Michael Grabner: "Mir geht es nur noch um den Gewinn des Stanley Cups"

VILLACH (kofi). Michael Grabner steht vor seinem neunten Jahr in der National Hockey League (NHL). Bleibt er verletzungsfrei, sprengt er damit die 500-Spiele-Marke. Derzeit bereitet sich der Stürmer der New York Rangers in Villach auf den Saisonstart vor, mit der WOCHE plauderte er über seine Ziele. 

WOCHE: Sie werden heuer 30, haben neun NHL-Saisonen in den Beinen. Spüren Sie das Alter? 
GRABNER: Ich trainiere heute anders als mit 22, damit ich meinen Körper nicht spüre. Aber Schmerzen gehören beim Eishockey zum Alltag. Daran gewöhnt man sich. 

Was ist für Sie heuer anders als vor neun Jahren?
Damals hatte ich kleine Ziele im Kopf: Den ersten Assist. Das erste Tor. Zehn Saisontreffen. Das alles hat für mich keine Bedeutung mehr. Mir geht es nur noch um den Gewinn des Stanley Cups. Wenn wir heuer den Cup holen, ich aber nur fünf Treffer erziele, ist das für mich völlig in Ordnung. 

Sie spüren persönlich gar keinen Druck?
Doch, den machen ja zum Beispiel die Fans. Ich habe vorige Saison 27 Tore erzielt. 25 wollen sie heuer auch sehen – Minimum. Mein Glück ist: ich kenne beide Seiten. Die vorige Saison war großartig, andere waren schlechter. 

Wie lange sind Sie in Villach?
Ich bin Ende Mai hergekommen und fliege am 24. August nach New York. Mein Sohn kommt am 5. September in die Schule, das ist ein wichtiger Tag. 

Sie sind Pendler zwischen den Welten: New York und Villach – mehr Kontrast ist fast nicht möglich. Auf welche Welt verzichten Sie leichter?
Ich bin kein Großstadtmensch, daher lebe ich auch eine Stunde außerhalb von New York. Amerika ist mein Arbeitsland, aber im Herzen bleibe ich immer Villacher. 

Können Sie sich auch vorstellen, einmal beim VSV zu spielen oder eine Funktion auszuüben? 
Warum nicht? Aber ich denke nicht so weit voraus. Wenn ich gesund bleibe, habe ich noch sechs, sieben Jahre in der NHL. Wenn etwas Grobes passiert, kann es sein, dass ich schon im nächsten Jahr beim VSV bin.

Wie sieht Ihr Vorbereitungsprogramm aus? 
Ich arbeite einen Trainingsplan meines Vereins ab, bin viel in der Kraftkammer und am Fahrrad. Derzeit wiege ich 88 Kilo, vielleicht werde ich aber bis zum Saisonstart noch etwas leichter. 

Weil Sie für Ihr größtes Plus, Ihre Schnelligkeit, keinen Ballast brauchen?
Richtig. Ich gehöre zu den 10 bis 20 Prozent schnellsten Spielern in der NHL. Solange ich mir dieses Tempo erhalte, habe ich gute Chancen auf ein Leiberl. 

Dieser hohe Speed am Eis: Wie machen Sie das?  
Meine Schnelligkeit ist angeboren, da habe ich Glück gehabt. Aber ich trainiere natürlich auch auf diese Fähigkeit hin, um sie nicht zu verlieren.

Wenn Sie mit dem VSV spielen: Fahren Sie dann nur mit 50 Prozent? 
Nein, so darf man sich das nicht vorstellen. Erstens spielen da ganz ausgezeichnete Leute und zweitens habe ich von einem 50-Prozent-Training nichts. Ich gebe immer alles. 

Wie beurteilen Sie die Situation des VSV? In einer Liga mit finanziell weit überlegenen Gegner kann man eigentlich nicht mehr Meister werden.
Stimmt, das ist eine schwierige Situation für Villach. Es wird von Jahr zu Jahr schwerer, das Geld für eine gute Mannschaft aufzustellen. Ich habe keinen Rat für sie: Sie könne nur ihr bestes geben. Ich hoffe, dass sie heuer eine bessere Saison haben als im Vorjahr.