Gipfelkreuzdebatte, echt jetzt?
Kommentar Raimund Jäger

Foto: unsplash/daniel j schwarz
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Als ob wir – international sowieso, aber auch in Österreich – keine anderen Probleme hätten, wurde unlängst eine unnötige Gipfelkreuz-Diskussion entfacht

Und so fing alles an: Laut Medienberichten bezeichnet der italienische Alpenverband „Club Alpino Italiano“ die Gipfelkreuze als nicht mehr zeitgemäße religiöse Symbole (womit der Verband recht hat), wies allerdings zurück, bestehende Gipfelkreuze zu entfernen (was auch wirklich zu viel des Gutmenschlichen wäre). Dieselbe Haltung vertritt der Österreichische Alpenverein bereits seit über 30 Jahren und beschloss schon 1989, keine neuen Gipfelkreuze mehr aufzustellen. Allerdings keineswegs aus religiösen Gründen, sondern „weil die Alpen schon erschlossen sind und nicht jeder Hügel ein eigenes Kreuz braucht. Es gibt genug“, wie Andreas Ermacora, Präsident des Österreichischen Alpenvereins, richtigerweise sagt.

Warum dann überhaupt diese Debatte?

Weil die unterschiedlichen Meinungs-, Geld- und Politikmacher einmal mehr glauben, ihre Ideologien unter die Menschheit bringen zu müssen. Die Konservativen – und damit meine ich keineswegs evangelikale Extremisten – sprechen schnell von „christlicher Tradition“ und „alpiner Kultur“ und auch Tirols VP-Vorstand Jakob Wolf meint „Gipfelkreuze repräsentieren Tradition und Glaube“. Aber auch die FPÖ, die sonst mit dem Christentum ja nicht so viel am Hut hat, meint: „Gipfelkreuze sind ein Zeichen für das christliche Erbe Tirols“, so Markus Abwerzger, ebendort FP-Chef. So weit, so zünftig, so gläubig – aber: es will euch doch niemand auch nur ein einziges Gipfelkreuz wegnehmen. Das hat man offenbar noch nicht überall kapiert.

Neutralen Bergspitzen

Natürlich gibt es auch ganz andere Stimmen. Linke und Grüne waren und sind zumindest in Teilen seit jeher gegen das Kreuz im Allgemeinen und das Gipfelkreuz im Speziellen und empfinden das christliche Symbol an den an sich neutralen Bergspitzen als politisch und religiös diskriminierend. Auch das scheint mir reichlich übertrieben. Vielleicht sollte man den „Gipfel-Halbmond“ doch eher im Kaukasus oder anderen Hochgebirgen im muslimischen Einzugsbereich aufstellen und nicht, wie ehedem der Künstler Christian Maier, auf einen Schweizer Berg – übrigens der reinen Provokation wegen. Für mich ist das eine vorgezogene Sommerloch-Diskussion und ich hab’s mit dem Alpenverein: ein Gipfelkreuz ist, auch der Historie wegen, in den Alpen durchaus ok, mittlerweile gibt es aber mehr als genug und wenn eines mal durchfault, kann man es ersetzen oder auch nicht. Zusätzliche braucht es keine. Und Manifeste oder Bekenntnisse regionaler oder nationaler Wichtigmacher zu irgendwelchen religiösen, ethnischen oder philosophischen Fragen erst recht nicht...

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