Die "Zachäusmelodie" erklang in Zirl

Foto: zeitungsfoto.at

Wer die frühen Morgenstunden nicht scheut, der konnte am Wochenende in Zirl einen besonderen Kirchtagsbrauch erleben. Nach alter Tradition wurde hier der Kirchtag auf eine aussergewöhnliche Art eingeleitet: bereits um 5.00 Uhr früh läuteten 15 Minuten lang die Glocken und vom Kirchturm erklang die „Zachäusmelodie“.

Dieser in Tirol einmalige Brauch lässt sich bis in die Zeit um 1700 zurückverfolgen. Die Pest war ebenso wie die Kriegszeiten glücklich überstanden. In der Überlieferung heisst es, dass die Zirler Bevölkerung daher recht lebenslustig war, dass sie recht ausgelassen den Genüssen des Lebens frönte. Dies kam den Missionspredigern zu Ohren und sie beschworen die Zirler genügsamer zu sein, sich auf die christliche Moral zu besinnen. Viel Erfolg war diesem Ansinnen nicht beschieden. Als der Messner Georg Kranebitter 1723 nach Zirl kam, schrieb er einen Bussgesang, den sogenannten Zachäus. In einer der ursprünglich vier Strophen heisst es: „O ihr Berge, helft uns trauern über Sünders Untergang! Es ist wirklich zu bedauern, weil kein Mittel mehr vorhand. Man hat ihm oft zugerufen und gepredigt von der Buß, es ist doch beim alten geblieben, wie man leider hören muß.“

Seit ca. Mitte des 19. Jahrhunderts ist der Kirchenchor Träger dieses Brauches. Zunächst spielt eine Bläsergruppe die Melodie des Zachäus, anschliessend singt der Kirchenchor die erste Strophe. Dies wiederholt sich auf dem Hauptplatz von Zirl. Nach dieser eher getragenen Aufführung kommt aber wieder die Lebenslust zum Vorschein: die Blasmusikanten spielen fröhliche Melodien und die Zirler wagen ein erstes Tänzchen auf dem Dorfplatz. Und zum Aufwärmen wird ein Schnapserl gereicht. Anschliessend kann man den Kirchtag mit Kirchtagskrapfen in den örtlichen Gasthäusern weiterfeiern.

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