Der Blasiustag in der Marktgemeinde Völs

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Der Tag des heiligen Blasius bietet jedes Jahr durchaus Schlagzeilenträchtiges – schließlich wird an diesem Tag der Joggl – die Symbolfigur des Völser Faschings – ausgegraben und das bunte Treiben beginnt. Hinter dem Blasiustag steckt allerdings viel, viel mehr – Bernhard Linhofer hat einen Text verfasst, den wir hier im Original beistellen.

Der Blasiustag in Völs – ein Grund zu feiern

In der Betriebsamkeit des Alltags können Wallfahrtskirchen zu Orientierungspunkten des Lebens werden. Zur Ruhe kommen, Kraft tanken, Gott nahe sein sind Möglichkeiten, wieder fit für die Herausforderungen des Alltags zu werden.

Religiöse Feiern „entschleunigen“ den Menschen. Darum werden seit Jahrhunderten religiöse Feste mit einem arbeitsfreien Tag begangen. In Völs gehört dazu der Blasiustag am 3. Feber. Angestellte der Gemeinde und der Pfarre haben an diesem Tag arbeitsfrei ebenso die Kindergartenkinder, und die SchülerInnen der Volks- und Mittelschule.

Der Tag beginnt für den Ortspfarrer früh, denn um 5.45 Uhr segnet er in der Bäckerei Brunner die Blaiusbrezen, auf die schon einige Kunden warten und die dann tagsüber in der Bäckerei und am Blasiusberg erworben werden können.
Die Mesner öffnen gegen 7.00 Uhr die Blasiuskirche für jene, die schon vor der ersten heiligen Messe um 8.30 Uhr in Ruhe beten wollen.
Im alten Widum gegenüber der Kirche am Blasiusberg wird das Blasius-Messenbüro für die Wallfahrer eingerichtet, die ihren Mitgliedsbeitrag zahlen und für ihre Anliegen Messen einschreiben lassen wollen. Die Mitglieder des Blasiusmessenbundes helfen mit ihren Spenden, dieses barocke Kunstjuwel zu erhalten. Dafür wird ihrer bei den Heiligen Messen in der Blasiuskirche gedacht.

Nach der ersten Messe genießen die Wallfahrer am Standl vor der Kirche den warmen Tee oder den Glühwein, kaufen die Blasiusbrezen, nehmen den Kirchenführer, die Ansichtskarten und die Kerzen mit Motiven von unserer Blasiuskirche gerne mit auf den Heimweg.
Der Kirchenchor singt sich in der Stube des alten Widums ein, um beim Hochamt um 10.00 Uhr und bei der Andacht am Nachmittag um 14.30 Uhr mit ihrem Gesang die Herzen der Wallfahrer für Gott zu öffnen. Ebenso versucht der Festprediger, mit seinen Worten die Gedanken der Betenden zu Gott zu führen, sie zu trösten, aufzurichten und sie zu ermutigen, ihr Leben im Alltag als Christen zu gestalten.
Der Blasiussegen, den die Menschen einzeln empfangen, ist Ausdruck der innigen Verbundenheit Gottes mit den Hilfe suchenden Menschen. Diesen Segen Gottes, diesen Zuspruch den Menschen schenken zu dürfen, ist für die Priester und Diakone immer eine ergreifende und berührende Begegnung mit den Gläubigen.

Nach dem Hochamt verweilen viele Wallfahrer vor der Kirche, lassen sich die heißen Würstl schmecken, und oftmals entwickeln sich tiefe Gespräche mit dem Festprediger. Die Verantwortlichen des Blasiusmessenbundes und die geladenen Gäste von Gemeinde, Schule und Pfarre gehen dann zum Mittagessen. Das Service übernehmen seit Jahren einige Mitglieder der Faschingsgilde, die schon viele Tage vorher mit den Vorbereitungen für den Faschingsbeginn beschäftigt sind. So herrscht an diesem Tag normalerweise am Dorfplatz emsiges Treiben, damit nach der Andacht, die um 14.30 Uhr beginnt und mit der Segnung des letzten Gottesdienstbesuchers endet, der Joggl ausgegraben werden kann. Doch heuer beginnt der Fasching erst einen Tag später, da in Völs seit undenklicher Zeit am Freitag keine Faschingsveranstaltungen stattfinden.

Die Verehrung des Heiligen Blasius im Blasiusmessenbund

Sie soll uns zu einem christlichen Leben hinführen.
Der Hl. Blasius ist uns Vorbild im Glauben und gleichzeitig fürbittender Begleiter. Den Mitmenschen Gutes zu tun, sich selbst in die Gegenwart Gottes zu stellen und im Glauben standhaft zu bleiben, sind Botschaften dieses Heiligen. Seine Lebensgeschichte wird in unserem Kirchenführer „Kirche in Völs – miteinander unterwegs“, der am Schriftenstand in der Pfarrkirche aufliegt, anschaulich beschrieben.

Seit 1734 beten Menschen vereint im Blasiusmessenbund.
Es wird gebetet um:
Gesundheit der Seele und des Leibes,
Glück und Segen im täglichen Leben,
eine glückselige Sterbestunde (der Tod wird nicht aus dem Leben ausgeklammert),
baldige Erlösung der verstorbenen Mitglieder aus dem Fegefeuer (ein Ausdruck, der heute nicht mehr oder oft falsch verstanden wird). Fegefeuer kann mit dem inneren Brennen beim Erkennen der eigenen Fehler und der Reue darüber, Menschen verletzt zu haben, übersetzt werden. Im Angesicht Gottes an der Schwelle der Ewigkeit kann sich der Mensch sehen mit all dem Guten aber eben auch mit seinen Fehlern und Schwächen, und das schmerzt. Dieser Schmerz reinigt und führt zur Vergebung.
Um all dies braucht der Mensch nicht alleine zu beten.
Heute werden vor allem die aktuellen Nöte der Menschen miteingebracht, die Altbischof Reinhold Stecher als die modernen Halskrankheiten bezeichnet: ” Ich wüsste eine ganze Reihe von Krankheiten der Mund- und Rachenhöhle und Halsbeschwerden in unserer Gesellschaft und Kirche, die Anliegen unseres Gebetes sein könnten, für die die HNO nicht zuständig ist.
Sollten wir nicht beten, dass auf der einen Seite die Besserwisser in der Welt und Kirche den Mund nicht zu weit aufreißen, und dass auf der anderen Seite die überzeugten Christen nicht die Maulsperre bekommen, wenn sie in der Öffentlichkeit ihre Sache vertreten und bekennen sollen? Wir müssten darum beten, dass wir heute auf dem Gaumen unseres Empfindens den guten Geschmack dafür bewahren, was Recht ist und was Unrecht, was vernünftig und dumm ist. ... Und wenn wir schon bei Mund und Atem sind, müssten wir nicht darum beten, dass es uns und den Kindern und Enkeln beschert sein möge, noch einigermaßen saubere Luft zu atmen, und könnte man dieses Gebet nicht ausweiten auf eine saubere Luft in Staat, Gesellschaft und Politik, ... Und müssten wir nicht beten, dass wir im Wohlstand nicht ersticken ...? Nein, der heilige Blasius hat wie alle heiligen Fürbitter ein unbeschränktes Ressort, und der Ort des Gebetes auf dem Blasiusberg beschränkt sich nicht auf verschluckte Fischgräten, Heiserkeit und Angina.” (Bischof Stecher, Festpredigt im Oktober 1986 zur 700-Jahr-Feier)

Der Bund wurde seit seinem Bestehen zweimal aufgehoben: 1786 von Kaiser Josef I. – sein Bruder Kaiser Leopold machte diese Anordnung in den 90er des 18. Jh. wieder rückgängig – und 1938-1945 von den Nationalsozialisten. Damals wurden die Tätigkeiten des Bundes und das Wallfahren überhaupt verboten. Doch beide Male hielten sich die Mitglieder nicht daran und wirkten, allerdings eingeschränkt, im Geheimen weiter.

Die Mitgliedschaft erstreckt sich auf Gemeinden im Stubai, auf jene diesseits und jenseits des Brenners bis nach Bozen, auf ebenso viele im Ober- und Unterinntal, - auch auf einzelne in Bayern und Übersee. Heute hat dieser Bund rund 4000 Mitglieder, davon in Völs 1032.
Schon mehr als 270 Jahre vereint der Blasiusmessenbund viele Menschen im Gebet und in der Kraft Gottes.

Beitritt

Der Aufnahmebetrag von € 3,70.- Erwachsene und € 1,50.- für Kinder im ersten Jahr und dann der jährliche Mitgliedsbeitrag für Erwachsene von € 1.50.- und für Kinder von € 0,80.- sind ein Zeichen dafür, dass man zur Gebetsgemeinschaft gehört.

Jährlich werden für alle lebenden und in die Ewigkeit heimgegangenen Mitglieder 7 Hl. Messen gefeiert.

Mitglied kann man in der Pfarrkanzlei werden.
Kanzleizeiten:

Mittwoch 17.00 bis 19.00 Uhr
Donnerstag 9.00 bis 11.00 Uhr
Freitag 15.00 bis 17.00 Uhr
Email: pfarre-voels@stift-wilten.at
Homepage: www.pfarre-voels.net
Pfr. Christoph Pernter

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