu einem guten Ergebnis bringen konnte, haben mich gefreut. Besonders gefreut hat mich, um doch einen Namen zu nennen, die gute Zusammenarbeit mit unserem Pfarrer Josef Pesendorfer.

Haben sie in ihrer politischen Laufbahn so etwas wie einen absoluten Tiefpunkt erlebt?
Nein, weil ich mein Leben immer als Chance und Herausforderung versteh. Es gab große Hürden und heftige Auseinandersetzungen zu überwinden bzw. durchzustehen. Mit Optimismus, Hartnäckigkeit und der Unterstützung durch meine Fraktionskollegen haben wir immer wieder die entscheidenden Schritte in Richtung Zielerreichung geschafft. Sehr oft haben auch Gemeinderäte/innen anderer Fraktionen mit ihrer Stimme zur Umsetzung unserer Projekte beigetragen.

In den vergangenen Jahren ist sehr viel geschehen in der Gemeinde. Was sind da ihre Highlights?
Das Schul- und Kulturzentrum steht an erster Stelle. Dieses Projekt hat mir, Vbgm. Loizenbauer und Amtsleiter Wakolbinger, unglaublich viel Energie und Nerven gekostet. Mit mehr als 16 Millionen Euro hat dieses Projekt baulich und wirtschaftlich Dimensionen bekommen, die weit über die ursprünglich gedachten Sanierungskosten für den Turnsaal hinausgingen. Dass diese Schule jetzt in ganz Österreich und darüber hinaus als Prototyp und Vorbild für innovativen Schulbau anerkannt ist, freut mich sehr. Andere Highlights: der Marktplatz, die Feuerwehrhäuser, das Samaritergebäude mit der Arztpraxis, Apotheke und betreubarem Wohnen, der Musikproberaum Lacken, die Krabbelstuben und die Kindergartenerweiterungen, die Betriebsansiedlungen und die damit verbundene Steigerung der Kommunalsteuer von 200 000 auf mehr als 850 000 Euro, die Wohnbautätigkeit (leistbares Wohnen), der Kreisverkehr und die neue Zufahrt nach/aus Bad Mühllacken, die zuletzt erarbeitete Sanierung und Belebung des Pfarrhofes gemeinsam mit der Pfarre und Stift St. Florian, die Beiträge zur Sanierung der Kirche Pesenbach und des Pfarrzentrums Lacken sowie die Beschlüsse für das Alten- und Pflegeheim Feldkirchen „alternativen Wohnformen“ und bei vielen anderen Projekten, zu deren Realisierung ich einen Beitrag leisten durfte.

Sie gehen in den hochverdienten Ruhestand. Was wird statt der Politik ihre Zeit erfüllen?
Zuerst muss ich einmal zu Hause zusammenräumen. Ich bin die ganze Zeit über zu gar nichts im Haus gekommen. Ich werde versuchen mich frei zu machen von der Gemeinde und schauen, wer und was ich ohne diese Thema bin, das mich die letzten 17 Jahre vollkommen eingenommen und besetzt hat. Ich werde mit meiner Frau wandern und reisen, sofern dies trotz Corona erlaubt sein wird. Für meine Kinder/Schwiegertöchter und Enkelkinder möchte ich mehr da sein. Lesen ist eine Leidenschaft für die ich mehr Zeit haben werde. Meine hoffentlich nicht ganz verschüttete kreative Seite, werde ich auch versuchen zu aktivieren. Vielleicht schreibe ich auch ein Buch über meine Zeit als Bürgermeister.

Interview von Wolfgang Reisinger 

Anzeige
Foto: Marktgemeinde Altenberg
5

Mein Altenberg 2024
Marktgemeinde am Balkon von Linz

Altenberg, die Marktgemeinde im "Speckgürtel" von Linz, hat noch im Jahr 2024 einige Projekte auf der Agenda. Ein neues Mehrzweckgebäude, das den Engpass der Turnflächen für Kinder beheben soll, und die Neugestaltung des Marktplatzes sind die größeren Vorhaben. Mehrzweckgebäude im Ortszentrum Ein neues Mehrzweckgebäude für Schul- und Vereinssport, Musikproberaum sowie Kinderbetreuung ist geplant. Darüber hinaus werden die Turnsäle und der Physiksaal saniert. In den vergangenen Monaten wurde...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Urfahr-Umgebung auf MeinBezirk.at/Urfahr-Umgebung

Neuigkeiten aus Urfahr-Umgebung als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Urfahr-Umgebung auf Facebook: MeinBezirk.at/Urfahr-Umgebung - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Urfahr-Umgebung und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.