Was tun mit der seltensten Blutgruppe der Welt?
Die roten Exoten
Was tun, wenn man die seltenste Blutgruppe der Welt hat? Prim. Dr. Beatrix Sterz, Leiterin am Institut für medizinische und chemische Labordiagnostik im LKH Villach, im Interview.
VILLACH. Im Rahmen einer Blutspendeaktion erfuhr die Villacherin Ella S. (Name der Redaktion bekannt) ihre Blutgruppe: AB negativ. „Mir war bis zu dem Zeitpunkt nicht bewusst, dass ich damit die seltenste Blutgruppe der Welt habe. Muss ich mir dann Blutkonserven anlegen?“ Wir haben dazu Prim. Beatrix Sterz gefragt: „Generell gibt es vier Blutgruppen: A, B, AB oder 0, diese kennzeichnen die verschiedenen Eiweißsubstanzen auf der Blutzelle. Das ist die gröbste Einteilung, die reicht aber nicht aus. Deshalb kommt der Rhesusfaktor dazu: positiv und negativ. Diese beiden Bezeichnungen sind das Grundgerüst, in Wirklichkeit gibt es aber noch viel mehr.“ Von diesen Gruppen ist AB negativ die seltenste, die häufigste A positiv. Zurück zur Anfangsfrage: Was tun bei AB negativ? Braucht man vorbeugend Blutkonserven? „Könnte man, ich hatte diesen Fall noch nie. Wenn man Eigenblut spendet, kann man es nur für 42 Tage aufheben, sehr selten wird es tiefgefroren, aber die Lagerung ist sehr teuer. Auch direkt vor OPs ist es wenig sinnvoll. Bei Leuten, bei denen die Gefahr besteht, dass sie eine Blutspende brauchen, wäre eine Verminderung des Blutes vor dem Eingriff ein Risikofaktor“, erklärt Sterz.
Fremdblut
Die gute Nachricht: Die Versorgung mit Fremdblut reicht, denn es gibt gute Alternativen. Auch wenn AB negativ insgesamt selten ist, ist es gut kompatibel. Durch die Faktoren A und B werden keine Antikörper gebildet, anders bei der Blutgruppe 0, hier befindet sich an der Oberfläche überhaupt kein Protein A oder B. Also würden sich im Falle einer falschen Blutkonserve Antikörper gegen A und B bilden. Heißt: Die Blutgruppe 0 darf nur 0 bekommen. Bei AB hat man mehr Möglichkeiten. Allgemein ist die Blutgruppe 0 ein Universalspender für jeden. Dazu kommt noch der Rhesusfaktor. Positive dürfen positiv und negativ erhalten, Negative nur negativ. Die Reaktionen auf falsches Blut sind fatal: Vom Schweißausbruch bis hin zum Organversagen. „Das passiert aber schon, wenn das Blut in den Körper rinnt und wird dann sofort gestoppt. Wenn überhaupt, ist das maximal einmal im Jahr in Österreich der Fall“, beruhigt Sterz. Wissen muss man seine Blutgruppe nicht, das wird vor jedem Eingriff gründlich untersucht. Wichtig für das ganze System ist das Blutspenden. Sterz: „Das klappt nach einem Einbruch am Anfang der Pandemie wieder sehr gut. Auch der Blutspender profitiert davon, immerhin wird sein Blut auf Infektionserkrankungen untersucht.“
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