So manches kann man nicht mehr vergeben
Neben vielen anderen guten Gedanken hörte ich folgende Geschichte von Georg:
Ein Mädchen in der Parallelklasse meiner Volksschule hatte mich offensichtlich sehr lieb. Fast täglich fragte sie mich: "Georg würdest du meine Schultasche nach Hause tragen." "Nein!" lautete meine oft wiederholte gleichlautende Antwort.
Eines Tages fragte sie mich wieder: "Georg. Trage mir bitte meine Schultasche. Sie ist so schwer!" "Ja, heute mach ich es." antwortete ich zur Überraschung all derer die diese Szene beobachteten. Ich nahm ihr die Tasche ab, trug sie ein kurzes Stück und warf sie dann in den Bach, der neben unserem Schulweg vorbeifloß. Es machte einen kurzen Blubber und die Tasche versank und verschwand unter der Wasseroberfläche.
Ich war davon so überrascht und erschrocken. Sofort hatte ich erkannt, dass ich einen Riesenblödsinn angestellt hatte und sprang der Tasche ins offensichtlich tiefer als erwartete Wasser hinterher.
Die Tasche war nun gerettet. Ich aber und die Tasche und mehr noch ihr Inhalt klitschnaß. Ich hielt die Tasche hoch und das Wasser floß wie aus einer Gießkanne heraus.
Mir wurde die Strafe auferlegt, den Inhalt alle betroffenen Hefte neu zu schreiben.
Widerstrebend ging ich an diese Aufgabe heran. Doch was blieb mir anderes übrig! Auch musste ich die Hefte ersetzen. Mit meinen 50 Groschen täglischem Taschengeld musste ich mehr als eine Woche auf meine Jause verzichten.
Das war letztlich alles, was ich anbieten konnte.
Der Schaden wurde wieder gut gemacht. Doch die Verletzung, die ich dem Mädchen, das es immer wieder so gut mit mir gemeint hatte, blieb. Ich hab mich nie entschuldigt. Nun habe ich keine Ahnung, wo sie wohnt und bald nach der Volksschule jeglichen Kontakt verloren. Unsere Wege haben sich nie mehr gekreuzt.
Wissen tue ich es und weh tut es mir noch heute.
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