Traumberuf Ofensetzerin
Evelyn Fringer aus Nebelberg erlernt in Ottensheim ein seltenes Handwerk.
OTTENSHEIM. Der Kachelofen ist ein Symbol für Gemütlichkeit und Wärme. Stand er früher eher in der Wohnzimmerecke, rückt er heute als Designerstück immer mehr ins Zentrum. Das Hafner-Handwerk erlebt deshalb heute eine Renaissance. Evelyn Fringer (18) hat sich vor drei Jahren dazu entschieden, eine Ofensetzer-Lehre bei der Firma Trummer in Ottensheim zu beginnen. Ein Beruf, der viel Geschick, Kraft und Kreativität verlangt. "Als Kind hatte ich immer schon lieber Bausteine als Barbiepuppen in der Hand", sagt Fringer. Bis vor wenigen Tagen saß sie noch in der Berufsschule, als einzige Frau unter 20 Mitschülern. Die Baustelle ist zwar längst keine reine Männerdomäne mehr, dennoch brauchen Frauen hier besonderes Durchsetzungsvermögen. Nicht bei jedem Arbeitgeber herrscht Chancengleichheit. "Eine Freundin von mir wollte gerne Zimmerin werden, sie hat aber dann abgebrochen, weil die Gesellen ihr nichts beibringen wollten." Bei der Firma Trummer in Ottensheim hatte Fringer mehr Glück. Sie und ihr Geselle Franz Hutsteiner sind ein eingespieltes Team. Gekonnt setzen sie Ziegel auf Ziegel. Ständig muss die Wasserwaage angesetzt und neu vermessen werden, den Bauplan immer im Blick. "Man muss froh sein, wenn man begabte Lehrlinge bekommt, die meisten Jugendlichen machen heute lieber die Matura, als ein Handwerk zu erlernen," sagt Hutsteiner.
Volle Auftragsbücher
Auf den Lehrberuf aufmerksam wurde die 18-Jährige zufällig. Die Firma Trummer hat im Elternhaus in Nebelberg, Bezirk Rohrbach vor einigen Jahren einen Kachelofen errichtet. Das junge Mädchen war sofort fasziniert und ging den Hafnern mit Begeisterung zur Hand. Drei Lehrjahre später steht sie nun selbst kurz vor der Gesellenprüfung. Ihr Verbleib in der Firma ist gesichert. "Der Beruf ist ziemlich abwechslungsreich. Jeder Ofen, den wir bauen, ist anders," sagt Fringer. Firmenchef Erwin Trummer plant und zeichnet die Heizgeräte ganz nach den Vorstellungen der Kunden. Die Auftragsbücher sind voll und deshalb sind auch Evelyn und ihr Geselle Franz ständig auf Achse. Nicht selten werden auch Aufträge in Bayern angenommen. Ofen und Zugsystem sind meistens in weniger als sechs Tagen fertig. "Am meisten Spaß macht das Zugsetzen." Mithilfe eines Computerprogramms wird der Weg der Warmluft durch das Haus gezeichnet. Wände müssen aufgestemmt und spezielle, wärmeleitende Ziegel ausgelegt werden. Feuer machen braucht Zeit.
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