Wenn Schulstress nach Hilfe und Lösung schreit 

Die Klagenfurter Expertin für Angstbewältigung Sabine Mühlhans sprach mit der WOCHE zum Thema Prüfungsangst, Nachzipf und deren Lösungsvarianten.

WOCHE: Frau Mühlhans, wie würden sie Angst definieren?
SABINE MÜHLHANS: Angst ist kein krankhafter Zustand, sondern eine angeborene sinnvolle Reaktion. Angst ist überlebensnotwendig und ein wichtiges Warnsignal vor echten Gefahren und Bedrohungen.

Wie sollen Jugendliche mit diesem Warnsignal umgehen?
Das Wichtigste ist, immer offen darüber zu reden. Eine Möglichkeit wäre, dies in Rollenspielen zu praktizieren, aber auch Gespräche mit den Eltern sind wichtig.

Wie sollen Eltern diese Gespräche führen?
Versuchen deren Gefühle und Stimmungen zu verstehen und auch zu teilen. Interesse an ihren Sorgen bekunden, wobei ausreden, tadeln und trösten nicht die Auswege sind. Ihnen kommt dabei eine ganz wichtige Rolle zu. Nicht nur auf die Schulnoten hinblicken, sondern sich in ihr Kind hineinversetzten. Sehr wichtig ist auf Körpersprache und seelischen Zustand ihres Kindes zu achten. Das gibt auch Aufschluss über die Angstursache.

Und bei Volksschulkindern?
Hier hat sich der Einsatz von Handpuppen bewährt. Diese durchleben stellvertretend für das Kind die schwierigen und teilweise auch angstbesetzten Situationen.

Kann diese Angstspirale gestoppt werden?
Angst kann nicht einfach gestoppt werden. Es braucht dazu Ersatzgefühle. Körperliches Spüren ist bei Schulangst schneller im Gehirn, als das Gefühl der Angst. Beispielsweise seinen Rücken an der Sessellehne spüren.

Hilft dies auch bei Konzentrationsproblemen während Schularbeiten?
Nein. Hier sollte der Prüfling einfach für einen kurzen Moment die Aufmerksamkeit auf einen Punkt im Innereb seines Körpers (Nabel …) lenken. Hinfühlen bringt Energie und löst die Gehirnblockade.

Was, wenn das Verhältnis Schüler- Lehrer von Angst erfüllt ist?
99 Prozent Erfolg verspricht hier das Schüler-Lehrergespräch. Wenn es nicht von den Eltern initiiert wurde, sondern durch den Schüler. Dem Ängstling wird dabei die empathische und persönliche Seite des zuvor gefürchteten Lehrers aufgezeigt

Die Ferienzeit kommt. Für einige Schüler jedoch mit Angst und Lernen für den Nachzipf verbunden. Gibt es eine Lösung dagegen?
Ferienlernen niemals als Strafe sehen, sondern als Chance. Mehr Wissen bedeutet, in Zukunft meist weniger Angst. Nicht täglich, aber konsequent lernen. Es gibt in unserem Gehirn das sogenannte Pausenlernen, in welchem das Gehirn von selbst nachspeichert und festigt. Wichtig ist Bewegung und wenig Social Media. Um abrufbar speichern zu können, benötigt unser Gehirn genügend Sauerstoff. Aber Achtung, auch Schüler sind keine Lernmaschinen.
INTERVIEW: Peter Tiefling

ZUR SACHE:

Bei Angst, … ist es ganz wichtig, auch Mut zugesprochen zu erhalten.
Bei Angst, … ist es auch wichtig die Hintergrundursache zu erfragen.
Angst soll,… nicht zerredet werden.
Der Körper, unsere Zellen, unser Gehirn lernen besser über erleben. Mit jedem Mal, wenn ich etwas mache, begehe ich einen Weg in meinem Gehirn.
Social Media, … endet oft in Schlafdefizit, Wochenendstress und im berühmt-berüchtigten Montagssyndrom. WWW nicht kappen, aber kontrolliert nutzen. War Games helfen im wahren Leben niemanden.
Professionelle Hilfe dann, … sobald sich Eltern und Schüler überfordert fühlen

ZUR PERSON:

Name:  Sabine Mühlhans
wohnhaft:  Maria Rain
Gatte: Walter Drußnitzer 
Praxis: www.muehlhans.at
Fachgebiet: psychologische Beratung