bitten - es funktioniert wirklich

In der Einleitung zum Buch Lehre und Bündnisse findet sich ein interessanter Satz:
"Diese heiligen Offenbarungen wurden in Zeiten, wo Hilfe gebraucht wurde, als Antwort auf Gebete empfangen und entsprangen wirklichen Lebensumständen, die wirkliche Menschen betrafen." (Seite IV Mitte)

Als ich das las, erinnerte ich mich an die Zeit zurück, als ich das erste Mal das Neue Testament vollständig durchgelesen hatte. Es war in Innsbruck, während meiner Studienzeit. Die Schulausgabe des Neuen Testamentes hatte ich beim Stöbern in alten Unterlagen im Keller meines Elternhauses gefunden. Als ich es in die Hand nahm, dachte ich: "Du nennst Dich Christ und weißt nicht einmal genau, was da drin steht und woran Du eigentlich glaubst." Also nahm ich mit nach Innsbruck. Dort begann ich dann zu lesen. Einmal begonnen konnte ich nicht mehr aufhören. Die Weihnachtsferien hatten schon begonnen und es gab keine Vorlesungen mehr. Ich las beim Essen, im Bett, dann im Zug nach Hause. In etwa drei Tagen war ich damit fertig. Ich erinnere mich noch, dass ich mich im Zug vor dem Schaffner geschämt habe, dass ich ein solches Buch las. Vermutlich interessierte es ihn kaum, doch fühlte ich mich beobachtet. Jedoch war mein Interesse wesentlich größer als meine Scham. Vermutlich habe ich aufgrund des schnellen Lesens auch kaum das große Ganze gesehen. Doch ich war berührt und konnte nicht aufhören.

Zuhause angekommen hatte ich das große Bedürfnis in meine Kirche zu gehen, die damals die katholische war. Lange Zeit war ich nicht mehr dort gewesen und wenn, dann kaum mit dem Herzen. Nunmehr war es mir ein wirkliches Bedürfnis.

Als Student bin ich immer mit für den Gottesdienst mir nunmehr unpassendem Schuhwerk herumgelaufen. Ich brauchte dringend richtige Schuhe. Im Schuhregal des Elternhauses sah ich passende Schuhe und fragte Mama, ob ich die anziehen könne. Sie meinte bestimmt: "Die hat Papa gerade neu für sich gekauft. Das erlaubt er Dir nie!" Man muß wissen, dass unsere Lebensumstände nicht so waren, dass wir aus dem Vollen schöpfen konnten. Meine Eltern arbeiteten hart, um mir beim Studium zu helfen und die Investition in neue gute Schuhe geschah nicht so einfach nebenbei.

Doch da erinnerte ich mich, dass ich gerade gelesen hatte:
" Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten. "

Ich dachte mir: "Wenn es mit Brot und Fischen funktioniert, wird es wohl auch mit Schuhen funktionieren!" So habe ich dann einfach gefragt und Papa meinte kurz und bündig: "Selbstverständlich!"

Mama und ich blickten uns an und lächelten. Und ich habe entdeckt, was ich vorher innerlich gefühlt habe: "Es funktioniert!"

Wirkliche Menschen, wirkliche Lebensumstände und ausprobieren, dann wird es klappen und das geschriebene Wort wird zum Leben erweckt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass heute auch eine Zeit ist, wo Hilfe von Gott buchstäblich gebraucht wird.

Es geht dabei um mehr als um Schuhe. Um viel mehr.