Weltfrauentag 2024
"Ein riesen Thema ist die Kindererziehung"
Christine Scharmüller, Vorsitzende von "Frau in der Wirtschaft" im Bezirk Vöcklabruck zum Weltfrauentag:
FORNACH. "Muck ned auf und gib ned an." Das würde Mädchen oft als Tugend vermittelt, und genau darin liegt laut Christine Scharmüller, Vorsitzende von "Frau in der Wirtschaft" im Bezirk Vöcklabruck, ein Problem. "Ich bin auf Frauen getroffen, die wahnsinnig intelligent waren und sich vor Selbstzweifeln zerfleischt haben", erzählt die 41-Jährige. Männer täten sich oft leichter, die eigenen Leistungen zu verkaufen. Statt aus anerzogener Bescheidenheit das eigene Licht unter den Scheffel zu stellen, müssten Frauen selbstbewusst und laut auftreten. Auch, um auf Probleme aufmerksam zu machen.
Betreuung ausbauen, Frauen entlasten
"Ein riesen Thema ist die Kindererziehung. Ich kenne keinen Mann in Unternehmerrolle, der sich je überlegt hat, wer auf seine Kinder aufpasst, während er in der Arbeit ist." Um Frauen zu entlasten, müsse die Kinderbetreuung ausgebaut werden, die 14 Wochen Schulferien würde sie kürzen wollen. Alleine neun Wochen Sommerferien mit fünf Wochen Urlaub abzudecken, bedeute einen enormen zeitlichen und finanziellen Aufwand. "Ohne Oma und Opa ist man da aufgeschmissen."
Wenn sich arbeiten nicht lohnt
Selbst gut gemeinte Maßnahmen, wie die einkommensabhängigen Kindergarten-Kosten, gingen teils auf Kosten der Frauen. Eine ihrer Mitarbeiterinnen habe gekündigt, weil es sich für ihre Familie dadurch finanziell nicht mehr gelohnt habe, dass sie arbeite geht. "Ich war stinksauer!" Eine zweite Angestellte habe den Job hinschmeißen müssen, weil sie niemanden für die Kinderbetreuung finden konnte und nirgends Unterstützung bekommen habe. "Was wir brauchen, ist eine Entlastung der Frauen", fordert Scharmüller.
Mädchen in technischen Berufen
Ein weiteres Anliegen ist der Geschäftsführerin des Maschinenbauunternehmens Scharmüller in Fornach, mehr Mädchen für technische Berufe zu begeistern. Für Scharmüller selbst war es lange Zeit selbstverständlich, dass Mädchen und Jungen die gleichen Dinge können. "Ich habe das Glück, dass ich in einer totalen Gleichbehandlung aufgewachsen bin." Schon ihre Großmutter war Unternehmerin, ihre Mutter die erste Schlossermeisterin Österreichs: "Wenn ich wissen wollte, wie ich eine Glühbirne wechsle, bin ich nicht zum Papa sondern zur Mama." Erst als Teenager sei ihre klar geworden, dass es in den meisten Familien anders zugeht. Deshalb seien Aktionen wie der Girlsday enorm wichtig. "Ich kann ja nicht sagen, was ich will, wenn ich die Hälfte noch nicht gesehen habe", motiviert Scharmüller junge Frauen, sich an technische Berufe heranzutrauen. "Es ist egal ob du Mann oder Frau bist. Du kannst erreichen, was zu dir vornimmst", so die 41-Jährige.
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