Gesellschaft
Kirchenaustritte nehmen stetig zu

Nummer eins bei den Austrittsgründen ist der Kirchenbeitrag – bei den Evangelischen genauso wie bei den Katholiken. | Foto: Steiner-Watzinger
  • Nummer eins bei den Austrittsgründen ist der Kirchenbeitrag – bei den Evangelischen genauso wie bei den Katholiken.
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Katholische und auch Evangelische Kirche müssen mit sinkenden Mitgliederzahlen leben.

BEZIRK VÖCKLABRUCK. 1.147 Personen traten im Vorjahr im Bezirk Vöcklabruck aus der Katholischen Kirche aus – nun verzeichnet man 90.957 Katholiken (Stand 1.1.2022). 2020 sagten nur 722 der Kirche ade.
"Leider werden die Austritte von Jahr zu Jahr mehr", sagt der Schwanenstädter Dechant Helmut Part. Manche würden nicht an Gott glauben, andere wollen sich den Kirchenbeitrag nicht leisten, so die Gründe. "Glauben kann ich auch ohne Kirche", hört Part immer wieder. Bei einigen sei während des Lockdowns der Gottesdienst-Besuch abgerissen. "An vorher wieder direkt anzuknüpfen ist durch die jetzigen Corona-Bestimmungen noch erschwert", so Part. Wichtig ist ihm, die Jugend anzusprechen: Unter anderem in lebensnahem Religions- und
Firmunterricht. Pastoralassistentin Margit Schmidinger sei auf Dekanatsebene beauftragt, nach neuen Formen zu suchen. "Ein neues Format für den Jugendgottesdienst ist in Ausarbeitung", kündigt Part an. Am Sonntag, 20. Februar, 10 Uhr, werde Pater Sandez in Schwanenstadt die Botschaft Jesus rappen.

Beziehungen leiden

Oberösterreichweit traten 2021 12.865 Personen aus der Katholischen Kirche aus – um 2.757 mehr als im Jahr zuvor. "Die Austritte tun als einzelne wie auch als hohe Gesamtzahl weh, so wie jedes Wort der Trennung", sagt Bischofsvikar Wilhelm Vieböck. "Das Beziehungsgeflecht ist offensichtlich dünner geworden. Wenn soziale Kontakte in Zeiten von Lockdowns, Homeoffice und regulierten Verhaltensmaßnahmen eingeschränkt werden, dann hat das Auswirkungen auf Beziehungen – innerhalb in der Familie, im Freundeskreis und auch in Bezug auf Institutionen wie die Kirche", erklärt er. "Nicht alles an Beziehungsarbeit kann in nachgehender Seelsorge oder über den digitalen Raum geschafft werden, obwohl es in den letzten beiden Jahren viele Initiativen in dieser Hinsicht gab." Bei all den Zahlen sollte aber auch nicht aus dem Blick geraten, dass sich nach wie vor sehr viele Menschen in Oberösterreich der Kirche zugehörig fühlen und sich in ihr engagieren. Auch Neueintritte gibt es: Im Bezirk Vöcklabruck 75 Personen (2020: 62).

Trend nicht zu stoppen

Insgesamt sind 914.916 Menschen im Land katholisch. Die Evangelische Kirche zählt aktuell 45.855 Mitglieder – auch sie werden permanent weniger. "Ein Trend, der nicht zu stoppen ist", sagt Superintendent Gerold Lehner. 2021 gab es bei den Evangelischen oberösterreichweit 765 Austritte, 2020 waren es 655 gewesen. Dem gegenüber stehen 118 Eintritte (2021). "Wir entwickeln uns weg von einer Volkskirche, wo man selbstverständlich dazugehört, zu einer Freiwilligenkirche", erläutert Lehner. Anders als nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Zugehörigkeit zur Kirche sehr stark gesellschaftlich verankert war, sei die Mitgliedschaft heute eine individuelle Entscheidung, die nicht von dem sozialen Umfeld abhängig sei. Das Positive: "Wer heute in den Gottesdienst geht, kommt, weil er will."

Zur Sache

Die Katholische Kirche in Oberösterreich begann im Herbst 2021 mit der Umsetzung der Pfarrstrukturreform im Rahmen des Zukunftsweges. Eine Vorreiterrolle nehmen jene fünf Dekanate ein, die den zweijährigen, begleiteten Übergangsprozess vom Dekanat zur Pfarre bereits begonnen haben: Weyer, Schärding, Linz-Nord, Eferding und Braunau. In spätestens fünf bis sechs Jahren soll die Strukturreform dann in allen oberösterreichischen Pfarren vollzogen sein. Ein Pfarrvikar, der jetzige Pfarrer, wird für mehrere Pfarrteilgemeinden (kurz Pfarrgemeinden) zuständig sein. Insgesamt 40 Pfarren soll es in OÖ dann geben, jeweils mit durchschnittlich zwölf Pfarrgemeinden.
Diese bewahren weitgehend ihre Selbstständigkeit – auch in finanzieller Hinsicht. Geleitet werden die Pfarren von einem Pfarrvorstand, der eng mit Haupt- und Ehrenamtlichen zusammenarbeiten wird.

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