Ehrenbürgerschaft für einen großen Sellraintaler

Verdiente Auszeichnung für einen großen Mann des Sellraintales, überreicht von Bgm. Anton Schiffmann.
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St. Sigmund im Sellrain ist traditionell kein Platz für Weicheier – so gesehen muss man schon einiges aushalten, wenn ein Festakt im Freien am 3. Dezember bei minus 7 Grad Celsius angesetzt ist. Allerdings sind dort auch die Meister der Organisation – und so kletterte pünktlich um 11 Uhr die Sonne über die Sellrainer Berglandschaft, erwies einem "Mann der Berge" solcherart die Referenz und erwärmte die Szenerie. Sie setzte auch eine ganz besondere Ehrung für einen der verdientesten Gemeindebürger in ein spezielles Licht. Alt-Bürgermeister Karl Kapferer wurde die Ehrenbürgerschaft verliehen! Sein Nachfolger Anton Schiffmann verlas eine lange Liste von Ehrengästen, an deren Spitze LR Johannes Tratter, BH Herbert Hauser, Abt. Raimund Schreier vom Stift Wilten, die Bürgermeister des Sellraintales und der Region, der Gemeinderat von St. Sigmund sowie viele ehemalige Amtskollegen des Geehrten standen.
Neben der Verleihung der Ehrenbürgerschaft bildete Karl Kapferers Ernennung zum Ehrenmitglieder der Feuerwehr St. Sigmund einen weiteren Höhepunkt. Selbstverständlich war Gattin Inge samt der Familie zugegen, als die Musikkapelle und die Schützenkompanie aus Gries sowie die Abordnungen der Feuerwehr und der Bergrettung aufmarschierten.

Selfmade-Bürgermeister

LR Johannes Tratter würdigte die Verdienste von Karl Kapferer, der ja nicht nur in 30 Jahren als Bürgermeister, sondern auch in vielen weiteren Funktionen jahrzehntelang unermüdlich gearbeitet hat. "Vor allem die Bürgermeister der kleinen Gemeinde müssen ja vieles, wofür ihre Amtskollegen in den größeren Kommunen einen großen Mitarbeiterstab haben, selbst erledigen. Karl Kapferer hat nicht nur das mit Bravour geschafft, sondern ist auch in allen Ämtern, die er bekleidet hat, selbst gelaufen, wenn es notwendig war!"
Auch Bürgermeister Anton Schiffmann strich die unzähligen Leistungen seines Vorgängers für die Gemeinde St. Sigmund und für das Sellraintal mit all seinen Einrichtungen heraus. Er arbeitete ja als langjähriger Amtsleiter für Karl Kapferer, der vor kurzem auch seinen 65. Geburtstag feiern konnte.
"In der Gemeinde St. Sigmund mit seinen vielen verstreuten Ortsteilen und Weilern hast du in 30-jähriger Amtszeit in vorbildlicher Weise gezeigt, wie man für die Bevölkerung arbeitet," so Schiffmann, der seine Freundschaft mit Kapferer mit einer herzlichen Umarmung bei der Urkundenüberreichung dokumentierte.

Karl Kapferer
Dirigent der Musikkapelle mit mächtigem schwarzem Teleskop-Stock (Foto: Hassl)

Schwarzer Taktstock

Dass er auch als Bürgermeister den Ratrac, für dessen Erwerb er in finanziellen Verhandlungen gesorgt hat, selbst pilotierte, ist verbürgt. Bgm. Schiffmann: "Mit seiner robusten und abenteuerlichen Art, dieses Gefährt zu lenken, hat er uns immer imponiert!"
Karl Kapferer erinnerte sich in einer humorvollen Dankesrede auch an diese Episoden, aber auch an Zeiten, in denen so manche Entscheidung zum Wohle des Dorfes mitunter auch am Kartertisch getroffen wurden.
Die Einladung der Musikkapelle Gries, einen Marsch zu dirigieren, nahm Kapferer gerne an, die Übernahme des weißen, kurzen Taktstockes verweigerte er aber. Stattdessen holte er einen schwarzen Teleskopstock aus seinem Mantel und gab mit diesem Gerät im XXL-Format den Takt vor: "Ein schwarzer Bürgermeister muss zwei Dinge stets dabei haben", begründete der neue Ehrenbürger diese Maßnahme: "Einen schwarzen Kugelschreiber und einen schwarzen Stock, mit dem man zeigen kann, wo es lang geht!"

Kommentar

von Manfred Hassl

Überzeugen, bis alle überzeugt sind

Bei seiner Ansprache erteilte Karl Kapferer allen künftigen Entscheidungsträgern nur eine kurze, aber knackige Polit-Unterrichtseinheit: "Es waren nicht immer alle von meinen Ideen überzeugt – aber in so einem Fall muss man dann halt so lange überzeugen, bis alle überzeugt sind!" Diese Erfahrung machten auch die höchsten Polit-Granden: Bei der Anschaffung der ersten Pistenraupe "überzeugte" Kapferer den damaligen LH Wendelin Weingartner am heiligen Abend (!) so lange, bis dieser die Finanzierung trotz engem finanziellen Spielraum zusicherte. Dies freilich zu einem Zeitpunkt, zu dem der Landeshauptmann aufgrund der Länge der Verhandlungen das Fest mit der Familie zu versäumen drohte. Das derartige "Überzeugungsarbeit" nur im Rahmen einer intakten Familie passieren kann, ließ Karl Kapferer nicht unerwähnt: "Meine Frau Inge und meine Kinder mussten oft auf mich verzichten – aber in der Politik muss manchmal auch ein Glasl getrunken werden, und Durst ist bekanntlich schlimmer als Heimweh!"

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