Vizebgm. Volkmar Reinalter: "Brückenschlag – quo vadis?"

Vizebgm. Volkmar Reinalter äußert Kritik und bringt Vorschläge in die Diskussion ein. | Foto: privat
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Der Götzner Vizebürgermeister Volkmar Reinalter nimmt zum Thema "Brückenschlag" Stellung – der Wortlaut ist im Original wiedergegeben:

Vor wenigen Wochen kam „die Katze aus dem Sack“ – die Tiroler Volkspartei informierte über die Medien, dass das Projekt „Brückenschlag“ für die Landespolitik vom Tisch ist und aufgrund verschiedenster Bedenken nicht realisiert werden kann. Diese Information löste unterschiedliche Emotionen aus, große Freude bei den Gegnern und tiefste Enttäuschung bei den Projektbefürwortern, denen der Landeshauptmann noch vor der Landtagswahl die Realisierung des Projektes in die Hand versprochen hat.
Was ist falsch gelaufen? Wie geht es mit unseren Bergbahnen weiter? Wie entwickelt sich der ohnehin sehr bescheidene Tourismus in der Region?

„Eines kann vorweg ohne Zweifel festgestellt werden, die Arroganz und der Dilettantismus, mit welchem die Projektbetreiber dieses äußerst sensible Projekt begleitet haben, war alles andere als der Sache dienlich!“

Die betroffene Bevölkerung wurde sehr schlecht informiert, man vermittelte fast den Eindruck, die Meinung der Bevölkerung ist egal, die Landespolitik wird alles richten. Dabei hätte man mit einer ehrlichen und transparenten Vorgangsweise (nicht alles ist gut – nicht alles ist schlecht!) mit der Bevölkerung des westlichen Mittelgebirges und des Stubaitales ohne Probleme einen sachlichen Dialog führen können und die qualitativ sehr hochwertigen Unterlagen bzw. Gutachten (Verkehr, Wirtschaftlichkeit, Finanzierung, usw. ..) näher bringen können.

„Eine ehrliche Auseinandersetzung mit diesen Themen hätte viele Zweifler vom Projekt überzeugen können. So reichte der einfache Spruch „Rettet die Kalkkögel“ um die Landespolitik vor Feigheit erstarren zu lassen und die peinliche Performance der „Brückenschlagler“ vorzuführen.“

Doch es kommt noch schlimmer – man hat aus diesen Fehlern anscheinend nichts gelernt und hält stur an diesem zu Tode geweihten Projekt fest. Unglaublich dumm – aber leider wahr!
Anstatt mögliche Alternativen abseits der Kalkkögel zu überlegen – Altlandesrat Steixner präferierte einst eine Variante über das „Halsl“, verliert man mit dieser Sturheit wertvolle Zeit, Zeit die den endgültigen Tod für den spärlichen Tourismus der Region westl. Mittelgebirge und in späterer Folge auch für die beiden Bergbahnen bedeuten könnte.
Darum ist dringend „Ärmel aufkrempeln“ angesagt, endlich müssen in regionaler Zusammenarbeit die eigenen Hausaufgaben erledigt werden und da ist, neben den einzelnen Gemeinden, vor allem BGM Rudolf Nagl als Landtagsabgeordneter und Regionsobmann gefragt.

„Sprachrohr einer Liftgesellschaft zu sein (Anm. Nagl) ist zu wenig. In erster Linie geht es um unsere Region von Mutters bis Grinzens!“

Was ist unter eigene Hausaufgaben gemeint?

Ausweisung von realistischen Tourismuszonen
Nach mehreren Gesprächen mit einschlägigen Experten ist in unserer Region ist ein realistischer Ausbau von 800 Betten im Nahbereich der beiden Schigebiete möglich. Dieselben bestätigen auch, dass damit bei den Liftgesellschaften eine Umsatzsteigerung von rund 1 Mio. Euro jährlich möglich ist. Damit kann ein wesentlicher Beitrag zum Überleben der bestehenden Schigebiete geleistet werden.

Zusammenschluss Mutterer Alm – Axamer Lizum
Die Bevölkerung des westl. Mittelgebirges will den Zusammenschluss beider Schigebiete. Die Kosten können jedoch in der derzeitigen Situation nicht von den Liftgesellschaften gestemmt werden. Das Land Tirol, die Gemeinden und der Tourismusverband müssen hier federführend als Startinvestoren eingreifen.

„Ohne einem starken Signal der öffentlichen Hand, wird sich die touristische Abwärtsspirale im Mittelgebirge noch stärker nach unten drehen.“

Regionales touristisches Leitbild

Die Region muss mit ihren Stärken als Marke erkennbar sein. Das touristische Konzept dazu braucht einen roten Faden. Die Kalkkögel sind ein Juwel der Gemeinde Grinzens und der Region. Hermann Buhl, einer der bekanntesten Bergsteiger der Welt hat sich sehr viel in den Kalkkögeln aufgehalten. Muss das geheim gehalten werden? Grinzens hat ideale Voraussetzungen für den „sanften Tourismus“, ein Berg- und Wanderdorf mit einem nahtlosen Übergang in die Stubaier Alpen. Auch die Idee der Projektgegner, einen „Naturpark Kalkkögel“ einzurichten hat seinen Reiz und sollte nicht einfach verworfen werden. Mutters, Götzens, Birgitz und Axams braucht ein klares Bekenntnis für eine gemeinsame Schi- und Freizeitdestination.

Verbindung Schlick – Prüfung anderen Varianten ohne Beschneidung der Kalkkögel
Der Zusammenschluss mit der Schlick ist ohne Zweifel eine Überlebensfrage für unsere Schigebiete. Dies geht auch aus den hochwertigen wirtschaftlichen Gutachten eindeutig hervor.
Ebenso klar ist aber auch, dass eine Beschneidung der Kalkkögel politisch auch in absehbarer Zeit nicht möglich ist. Daher sind Alternativen, wie etwa die von Anton Steixner vorgeschlagene Verbindung über das „Hals“ jedenfalls zu prüfen. Einen zweiten Anlauf kann es jedoch nur unter starker Einbindung der betroffenen Bevölkerung geben.

„Nicht die Bürgermeister bestimmen, wie es in der Region weitergeht, sondern die Gemeinderäte und letztendlich vor allem die betroffene Bevölkerung. Wer das nicht begreift wird spätestens bei der Gemeinderatswahl im nächsten Jahr eine saftige „Watschn“ einfahren!“

Es ist daher dringend notwendig alle weiteren Initiativen dorthin zu versachlichen. Eine Evaluierung des Schutzgebietes ist dabei dringend notwendig. Wo ist der Schutzzweck erfüllt, wo wird er ad absurdum geführt?

„Jedenfalls braucht es eine ehrliche und transparente Vorgangsweise gegenüber der Bevölkerung! Man kann es sicher nicht jedem rechtmachen, das ist auch nicht notwendig, aber die Bevölkerung verträgt Transparenz. Mit klaren stichhaltigen Antworten zu den Themen Verkehr, Umwelt, Finanzierung und Wirtschaftlichkeit kann man viele Menschen von der Sinnhaftigkeit dieses Vorhabens überzeugen und in weiterer Folge auch das für das weitere Verfahren dringend notwendige öffentliche Interesse überzeugender darstellen.“

Diese Gedanken sind nicht utopisch, sie können ohne große Probleme umgesetzt werden, sie setzen jedoch ein totales Umdenken aller Verantwortlichen voraus. Alte Denkmuster sind zu verwerfen – Kirchturmpolitik bringt uns nicht weiter, im Gegenteil, sie machen unser wunderschönes Mittelgebirge zu etwas, was wir alle nicht wirklich wollen – zu einem exklusiven Wohn- und Schlafdorf für Innsbruck und nicht mehr.
(Ende der Aussendung)

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