Gesetzesänderung
Campingbranche fühlt sich als Bauernopfer

Georg Giner ist in der umstrittenen Causa seitens der Camping-Branche um Aufklärung bemüht. | Foto: Hassl
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  • Georg Giner ist in der umstrittenen Causa seitens der Camping-Branche um Aufklärung bemüht.
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Aus der Campingbranche ist ein lauter Aufschrei vernehmbar. Grund ist das neue Camping-Gesetz, das „den Wildwuchs von Chaletdörfern“ verhindern soll!

Georg Giner, Besitzer des Ferienparadieses Natterer See, war zuletzt oft in den Medien. Schließlich ist er überall dort, wo auf nationaler und internationaler Ebene Auszeichnungen vergeben werden, stets „auf dem Podest“. Giner ist auch Fachgruppenobmann der Freizeit- und Sportbetriebe in der Wirtschaftskammer, Bundessprecher der österreichischen Campingplatzbetreiber sowie Delegierter in der EFCO, der europäischen Interessenvertretung der Camping- und Freizeitparkbetreiber.

Campingbranche im Fadenkreuz

„Aufgrund des Projektes der Fa. EuroParcs aus Holland, die bekanntlich zwei Campingplätze in Leutasch und in Pettneu gekauft hat, ist die gesamte Campingbranche ins Fadenkreuz geraten. Mit der von der Politik lancierten Zielsetzung, die vermutete Errichtung von illegalen Freizeitwohnsitzen durch ein neues Gesetz verhindern zu wollen, schüttet man nämlich das Kind mit dem Bade aus“, so der Experte, der Klartext spricht: „Für die Zukunft der Campingplatzbetreiber bedeutet dies nichts anderes, als dass wir unser Angebot nicht mehr nachfragekonform entwickeln können und dadurch massiver Schaden an erfolgreichen Tiroler Unternehmen angerichtet wird.“

An der Realität vorbei

Die geplante Begrenzung der künftig verfügbaren Fläche von 20 % des gesamten Stellplatzareals zur Installierung von Mobilheimen geht völlig an der Realität vorbei, glaubt Giner: Schließlich gibt es bereits jetzt in Tirol viele Campingplätze, die aktuell schon über einen höheren Prozentsatz von mobilen Mietunterkünften zur touristischen Nutzung verfügen. Giner selbst widmet in seiner Ferienanlage rund 30 % den Mobilheimen. „De facto bedeutet dieses Gesetz, dass jegliche zukunftsgerichtete Entwicklungsmöglichkeiten für in Tirol größtenteils familiengeführte Tiroler Unternehmen verboten werden.“ Auch die Erneuerung von Mobilheimen werde dadurch ausgeschlossen, da in Zukunft die Fläche dieser Mietunterkünfte von 60 auf 45 Quadratmeter reduziert werden müsste und diese für den Tourismus nicht mehr interessant wären.

Falsche Darstellung

„Es ärgert mich sehr, dass die Darstellung in der Öffentlichkeit teilweise falsch ist“, so Georg Giner: „Die Behauptung, wonach Campingplatzbetreiber der heimischen Bevölkerung Baulandreserven entziehen, ist ungeheuerlich. Mobilheime befinden sich auf bereits seit Jahrzehnten diesem Zweck gewidmeten Sonderflächen Campingplatz. Namens der gesamten Branche möchte ich betonen, dass wir touristische Unternehmer sind und in keinster Weise illegale Wohnsitze haben wollen bzw. diese sogar fördern.“ Moderne Campingplätze seien tolle Ferienanlagen, auf denen Mobilheime dazugehören würden, glaubt Giner. „In südlichen Ländern ist das schon seit Jahrzehnten üblich. 2001 wurde schließlich auch das Tiroler Campinggesetz entsprechend angepasst, um im internationalen Wettbewerb nicht auf der Strecke zu bleiben.“

Auszeichnung

Faktum: Das Ferienparadies Natterer See wurde erst vor wenigen Tagen mit dem begehrtesten europäischen Preis – dem ADAC Camping Award – in der Kategorie „Innovation und Fortschritt“ ausgezeichnet – also in jener Sparte, der jetzt in Tirol mit einer Gesetzesnovelle, die am Ziel vorbeiführt, ein Riegel vorgeschoben werden soll. Dem „Megatrend Glamping“ (Glamouröses Camping) wird nämlich dadurch Rechnung getragen, dass in den Betrieben innovative und naturnahe, nachhaltig ausgerichtete Urlaubsformen angeboten werden.

Bauernopfer

Für Georg Giner steht eines fest: „Wir sind stets gesprächsbereit und auch für eine Novellierung des Gesetzes zu haben. Allerdings nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg. Wir sehen uns im Zusammenhang mit den beiden Projekten in Leutasch und in Pettnau als Bauernopfer. Es soll klar herausgestrichen werden, dass auch wir diese Projekte nicht für gut befinden, weil wir uns gegen die ungebremste Entwicklung von Freizeitwohnsitzen aussprechen. Wir wollen aber kein Gesetz, dem unsere gesamte Branche zum Opfer fällt.“

Weitere Berichte: www.meinbezirk.at/westliches-mittelgebirge

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