Psychologin warnt
Fehlender Dialog durch Corona in Gesundheits- und Sozialberufen
Die Corona-Krise hat den Gesundheits- und Sozialbereich gleich doppelt getroffen: Zum einen gab oder gibt es erschwerte Arbeitsbedingungen und zum anderen entfielen Möglichkeiten für unterstützenden Austausch. Irmtraud Lichtenberger, Psychologin, Supervisorin sowie Coach in Linz und im oberen Mühlviertel, macht auf die Jobwechsel in diesem Bereich aufmerksam.
LINZ/OTTENSHEIM. Die vergangenen zwei Jahre waren extrem hart: die Arbeitsbelastung hoch, Homeoffice kaum möglich und auch die Corona-Schutzmaßnahmen in vielen Bereichen unzureichend. Zugleich sind Maßnahmen zum fachlichen Austausch und zur psychischen Unterstützung teilweise komplett ausgefallen, von Teambuilding über Supervision bis hin zu Coaching. „Die Frustration in vielen Teams ist stark gestiegen“, sagt die Ottensheimerin. „Fehlt die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen und die Tätigkeit zu reflektieren, kann aus dem Frust schnell ein Ausbrennen oder eine Kündigung werden.“
Zwei Studien
Lichtenberger bezieht sich auf aktuelle Studien: Rund ein Viertel der Beschäftigten aller Branchen wolle den Job wechseln, zeige der "Arbeitsklima Index" der Arbeiterkammer. Diese Zahl sei im Sozial- und Gesundheitsbereich noch deutlich höher. Fachkräfte dieser Branche seien aktuell so begehrt wie nie zuvor: Die offenen Stellen seien im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 um mehr als 60 Prozent gestiegen, zeige der Arbeitsmarktreport des Jobportals karriere.at. „Die Arbeitsbedingungen waren in diesem Bereich immer schon hart“, so die Psychologin. „Wer im Sozialbereich arbeitet, macht das nicht wegen des Geldes, sondern brennt für seine Tätigkeit.“
Laut Lichtenberger fühlten sich viele Mitarbeiter in Sozial- und Gesundheitsberufen allein gelassen. Sie fordert daher mehr Dialog und professionelle Supervision. „Ein professionelles Coaching schafft hier Entlastung – sowohl für die Führungskraft als auch für das Team.“
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