Wels: Jeder Zehnte bald ohne Hausarzt?
Bis 2021 gehen mehrere Welser Hausärzte in Pension. Nachfolger wurden noch nicht gefunden.
WELS. Wie die BezirksRundschau in der letzten Ausgabe berichtete, konnte kürzlich die Stelle des Welser Amtsarztes mit der Schleißheimerin Claudia Folger neu besetzt werden. Die Suche dauerte sieben Wochen. Noch weniger begehrt scheinen Hausarztpraxen mit GKK-Vertrag zu sein. Drei Kassenstellen sind derzeit in Wels nicht besetzt. Zwei weitere sollen in den nächsten Jahren wegen anstehenden Pensionierungen dazukommen. Nachfolger sind nicht in Sicht. In der Stadt versorgt eine Hausarztpraxis im Schnitt 2.379 Patienten. "Aufgrund der Pensionierungswelle bis 2021 wird bald jeder Zehnte in Wels ohne Hausarzt dastehen", warnt SP-Gemeinderat Karl Schönberger. Daher stellte die Welser SPÖ in der Gemeinderatssitzung vom 14. Mai einen Antrag zur gezielten Förderung von Kassenärzten. Eine einmalige Investitionsförderung von 5.000 Euro solle Allgemeinmediziner nach Wels locken, so der Vorschlag.
Antrag als Auftakt zu umfassender Diskussion gedacht
Dieser wurde jedoch von der blau-schwarzen Stadtkoalition abgelehnt. "Die Attraktivität wird nicht durch eine einmalige Investitionsförderung erhöht, sondern durch die Rahmenbedingungen im täglichen Betrieb", begründet ÖVP-Clubobmann Peter Csar. Zudem gebe es mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Wels bereits eine ensprechende Fördermöglichkeit. Hausärzte seien in diesem Zusammenhang als Unternehmer zu sehen und könnten ebenfalls davon profitieren. "Eine Alibi-Ausrede. Unser Antrag war nur ein Vorschlag, man hätte die Förderung ja auch höher ansetzen können", entgegnet Gesundheitsreferentin Vizebürgermeisterin Silvia Huber. "Man hätte genauso im ersten Jahr die Kommunalsteuer erlassen oder andere Zuckerl schaffen können. Es ist ja eigentlich auch nicht Aufgabe der Stadt, Mieter für leerstehende Geschäfte zu finden. Aber da greift man Vermietern und Geschäftsleuten schon unter die Arme. Nur bei den Ärzten sieht man die Notwendigkeit nicht", kritisiert Schönberger.
Verschiebung der Verantwortlichkeit
Bürgermeister Andreas Rabl sieht das Problem an einer ganz anderen Stelle. Der Posten eines Hausarztes sei für angehende Mediziner zu unattraktiv. "Schlechte Bezahlung, pauschalisierte Patientenzahlen und überbordender Bürokratismus sind die Hauptgründe. Es kann nicht sein, dass wir in Oberösterreich Gewinne erwirtschaften, die dann nach Wien fließen, um dort die Honorare zu erhöhen. Wir haben hier ein strukturelles Problem, das die Stadt nicht lösen kann. Die GKK muss endlich ihre Aufgaben machen", so Rabl.
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