Roboter in Schule
Kleiner Vertreter unterstützt erkranktes Schulkind
“Nicht schon wieder Schule“ – diesen Satz hat jedes Elternteil schon gehört. Wie gern man am Unterricht teilnehmen möchte, wenn sich der Alltag schlagartig verändert, wissen viele Kinder, die aufgrund schwerer Krankheiten nicht in die Schule gehen können.
VILLACH. Schule dient nicht nur der Vermittlung von Wissen. Kleine lernen von Großen, Ältere lernen, Rücksicht auf Jüngere zu nehmen. Mal ist man der Starke, mal der Schwache. Hier werden Freundschaften geknüpft, die oft ein ganzes Leben halten. Im Kontrast dazu steht der Alltag von rund 17.000 Schülern in Österreich, die aufgrund langer Erkrankungen nicht regelmäßig am Unterricht teilnehmen können. Betroffen sind unter anderem Schüler mit onkologischen Erkrankungen, Dialysepatienten oder junge Patienten mit schweren Stoffwechselerkrankungen wie Mukoviszidose.
Erstmals auch in Villach
Der Lehrstoff wird den betroffenen Schülern von eigenen Heilstättenschulen vermittelt, das Miteinander in der Klassengemeinschaft fehlt. Um dieser Isolation entgegenzuwirken, werden seit rund zwei Jahren in Österreich Roboter eingesetzt. In Villach ist nun erstmalig am IT-Gymnasium St. Martin ein solcher Telepräsenzroboter, der „AV1“ im Einsatz.
Isolation digital überwinden
Gerda Rockenbauer, Leiterin des Projekts „Virtuelles Klassenzimmer“ und Lehrerin der Heilstättenschule: „Grundsätzlich ist der Avatar nicht da, um erkrankte Kinder lerntechnisch zu versorgen, er ist vom Bundesministerium genehmigt, um die soziale Zugehörigkeit weiter aufrecht zu halten.“ Die Finanzierung des Avatars kann unterschiedlich erfolgen. Im Zuge einer Studie an der MedUni Wien konnten viele Avatare finanziert werden, in Kärnten und der Steiermark übernahm mitunter auch die Kinderkrebshilfe die Kosten, pro Monat knapp unter 250 Euro. Genutzt wird der Avatar bis die Schüler wieder konstant und regelmäßig die Schule besuchen können.
Der Alltag mit dem Avatar
Als Gegenstück zum Avatar bekommen die erkrankten Kinder ein Tablet, auf welches der Unterricht übertragen wird. Mittels Bedienfeld kann man den Blick d es Avatars schweifen lassen und die Lehrer, ein Arbeitsblatt oder die tratschenden Schulfreunde betrachten. Der Lautsprecher und das Mikrofon ermöglichen den Dialog zwischen der Klasse und dem erkrankten Mitschüler. Je nach Tagesverfassung kann sich der Avatar aktivieren lassen, ein Leuchte zeigt der Klassengemeinschaft, dass der Schüler „dabei ist“. Auch in den Pausen und bei Gruppenaktivitäten ist der Avatar immer zugeschaltet. Von den Schülern und den Lehrern wird der Avatar gut angenommen, die Freude, miteinander in Kontakt zu sein, ist auf allen Seiten groß. Doch selten waren sich Lehrer und Schüler in einer Sache so einig: „Wir freuen uns schon, wenn der Avatar nicht mehr gebraucht wird, weil wir wieder komplett und gesund in der Klasse sitzen!“
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