LK Waidhofen/Ybbs
Hebamme schreibt Leserbrief zur Schließung der Geburtenstation
Leserbrief aus Sicht einer betroffenen Hebamme aus dem Landesklinikum Waidhofen/Ybbs.
WAIDHOFEN/YBBS. Die Zeitungsberichte und Medienbeiträge der letzten Tage lösen einige Emotionen in mir aus:
Sie machen mich sprachlos, wütend, traurig, verletzen mich. Der allgemeine Tenor, die Botschaft darin, es gehe bei der Schließung der Geburtenstation um die Sicherheit der Frauen und Kinder, verhöhnt meine und unsere Arbeit! Es geht und ging uns Hebammen IMMER um die Sicherheit der Familien, die sich uns anvertraut haben! Mit Herzblut haben wir uns gekümmert – vom Erstkontakt in der Schwangerenambulanz, über die Betreuung im Kreißzimmer und die Begleitung in den ersten Tagen im Wochenbett. Von einem Team, von denselben Personen – Hebammen und DGKS - und gerade das hat uns so besonders gemacht!
Urlaubssperren und Überstunden
Wir haben Urlaubssperren in Kauf genommen, Überstunden gemacht, wir waren stets um die Verbesserung von internen Abläufen und der interdisziplinären Zusammenarbeit bemüht - in Eigeninitiative haben wir z.B. vor vielen Jahren Simulationstrainings organisiert und mehrmals jährlich abgehalten, um interdisziplinär zu üben!
Den erwähnten Einsatz von Gastärzten aus anderen Landeskliniken haben wir unterstützt und waren stets um eine gute Kommunikation und fachlichen Austausch bemüht.
Eine lückenlose Zusammenarbeit mit den Fachärzten war immer gegeben, und es ging immer um das Wohl der Frauen und Kinder.
Wir haben durch Geburtsbegleitungen Frauen und Familien eine garantierte 1:1 Betreuung ermöglicht, damit ein Geburtserlebnis geschaffen, das ein vielleicht zuvor entstandenes Trauma geheilt hat. Jedenfalls haben viele Frauen nach einem Kaiserschnitt eine natürliche Geburt erleben können. Viel und mit Leidenschaft haben wir für die körperliche und seelische Gesundheit von Frauen und Kindern getan.
Frauen kamen "extra" zur Geburt ins LK WY
Das zeigte sich auch deutlich an den stabilen bzw. zuletzt auch wieder steigenden Geburtenzahlen – im Gegensatz zu manch anderen Kliniken in NÖ und Österreich. Frauen aus dem gesamten Mostviertel schätzten unsere geburtshilfliche Arbeit und kamen „extra“ zur Geburt ins LK WY. Auch die Auswertung der Patientenbefragungen sprach für uns - und jetzt fühlt es sich an wie ein Schlag ins Gesicht...
Mit keinem Wort wird diese qualitativ hochwertige Arbeit erwähnt, es wird einfach totgeschwiegen. Es wird Werbung für Amstetten geschalten, als gäbe es uns gar nicht mehr...
Wie sieht es mit der Sicherheit für Schwangere und Ungeborene aus, wenn die Anfahrtswege sich nun verdoppeln oder gar noch länger sind? Die Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Bereich wird dadurch nicht sicherer – nicht nur in Waidhofen und Umgebung, auch im Ybbs- und Ennstal entstehen durch die Schließung unserer Geburtshilfe teilweise Wege mit 1 Stunde Fahrtzeit!
In einer Mail wurden wir zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, nicht einmal 24 Stunden später vor vollendete Tatsachen gestellt, mit der Forderung, uns innerhalb von wenigen Tagen neu zu orientieren…
Wir sind enttäuscht, wütend, verletzt, und unfassbar traurig...
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