Immer mehr von Armut betroffen
„Der Staat hilft hier einfach zu wenig“
Pandemie und die steigende Inflation treiben die Armut in die Höhe und fordern die Tafeln wie nie zuvor.
WELS. Morgens um neun Uhr herrscht bereits reges Treiben in der Welser Tafel. Der Raum wirkt freundlich, an den Wänden hängen bunte Gemälde. Gleich beim Eingang ist ein Buffet aufgebaut, es gibt Kuchen. Vereinzelt sitzen Gäste an den Tischen, genießen ihr Frühstück und unterhalten sich leise. Es duftet herzhaft, denn in der Küche wird bereits für das Mittagessen gekocht. „Jeden Tag kommen rund 40 bis 50 Leute mittags zu uns“, erzählt Erwin Hehenberger, Obmann der OÖ Tafel Wels und schmunzelt: „Wenn es Schnitzel gibt, werden es oft sogar bis zu 80.“ Am Nachmittag wird Raum für soziale Kontakte geboten, die Mitarbeiter kümmern sich um die Gäste oder spielen mit ihnen Karten.
Sozialmarkt und Second-Hand
Gleich neben der Tafel befindet sich das zugehörige Welser Outlet – eine Kombination aus Sozialmarkt und Second-Hand-Bekleidung. Für normale Kunden sind die Produkte 30 Prozent reduziert, für Sozialbedürftige mit einer Berechtigungskarte 70 Prozent. „Durch dieses Prinzip erkennt man nicht gleich, wer zu unseren Klienten gehört, das macht es für viele einfacher und die Hemmschwelle ist nicht mehr so hoch“, so Hehenberger, denn die Scham vor der eigenen Armut sei noch immer sehr hoch.
„Hilfe bei sozialen Belangen“
Des Weiteren bietet die OÖ Tafel Wels seit September 2021 auch eine Sozialberatungsstelle an. Hier kümmert sich die Sozialarbeiterin Miriam Krahn um die Anliegen der Menschen: „Einmal am Tag gehe ich in der Sozialküche eine Runde und schaue, ob jemand etwas braucht“, erzählt Krahn. „Es gibt keinen Tag, der komplett gleich ist.“ Die Beratungsstelle stehe aber auch all jenen zur Verfügung, die Fragen in sozialen Belangen haben. Hier kann vorab ein Termin bei der Sozialberaterin vereinbart werden. Ihr begegnen täglich die unterschiedlichsten Fälle. Mal handle es sich „nur um ein Ansuchen um Wohnbeihilfe“, mal um „finanzielle Not“ oder um „Familien, die kurz davor stehen, ihre Wohnung zur verlieren“. „In solchen Fällen haben wir dann den Fonds ,Glaube hilft', mit dem wir die Leute unterstützen können“, so Krahn.
Armut steigt weiter an
Seit Beginn der Pandemie sei laut dem Obmann die Zahl der von Armut betroffenen Menschen gestiegen. Wie hoch diese genau sei, könne er jedoch nicht sagen. Ähnliche Auskunft kommt auch von der Sozialreferentin Christa Raggl-Mühlberger (FPÖ): „Die Dunkelziffer ist hier leider sehr hoch. Viele schämen sich dafür.“ Aufgrund der aktuellen Situation rechne sie künftig mit einem Anstieg der Delogierungen (Zwangsräumung).
„Man merkt schon, dass es den Leuten immer schlechter geht“, bestätigt auch Krahn. „Sie kommen mit ihren Stromrechnungen zu uns, wissen nicht mehr, wie sie das alles bezahlen sollen.“ Aber der „große Boom“ steht erst noch bevor: „Schön langsam greifen die ganzen Teuerungen, die Kosten steigen“, sagt Hehenberger. „Der Staat tut hier einfach zu wenig. Die Energiegutscheine, die bis jetzt noch nicht da sind, sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, haben aber keine Dauerwirkung.“
Infos & Kontakt
OÖ Tafel Wels
Flotzingerplatz 6
Tel.: 07242/310 818-10
E-Mail: office@dieooetafel.at
Website: dieooetafel.at, glaube-hilft.at
Triangel Wels
Vogelweiderstraße 29
Tel.: 0676/87 34-2958
E-Mail: office@dieooetafel.at
Website: volkshilfe-ooe.at
Soziales Wohnservice Wels
Eisenhowerstraße 37
Tel.: 07242/649 30
E-Mail: office@sws-wels.at
Website: sws-wels.at
Die Stadt Wels unterstützt sozialbedürftige Menschen mit:
• Energiekostenzuschuss
• Heizkostenzuschuss
• Weihnachtskostenzuschuss
• Schulstartgeld
• Lebensmittelgutscheinen
Mehr Informationen zu den Angeboten gibt es unter Telefon 07242/235-3820 oder im Internet unter wels.gv.at
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