Birgit steigt den Leuten aufs Dach
Gailtal. (nic) Sie gehört zu den wenigen Menschen, die behaupten können den absoluten Traumberuf ergriffen zu haben. Und dabei hat die Karriere von Birgit Arich als Rauchfangkehrerin für die heute 36-Jährige erst im zweiten Schritt geklappt.
"Erst nach dem Abschluss einer kaufmännischen Ausbildung wusste ich, dass ich eigentlich etwas anderes machen will," erinnert sich die Frau, die heute jeden Tag anderen aufs Dach steigt. Durch Zufall bekam sie Kontakt zu Berufsbild Rauchfangkehrer und setzte sich gegen alle Widerstände durch, um diesen Beruf zu erlernen. "Bis heute habe ich das keinen Tag bereut. Auch wenn es nicht immer leicht war," erzählt sie fröhlich. Vor gut 15 Jahren war Rauchfangkehrer noch mehr eine Männerdomäne als heute. Der Meister, mit dem sie als Lehrling unterwegs war, liess sie spüren, dass Frauen in diesem Beruf nichts zu suchen haben.
Doch Birgit Arius gab nicht auf, bestand alle Prüfungen und startete ihren beruflichen Werdegang. Der wurde von der Geburt ihrer beiden Kinder Anita (11) und Philipp (8) unterbrochen. Die Kinder finden es cool, was Mama macht, sind aber nicht wild darauf umarmt zu werden, solange der Ruß beim Nachhausekommen noch an ihr klebt., verrät sie augenzwinkernd.
Seit 2005 arbeitet Birgit Arius in der Firma von Rauchfangkehrermeisterin Christine Kerth. Sie war einmal die jüngste Rauchfangkehrermeisterin in Kärnten, übernahm als junge Frau den Betrieb vom Vater. Beide Frauen sind ein eingespieltes Team, das für den Bezirk Bad Bleiberg und Nötsch im Gailtal zuständig ist.
Dabei gehört es nicht nur zum Alltag, die Schornsteine zu reinigen, vielmehr sind die Kenntnisse der Vorschriften und technisches Wissebn gefragt. Überprüfungen der Feuerstellen oder sogar Untersuchungen von Kaminen mit moderem Kameraequipment gehören ebenfalls dazu.
Ein besonderes Ereignis wird Birgit Arius sicher nicht vergessen. An tierische Überreste und Spinnweben ist sie neben Ruß, dem schwarzen Gold, in ihrem Beruf schon lange gewöhnt. Das macht ihr nicht aus. Aber ein riesiger Uhu, der sich einmal unten in einen besonders großen Schornstein verirrt hatte und den sie herausholen musste, ist in wahrhaft bleibender Erinnerung geblieben.
Für die überzeugte Rauchfangkehrerin Birgit sind das Schönste an ihrem Beruf die selbständige Arbeit an der frischen Luft und der Umgang mit Menschen. Zum Ausgleich hat sie seit anderthalb Jahren ein Hobby: Mit Line-Dance in zwei Gruppen sorgt die fröhliche Rauchfangkehrerin für Entspannung vom beruflichen Stress.
Zum Jahreswechsel ist sie übrigens als vermeintlicher Glücksbringer stets ein besonders gern gesehener Gast in und auf den Häusern in Bad Bleiberg und im Gailtal.
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