Tabula Rasa bei Welser Straßen
Diskussionsbedarf bei 20 "kritischen" Namen

Eine vom Welser Bürgermeister Andreas Rabl eingesetzte Kommission kam zum Schluss, dass über die Namensgebung von 20 Straßen in der Messestadt Diskussionsbedarf herrscht. | Foto: BRS
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  • Eine vom Welser Bürgermeister Andreas Rabl eingesetzte Kommission kam zum Schluss, dass über die Namensgebung von 20 Straßen in der Messestadt Diskussionsbedarf herrscht.
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In Wels gibt es Straßen, die an Nationalsozialisten erinnern. Nach drei Jahren kam die, von Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) und der Stadt beauftragte Kommission zu einem Ergebnis: Bei 20 Straßennahmen herrscht "Diskussionsbedarf".

WELS. Nach größeren Städten wie Graz und Linz befasste man sich nun auch in Wels intensiv mit der Namensgebung der Straßen. Immer wieder gab es Kritik von Seiten der Initiative gegen Faschismus. Bürgermeister Andreas Rabl wollte drauf in die Offensive gehen, wie er sagt, und beauftragte eine Kommission rund um Stadtarchiv-Leiter Michael Kitzmantel, die Straßen der Messestadt unter die Lupe zu nehmen: "Wir haben wie keine andere Stadt alle Straßennamen wissenschaftlich und ohne ideologischen Scheuklappe geprüft", so das Stadtoberhaupt und weiter: "Damit setzen wir uns auch intensiver mit unserer Geschichte auseinander." Insgesamt fielen der Kommission 304 Straßennamen bei der Prüfung auf.

Nicht nur NS-Bezug relevant

Der Auftrag an die Prüfungskommission war eindeutig: Eine Gesamtbeurteilung aller Straßennamen – nicht nur vor nationalsozialistischem Hintergrund, sondern generell hinsichtlich allem, was Anitsemitismus, Rassismus, totalitäre Regime, aber auch antidemokratisches Handeln betrifft. "Ich bin weder auf dem rechtsextremen noch auf dem linksextremen Auge blind", erklärt Rabl. So finden sich nicht nur Personennamen mit NS-Hintergrund wie "Franz Resl", oder "Karl Heinrich Waggerl" und "Richard Kuhn" unter den 20 "heiklen" Straßennamen, sondern auch der Künstler "Bertolt Brecht" und der General und spätere US-Präsident "Dwight D. Eisenhower". Bei Brecht sei dessen antidemokratische Haltung aufgefallen – Eisenhower hingegen durch die Unterstützung des Franko-Regimes und seiner billigenden Haltung in Hinblick auf die McCarthy-Ära, so die Erklärung von Michael Kitzmantel

Eine vom Welser Bürgermeister Andreas Rabl eingesetzte Kommission kam zum Schluss, dass über die Namensgebung von 20 Straßen in der Messestadt Diskussionsbedarf herrscht. | Foto: BRS
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Politischer Diskussionsbedarf

Die insgesamt 20 Straßennamen wurden in zwei Kategorien eingeteilt: Drei mit "erheblichem Diskussionsbedarf" (Kategorie 1) und 17 mit "Diskussionsbedarf". Laut Rabl werde das Ergebnis nun mit den anderen Parteien diskutiert. Eines schickt der Welser Bürgermeister jedoch voraus: Er ist für keine Umbenennung der Straßen. Eine Zusatztafel, wie von Grünen-Chef Thomas Rammerstrofer vorgeschlagen, könne er sich aber vorstellen.

Umstrittene Benennung:

Kategorie 2 (Diskussionsbedarf)
Hier wurden alle Personen erfasst, deren Funktionen oder Handlungen auch im historischen Kontext in einer oder mehreren der untersuchten Kategorien als problematisch, allerdings nicht als besonders problematisch, zu bewerten sind.

· Billinger, Richard
· Billroth, Theodor
· Brecht, Bertolt
· Eisenhower, Dwight D.
· Ertl, Emil
· Etrich, Igo
· Ginzkey, Franz Karl
· Hamerling, Robert
· Lehár, Franz
· Lersch, Heinrich
· Mell, Max
· Schönherr, Karl
· Stelzhamer, Franz
· Wagner-Jauregg, Julius
· Wagner, Richard
· Wallack, Franz Friedrich
· Weinheber, Josef

Kategorie 1 (Erheblicher Diskussionsbedarf definiert):
Diese Kategorie enthält jene Personen, die durch besonders problematische Haltungen oder Handlungen in einer oder mehreren untersuchten Bereichen auffallen oder deren Verhalten, Taten oder Meinungen deutliche Schwerpunkte in der Erwachsenenbiographie bilden.

· Resl, Franz
· Waggerl, Karl Heinricht
· Kuhn, Richard

Eine vom Welser Bürgermeister Andreas Rabl eingesetzte Kommission kam zum Schluss, dass über die Namensgebung von 20 Straßen in der Messestadt Diskussionsbedarf herrscht. | Foto: BRS
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