„Steuern wieder auf eine Problemzeit hin“

Villachs Bürgermeister Helmut Manzenreiter zieht Bilanz und blickt ins Jahr 2012.

Im WOCHE-Interview spricht Villachs Bürgermeister über seine persönliche Bilanz für das Jahr 2011 und erklärt, was das neue Jahr den Villacher Bürgern und der Politik bringen wird.

WOCHE: Herr Bürgermeister, wie sieht Ihre Bilanz für das vergangene Jahr aus? Was war positiv, was nicht, wo gibt es Verbesserungspotenzial in der Draustadt?
MANZENREITER: "Bezogen auf die Stadt war es das Ziel, im Jahr 2011 aus der Krise heraus groß zu investieren, das ist rückblickend sicher gelungen. Für mich persönlich sehr positiv sind das spürbare Vertrauen und die Zusammenarbeit mit den Non-Profit-Organisationen, beispielsweise dem Kulturhofkeller. Stadtpolitik kann man nicht isoliert betreiben."

Trotzdem wird in Villach nicht alles perfekt sein?
"Natürlich nicht, es gibt täglich Verbesserungen, die einem einfallen. Mit der finanziellen Entwicklung und durch die Mehrbelastung durch die Landespolitik wird es aber schwierig werden, die Visionen umzusetzen."

Stichwort Landespolitik: Glauben Sie, dass die Regierung bezüglich der Belastungen für die Städte noch einlenken wird?
"Das Gesetz wird sicher nicht mehr geändert. Es gab in den letzten Jahren einige Gesetze, bei denen über die Gemeinden drübergefahren wurde, Beispiel: Kürzung der Kindergartenförderung. Diese Fehler sollen jetzt die Städte korrigieren, indem sie zur Kasse gebeten werden."

Wie wird Villach mit der Mehrbelastung umgehen?
"Ich werde am 9. Jänner in Klagenfurt die Forderungen der Stadt auf den Tisch legen. Mir schwebt zum Beispiel ein FH-Beitrag für die Gemeinden vor. Außerdem leben 60 Prozent der Angestellten des LKH nicht in Villach, wir haben dort aber die Infrastruktur geschaffen. Hier könnte man sicher nachbessern."

Kommen wir zur Innenstadt: Wie greift hier die Maßnahme zur Strukturveränderung, die im Sommer letzten Jahres gestartet wurde?
"Diese Maßnahmen brauchen Zeit, allerdings lässt sich sagen, dass die Förderungsmaßnahme gut angenommen wird. Qualität setzt sich überall durch, das zeigt zum Beispiel eine neue Trattoria, die einen sehr gut gehenden Betrieb hat."

Das führt uns zum Reizthema Draupassagen: Es wird gemunkelt, dass es bisher vor allem an der Sonntagsöffnung gehapert hat. Was ist an den Gerüchten dran? Und glauben Sie, dass im heurigen Jahr noch mit dem Bau begonnen wird?
"Ich bin sehr skeptisch, was den Baustart betrifft. Wir steuern gerade wieder auf eine, ich will nicht wieder das Wort „Krise“ strapazieren, Problemzeit zu. Zum Thema Sonntagsöffnung: Es gibt hier ein massives Problem, nämlich, dass der Innenstadthandel, der Wirtschaftsbund und die Landesregierung den Kopf in den Sand stecken. Einerseits sollen in Treffen am Sonntag bald sämtliche Waren verkauft werden dürfen, aber beim Hauptbahnhof soll eine Öffnung nicht möglich sein?"

Das heißt, gäbe es eine Sonntagsöffnung beim Hauptbahnhof, würde der Draupassagenbau schon laufen?
"Das würde er!"

Was ist 2012 in Villach baulich geplant? Wie schätzen Sie den Tourismus ein?
"Baulich wird natürlich die KärntenTherme fertig gestellt, wobei dort die zusätzliche Garage vorerst weggefallen ist. Dazu kommt die neue Mehrzweckhalle in St. Martin. Geplant war ein Sportplatz in Landskron, dieser wird wahrscheinlich eingespart. Das Plus beim Tourismus im Jahr 2011 entstand ausschließlich durch den Kongresstourismus. Hier sollte man nicht zu früh in Jubelstimmung verfallen, das Plus in Villach lag bei 3,6 Prozent, das österreichweite bei 4,6 Prozent."

Interview: Thomas Künster