Westbahntheater
Ein Roboter im Haushalt – geht das?

Roboter "Pasti" ist ein Geschenk und wird trotz anfänglicher Bedenken bald zu einem Teil der Familie. | Foto: Westbahntheater/Tauber
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  • Roboter "Pasti" ist ein Geschenk und wird trotz anfänglicher Bedenken bald zu einem Teil der Familie.
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Das Westbahntheater Innsbruck zeigt in einer Uraufführung eine Tragikomödie des Axamer Autors Joseph Holzknecht mit dem Titel „Das Geschenk.“ Dabei handelt es sich um einen Roboter, der im Leben einer Familie schon bald eine Rolle spielt.

Joseph Holzknecht aus Axams ist in der Schauspiel- und Kabarettszene mittlerweile eine anerkannte Größe. Als Autor macht er jetzt mit seinem Stück „Das Geschenk“, das im Westbahntheater Innsbruck gezeigt wird, auf sich aufmerksam.

Roboter in der Familie

Die gutsituierte Patchworkfamilie sitzt beim Frühstück, der Sohn hat Geburtstag. Plötzlich steht ein Android Roboter der Marke HO5 im Raum, ein Modell, das vorwiegend unterstützend für Pflege- und Haushaltstätigkeiten entwickelt wurde. Roboter „Pastor“, kurz „Pasti“, stellt sich mit dem Satz „Ich bin ein Geschenk“ vor, und wird trotz anfänglicher Bedenken bald zu einem Teil der Familie.
„Ich bin begeistert, wie mein Stück im Westbahntheater umgesetzt wird“, so der Autor. „Es ist ein spannendes, zeitnahes, tiefgründiges Stück mit viel Humor und auch einer Prise Horror.Ein dramatisch-komischer Blick in die Familie der nahen Zukunft, in der Roboter die besseren Zuhörer sind und vielleicht sogar ein eigenes Selbstbewusstsein entwickeln.“

Joseph Holzknecht aus Axams legt als Autor ein bemerkenswertes Stück vor, | Foto: privat
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Bestandsaufnahme

Als Pflegehelfer, Haushaltsunterstützung etc. sind moderne Maschinen bereits im Einsatz, so Joseph Holzknecht: "Sie stehen nicht vor, sondern bereits in der Tür. Die künstliche Intellegenz hat uns ja schon lange erobert und ist allgegenwärtig. Es ist also eine Bestandsaufname und ein Blick in die nahe Zukunft – aber es ist keine Science Fiction mehr."

Spieltermine

Die Premiere findet am Freitag, dem 16. Juli, um 20 Uhr im Westbahntheater Innsbruck statt. Weitere Spieltermin im Juli sind am Samstag, dem 17. Juli (20) und am Sonntag, dem 18. Juli (19). Alle weiteren Spieltermine im August sowie die Möglichkeit zur Ticketreservierung finden Sie auf https://www.theaterverbandtirol.at/termine#member=640

Interview

Wir wollten die Details zu diesem brisanten Thema, das der Autor aufgegriffen und umgesetzt hat, genauer wissen und baten Joseph Holzknecht zum Interview:

Bezirksblätter: Wie würden Sie ihr Stück „Das Geschenk“ in kurzen Worten beschreiben?
Joseph Holzknecht: Ein Roboter als Geburtstagsgeschenk erobert die Familie Schatzl. Nichts bleibt wie es war.

Ist Robotik im familiären Bereich ein gewagtes Thema?
Der Auslöser war ein Ö1-Beitrag vor drei Jahren mit Dirk Jarré, einem Altersforscher aus Deutschland, der selbst schon 80 Jahre alt und ein großer Befürworter von Robotik im sozialem Bereich ist. Lustig war, dass die Moderatorin aus allen Wolken fiel, weil Jareé sich so stark für die Robotik im Pflegebereich einsetzt. Da war mir klar, dass der Konflikt, den ein Theaterstück so dringend braucht, gegeben ist. Und es besteht auch viel Platz für Tiefsinn, Humor und Horror.

Vor drei Jahren? Da liegt aber viel Zeit dazwischen.
Naja, bis es geschrieben und zigmal umgeschrieben war, ist schon ein Jahr vergangen. Erfreulich war, dass es ein deutscher Theaterverlag gleich genommen hat und sich auch um die Filmrechte bemüht hat. Diesbezüglich war ich aber zurückhaltend. Die Filmrechte sind noch bei mir. Das Westbahntheater Innsbruck hat sich um das Recht der Uraufführung gekümmert, dann kam Covid. Der Probenbeginn wurde dreimal verschoben. Es ist eine große Freude, dass wir jetzt endlich loslegen dürfen.

Der Roboter als Abbild des Menschen, da wird einem schon ein bisschen schummrig?
Spannend ist, was das mit uns macht. Wie es uns verändert. Experten behaupten, es wird die größte Revolution seit der Erfindung der Dampfmaschine, mit ähnlichen Folgen. Es geht nicht um „Ja“ oder „Nein“, es geht wieder einmal um das: „Wie gehen wir damit um“.

Wie stehen Sie persönlich zu dieser Thematik?
Wir werden nicht umhin kommen, sie in unser Leben zu lassen. Künstliche Intelligenz) – kurz: KI – begleitet uns ja täglich. Wer wird mir im Alter ein Buch vorlesen, mit Spielen die Zeit vertreiben. Komplimente machen, bei der Toilette behilflich sein. Mir ein möglichst langes Leben zu Hause ermöglichen, ohne dass sie ein Angehöriger aufopfert. Im Seniorenheim sind sie ja dann ohnedies präsent. Der Pflegeberuf ist ein Mangelberuf. Allgemein ist der Tenor „unterstützend ja, ersetzend nein“.

Das Geschenk: Spannend, zeitnah und tiefgründig. | Foto: Westbahntheater/Tauber
  • Das Geschenk: Spannend, zeitnah und tiefgründig.
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Aber es ist eine gefühllose Maschine?
Nicht ganz. Die Entwicklung geht dahin, dass sie Gefühlszustände erkennt und dann dementsprechend reagieret. Also aufheitern, wenn es einem nicht so gut geht oder sich mitfreuen, wenn man gut drauf ist. Sie können Einsamkeit vertreiben. Auch Nothelfer und Überwacher sein. Auch ein Spiegel der Gesellschaft. Warum brauchen wir sie? Es ist aber immer auch ein Spiel mit dem Feuer. Feuer kann wärmen, man kann sich aber auch verbrennen.

Also ist die Frage, wie man persönlich damit umgeht?
Genau, die ethische Diskussion wird parallel geführt. Es braucht gesetzliche Regelungen. Aber wer will mir letztlich vorschreiben wie ich meinen Robi in meinen eigenen vier Wänden einsetze? In asiatischen Ländern werden Sexroboter – auch für Frauen – am Fließband produziert. Schrecklich –da beginnt wieder der Horror.

Nutzen Sie selbst schon Robotik in ihrem Haus?
Bis dato nur einen Staubsaugerroboter. Nichts Verwerfliches, oder? Aber was ist, wenn dieser Informationen sammeln kann und diese von außen abrufbar sind? Dann sind wir wieder im kriminellen Bereich. Trotzdem, das Staubsaugen bin ich los. Ich muss mich eben informieren, dass sich mein Robisauger nur auf die eine, ihm zugewiesene Aufgabe kümmert.

Stichwort Pflege: Ist es nicht erschreckend, von eine Maschine betreut zu werden?
Ganz alleine wird sie es nicht machen können, unterstützend eben. Eine Pflegeleiterin hat mir erzählt, dass sie eine Roboterrobbe hatten. Die sehen aus wie kleine Robben mit sanftem Fell. Wenn man sie streichelt, gibt sie kindliche Babylaute von sich. Die meisten Heimbewohner haben sie geliebt und sich sogar um die Robbe gestritten. Die Pflegeleiterin hat sie dann heimlich verschwinden lassen. Es war ihr zu skurril.

Sehen Sie bereits weitere Einsatzmöglichkeiten?
Ja, und nicht nur in der Fantasie. Robotik wird in der modernen Landwirtschaft längst eingesetzt. Bei der mechanischen Unkrautbekämpfung beispielsweise –also ein Biobauer. Sie könnten zukünftig auch mal einen Nachbarschaftsstreit schlichten. Als unparteiische Mediatoren tätig sein. Die Frage ist, ob die Streithähne das Ergebnis akzeptieren. Übrigens können sie auch schon Fußball spielen. Es gibt eine eigene Mannschaft, die aus Robotern besteht. Gegen Spanien werden sie es schwer haben. Gegen Österreich wäre es wohl eine offene Partie.

Klingt lustig, ist aber doch ein ernstes Thema?
Eben eine Tragikomödie. Die Gefahr der Manipulation ist natürlich gegeben. In der Kriegsmaschinerie ist es noch mal ein ganz anderes Thema. Mich interessiert die Robotik als „Friedensmission.“ Natürlich ist es schön, wenn man keinen Bedarf hat. Aber haben wir die Wahl? Wir jammern über die Handys, wer möchte aber sein eigenes missen? Jede Maschine hat einen Knopf zum Einschalten, mit dem selben kann man sie aber auch ausschalten. Letztlich können wir mal wieder selbst entscheiden, über Fluch oder Segen. Wer jedenfalls einen Blick in die nahe Zukunft werfen mag, ist herzlich willkommen.

www.meinbezirk.at/westliches-mittelgebirge

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