Axams
Würdigung zum 80. Todestag des Dramatikers Karl Schönherr
Am 15. März 2023 jährt sich zum 80. mal der Todestag des großen Axamer Dramatikers Karl Schönherr. Elisabeth Zorn, die selbst bei vier Aufführungen von Schönherr-Stücken im Volkstheater Axams Regie geführt hat, fasst das Leben und Schaffen zusammen.
Geboren wurde Karl Schönherr am 24. Februar 1867 als viertes von insgesamt fünf Kindern in Axams, Hausnummer 86 (heute Karl-Schönherr-Straße 16, Bäckerei Bucher). Sein Vater Josef Schönherr stammte aus Obsteig, die Mutter Maria geb. Suitner aus Leiblfing. Josef Schönherr war Lehrer in Seefeld und ab 1864 Lehrer, Messner und Organist in Axams. 1872 trat er den Schuldienst in Schlanders in Meran an und die Familie Schönherr verließ Axams. Josef Schönherr verstarb im Alter von nur 41 Jahren. Die Mutter übersiedelte mit ihren Kindern nach Bozen und ermöglichte trotz einer sehr geringen Rente ihren Söhnen Ferdinand und Karl das Studium. Nach der Matura studierte Karl Schönherr zuerst Germanistik, ehe er sich der Medizin widmete. 1896 promovierte er in Wien zum Doctor medicinae und war in weiterer Folge auch als Arzt tätig.
Erste Werke
Bereits während seines Studium begann er zu schreiben. Mit seinen ersten Werken stieß Schönherr allerdings auf wenig Unterstützung. So antwortete die Wagner`sche Druckerei In Innsbruck auf ein Ansuchen um das Verlegen seiner Schriften: „Die Lederhosen in der Literatur sind jetzt eine so oft wiederkehrende Erscheinung, dass sie, mehr noch als in der Malerei, ihre Zugkraft dortselbst verloren haben.“ Im Jahr 1895 gelang es ihm aber, sein erstes Buch „Inntaler Schnalzer, Gedichte in Tiroler Mundart“ beim Verlag Aug. Schulze/Leipzig zu veröffentlichen. Noch im selben Jahr gab der Leipziger Verlag H. Haessl Schönherrs „Tiroler Marterln für abgestürzte Bergkraxler" (Bergsteigermarterln) heraus. Sein erstes Stück „Der Judas von Tirol“ wurde 1897 in Wien uraufgeführt und erwies sich als Misserfolg. Erst die Aufführung von „Bildschnitzer“ im Jahr 1900 geriet zu einem durchschlagenden Erfolg. Schönherr beschloss, seine Tätigkeit als Arzt zu beenden und sich ganz der Schriftstellerei zu widmen.
Heimatland Tirol
In vielen seiner Dramen dienen die bäuerliche Bevölkerung und die Geschehnisse in seinem Heimatland Tirol als Grundlage. In seinen Stücken beschäftigte er sich aber auch immer wieder mit den Sorgen und Problemen des Arzt-Berufes. Nicht vergessen werden sollten die unzähligen Erzählungen, die 1911 im Verlag Staatsmann im Novellenband „Aus meinem Merkbuch“ veröffentlicht worden sind.
Seine Theaterstücke wurden an Wiener Bühnen, auf der damals berühmten Exl-Bühne in Innsbruck, aber natürlich auch am Volkstheater Axams mit großem Erfolg aufgeführt: „Volk in Not“ (1937, 1959, 1984), „Erde“ (1962, 1987), „Frau Suitner“ (1963, 1993), „Der Weibsteufel“ (1966, 2003), „Karnerleut“ (1973, 2007), „Bildschnitzer“ (1973), „Der Judas von Tirol“ (1977, 2009), „Glaube und Heimat“ (1998), „Kindertragödie“ (2007) und „Sonnwendtag“ (2017)
Axamer Heimattag
Zu Schönherrs 70. Geburtstag im Jahr 1937 richtete Axams den „1. Axamer Heimattag“ aus. Die Gedenktafel am Geburtshaus wurde enthüllt und am Nachmittag führte das Volkstheater unter der Regie von Alois Zorn „Volk in Not“ auf. Es war die erste Aufführung eines Schönherr-Stückes in seinem Heimatdorf. Anton Dörrer brachte anläßlich dieses Festtages das Büchlein „Axams, die Heimat Karl Schönherrs“ heraus. Es war der letzte Besuch von Schönherr in seinem Geburtsort. Der Schriftsteller dankte mit einem ehrenden Bekenntnis zu seiner Heimatgemeinde: „Vor Jahren bin ich weggegangen, als Siebzigjähriger kehre ich wieder. Ich habe immer bei euch gelebt und eure Sprache geredet. Ihr Axamer seid die ersten gewesen, die 1809 ihre Heimat verteidigt haben. Ihr Bauern von Axams, Götzens, Birgitz und Grinzens seid alle bedankt und gegrüßt!“
Karl Schönherr verstarb am 15. März 1943 in Wien und ist in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt worden.
Posthume Feier
Zu seinem 100. Geburtstag gab es in Axams eine posthume Feier und ein Gedenken im Theatersaal. In einer medialen Veröffentlichung schilderte Karl Schönherr das Werden seiner Dichtung mit folgenden Worten:
„Von dem ungeheuer verwirrenden Getriebe der Großstadt hoben sich immer klarer die Konturen des stillen, fernen Berglandes vor mir ab. Je verbissener und frostiger es mich anwehte, umso wärmer und strahlender erschien mit die ferne Heimat. Es ist Tatsache, dass ich alle meine Heimatdramen in der Großstadt konzipiert habe, aus einer in mir schmerzlich lebendig gewordenen gewaltigen Kontrastwirkung heraus, die ja letzten Endes jede künstlerische Wirkung bedingt. Die Großstadt hat mich das Heimweh gelehrt und dadurch mein bescheidenes Heimatwerk zur möglichen Entfaltung Reife gebracht.“
Mein Tirol
Der bekannte Tiroler Schriftsteller Karl Paulin beschreibt in seinem Werk „Tiroler Köpfe“ die letzte Begegnung mit Karl Schönherr: Wie ein flügellahmer Adler saß er im Lehnstuhl. Nur aus seinen Augen flammte noch immer das alte Feuer. Als ich dem Dichter tirolerische Grüße entrichtete, überquollen die Augen des einst so eisenharten Mannes in tiefer Heimatsehnsucht: ‚Grüßen Sie mir mein Tirol‘ waren seine letzten an mich gerichteten Worte.“
Würdigung im KuHlturstall
Im KuHlturstall Axams (Karl-Schönherr-Straße 5) würdigt man am 15. und am 16. März den 80. Todestag mit zwei Aufführungen von "Der Weibsteufel". Lisa Hörtnagl, Francesco Cirolini und Edwin Hochmuth stehen auf der Bühne, Klaus Rohrmoser führt Regie.
Dass sich Schönherr-Aufführungen auch heute noch größten Zuspruchs erfreuen, wird unter Beweis gestellt. Sowohl im KuHlturstall Axams als auch im Innsbrucker Kellertheater, wo das Stück in dieser Besetzung auf dem Spielplan stand, waren alle Vorstellungen restlos ausverkauft!
Weitere Infos über Karl Schönherr:
www.onb.ac.at/bibliothek/sammlungen/literatur/bestaende/personen/schoenherr-karl-1867-1943
https://orawww.uibk.ac.at/apex/uprod/f?p=TLL:2:0::::P2_ID:790
https://www.zvab.com/buch-suchen/titel/gesammelte-werke/autor/karl-schoenherr/
Weitere Berichte: www.meinbezirk.at/westliches-mittelgebirge
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