Die Hobbys zum Beruf gemacht
HERMAGOR (nic). Wenn Heribert Patterer in der Früh seinen Dienst in dem kleinen Polizeiposten auf 1530 Metern Seehöhe antritt, weiß er so gar nicht, wie lange er für notwendige Schreibtischarbeiten Zeit hat. "Das Telefon kann jederzeit läuten und ich muss zu einem Unfall auf die Piste," weiß der erfahrene Alpinpolizist.
Seit 23 Jahren ist Patterer Leiter der Alpinpolizei im Bezirk Hermagor, hat viel erlebt und oft geholfen. Dafür hat ihn der österreichische Innenminister sogar unlängst geehrt.
Der 55-Jährige, der in Waidegg zu Hause ist, bleibt dennoch bescheiden, gibt aber zu, dass er das Handy nie wirklich ausschaltet. "Wenn wir gerufen werden, dann ist wirklich etwas Dramatisches passiert," sagt er und fügt hinzu: "Dann braucht jemand Hilfe."
Das betrifft nicht nur die Wintersaison, in der es meist um Kollisionen auf und neben der Skipiste geht und natürlich Lawinenopfer. Auch im Sommer bleiben die Gefahren in der Natur, zum Beispiel beim Klettern, nicht vollständig kalkulierbar. Auch vermisste Personen profitieren von den Erfahrungen des Polizist aus Leidenschaft und seinen Kollegen.
Unterstützung bietet auch die Technik, zu Beispiel durch die Hubschrauber der Polizei. Einige Diensttage im Monat ist Patterer auch bei der Hubschrauberstaffel in Klagenfurt tätig und immer wieder wartet er neben seinem Büro auf das High-Tech-Gerät, um wirklich helfen zu können.
Mit Wärmebildkameras und ähnlichem Gerät ist die Polizei neben anderen Helfern im Einsatz. Nicht immer geht die Suche glimpflich aus. "Wenn wir eine Leiche aus dem Berg bergen und ins Tal bringen und dort warten Frau und Kinder auf das Opfer, dann geht einem das schon nahe," sagt Patterer mit ernstem Gesicht.
Wären Unfälle manchmal vermeidbar? An mangelhafter Ausrüstung liegt das Unfallgeschehen auf der Skipiste eher selten. Häufiger tragen Fehleinschätzungen der eigenen Fähigkeiten oder zu wenig Umsicht zum Beispiel zu einem Skiunfall bei.
Wer gern klettert und in den Bergen wandert, sollte mindestens ein funktionierendes Handy dabei haben und wissen, wie man aus dem die GPS-Koordinaten des Standortes ausliest. "Das beschleunigt die Suche, gerade auch in der Nacht, sehr," versichert der Leiter.
Angefangen hat für ihn alles mit der Leidenschaft fürs Kletter, Skifahren und inzwischen auch fürs Mountainbiking. "Ich hatte Glück und konnte meine Hobbys schon früh zum Beruf machen," lacht er. Und auch heute ist nach Dienstende noch lange nicht Schluss. Mit seiner Familie zieht es Patterer auch da auf die Piste und in die Natur.
Mit einer Reise ins Himalayagebiet hat sich der Gailtaler 2002 einen Lebenstraum erfüllt. "Heute würde ich gern mal meiner Frau Nepal und die Besonderheiten zeigen. So ein hoher Berg muss nicht nochmal sein," verrät er.
Mit leichter Besorgnis schaut der 55-Jährige, der irgendwann in den nächsten Jahren an die Pension denkt, dennoch in die Zukunft: "Ich würde mir mehr junge Kollegen wünschen, die sich für unser Spezialgebiet in der Region interessieren, wünschen. Wir brauchen Nachwuchs."
Daten und Fakten zur Person
Name: Heribert Patterer
Beruf: Leiter der Alpinpolizei im Bezirk Hermagor
Wohnort: Waidegg
Alter: 55 Jahre
Familienstand: verheiratet, zwei Töchter (22 und 10 Jahre)
Hobbys: Skifahren, Klettern, Extrem-Radfahren, u. a. mit dem Mountainbike
Auszeichnung: Ehrenurkunde des Innenministers für langjährige Verdienste
Empfehlung für Kletterer: passende Ausrüstung und ein funktionierendes Handy, aus dem man im Ernstfall die GPS-Koordinaten des Standorts auslesen kann und so den Rettern den richtigen Weg weist.
Tipps für Skifahrer: Helm und gute Ausrüstung, die eigenen Fähigkeiten nicht überschätzen. Wer auch mit Anleitung außerhalb der gesteckten Pisten fährt, braucht einen Lawinensender oder besser einen Lawinenrucksack.
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