Beruf Landwirt im Wandel: den Nachwuchs nicht abschrecken
Jammern Hofbesitzer zu viel, können sie ihren Kindern den Beruf des Landwirten madig machen.
BEZIRK. Damit Oberösterreichs landwirtschaftliche Vielfalt erhalten bleibt, braucht es Jungbäuerinnen und Jungbauern. Dass der Nachwuchs den Hof der Eltern übernimmt, war vor wenigen Jahrzehnten noch vorgezeichnet. Heutzutage ist das nicht mehr selbstverständlich. "Die junge Generation entscheidet sich sehr bewusst entweder dafür oder dagegen. Es sind aber immer noch viele dabei, die sich für die Landwirtschaft entscheiden und dann zwar mit etwas geringerem Einkommen leben, aber mit ihrer hohen Lebensqualität zufrieden sind und einen Beruf ausüben, der ihnen Freude macht", sagt Thomas Jungreuthmayer von der Bezirksbauernkammer Wels. Bezirksbäuerin Anita Straßmayr, die seit etwa zwei Jahrzehnten an ihrem Hof in Bad Wimsbach die Veränderungen in der Landwirtschaft hautnah miterlebt, rät allen Landwirten, nicht zu viel vor ihren Kindern über ihren Beruf zu klagen. "Wenn man jeden Tag jammert und sich über die viele Arbeit beschwert, gibt man kein gutes Beispiel ab. Wenn man sich auch mal Freude und einen Urlaub gönnt, kann man seinem Kind sagen: 'Schau, wir können uns sowas auch mal leisten!'" Straßmayr leugnet jedoch nicht, dass es viele Faktoren gibt, welche ihren Beruf erschweren. "Die Bürokratie ist in den letzten Jahren durch die ganzen Vorschriften der EU extrem geworden." In Österreich seien diese zusätzlich verschärft. "Der Konsument fordert Tierschutz in höchstem Maße. Darauf sind wir natürlich auch bedacht, aber jede Auflage bedeutet Investitionen, die sich auch mal rechnen müssen. Ich kann das nicht alles verlangen und dann jammern, weil die Lebensmittel zu teuer werden", plädiert die Landwirtin für Verständnis. "Das Konsumentenverhalten hat sich extrem verändert. Früher hat man 40 Prozent des Lohnes für Lebensmittel ausgegeben, heutzutage sind es nur mehr zwischen neun und zwölf. Wohnung, Auto und Urlaub kann man halt besser herzeigen." Aufgrund der freien Preisgestaltung entscheiden sich immer mehr Landwirte für Direktvermarktung.
Teure Gerätschaften
Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe sank in den letzten Jahrzehnten, die einzelnen Bauernhöfe wurden jedoch größer. Um mit der Konkurrenz mithalten zu können und am Feld Zeit einzusparen, ist die Anschaffung teurer Geräte notwendig. "Es gibt aber Fälle, in denen mehrere Landwirte Gemeinschaftsgeräte wie zum Beispiel Traktoren anschaffen. Das ist eine sehr gute Idee", befindet Straßmayr. Sie verweist trotz allem auf die positiven Aspekte ihres Berufes: "Ich bin selbständig, arbeite zuhause und in der Natur und kann meine Lebensmittel selbst produzieren."
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