Kommentar
Vorbereitungen

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ

Wer in diesen Tagen im Internet nach Schlagwörtern wie „Corona, COVID-19, Lockdown, 2. Welle“ sucht, der wird unweigerlich auf das Stichwort „Vorbereitungen“ stoßen.

Egal in welchem Bereich des gesellschaftlichen Lebens, überall wird auf Hochtouren versucht, uns allen ein Leben in Normalität anzubieten. Allzu oft fragt man sich als Beobachter, ob manche Veranstaltungen in einer von Auflagen gespickten Form überhaupt Sinn ergeben und ob die ein oder andere Veranstaltung wirklich nötig ist? Der politische und wirtschaftliche Druck ist nach dem vergangenen Lockdown enorm groß. Dabei kommen schnell Zweifel auf, dass mit Blick auf eine wie auch immer deklarierte Normalität die Vorbereitungen in manchen Bereichen auf Kosten anderer ganz wichtiger Events absichtlich vergessen werden. Ein Beispiel: Die Herbstmesse Mitte September und das Wirtschaftsforum Mitte November werden nicht nur gut beworben, sie werden am Ende - Stand jetzt - auch durchgeführt. Im Montafon hingegen wurden in den letzten Tagen alle Großveranstaltungen abgesagt. Meist kulturelle, also nicht primär wirtschaftlich orientierte Veranstaltungen.

Gerade bei Veranstaltungen, die ganz klar einen wirtschaftlichen Fokus haben, wird viel Geld und Know-how investiert, damit alles glatt über die Bühne gehen kann. In vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen sind noch sehr viele Fragen offen und gerade die Betroffenen haben mit Blick auf den Herbst und Winter ein sehr mulmiges Bauchgefühl. So plädiert mittlerweile ein Großteil des medizinischen Personals auf einen klaren, nicht nur für sie nachvollziehbaren und vor allem sicheren Plan. Ob dieser Plan A oder B heißt, ist dabei erst einmal Nebensache. Fragen, wie man mit zwei verschiedenen und parallelen Infektionswellen (Grippe und COVID-19) personaltechnisch wie infrastrukturtechnisch umgehen soll, bleiben unbeantwortet. Bis dato ist dafür nur ein sogenannter – möglicherweise unzureichender - Masterplan erstellt worden. Gerade im Gesundheitsbereich greifen gesellschaftliche Ereignisse, Events und Veranstaltungen wie ein Zahnrad in das präventive Gesundheitssystem – und damit natürlich auch in das gesamte Pflegesystem.

Im Bildungsbereich vermisst die Lehrergewerkschaft einen Plan, der nicht nur den Schulstart mit allen Beteiligten erlaubt, sondern diese Schulöffnung auch auf längere Sicht gewährleistet. Vom Bildungsministerium ist letzte Woche zwar ein Fahrplan mit einigen Maßnahmen herausgegeben worden, aber diese greifen für mögliche „Was-wäre-wenn-Szenarien“ viel zu kurz. Das gilt auch im gesamten Betreuungssektor der Kleinkind- und Kindergartenpädagogik.

„Planungssicherheit mit den gegebenen Faktoren ist nicht machbar“ ist eine Phrase, die leider allzu oft von den politischen Verantwortlichen kommt. Diese Sichtweise ist sowohl im Gesundheitsbereich als auch im Bildungsbereich ein Buch, das zu viele Fragen unbeantwortet lässt! Empfehlungen sind milde gesagt, keine Normen oder Gesetze. Und wer in den vergangenen Tagen das Freizeitverhalten in Vorarlberg gesehen hat, der kann bestätigen, dass „Vernunft“ bei manchen nur ein Wort ist, abgespeichert allenfalls im Kurzzeitgedächtnis.

So vermeintlich gut die Bundesregierung versucht, die Krise zu bewältigen und zu überstehen, würde ich mir mehr Initiativen von der Landesregierung wünschen. Hier folgen Presseaussendungen lediglich einer Presseaussendung der Bundesregierung. Man werde die Planung und Empfehlungen der Regierung in Wien unterstützen. Eine Antwort auf eine Antwort. Fragen bleiben offen. Gerade im Bereich Gesundheit und Bildung erwartet der Bürger aber dieselbe Planungssicherheit wie bei einer bevorstehenden Herbstmesse.

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